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Mit Gummistiefeln ins Glück – Mein heilsamer Garten


von Katri Dietz

 

„Wer einen Garten hat, lebt schon im Paradies“
(Aba Assa)

Ich bin zum Gärtnern gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Gartenarbeit war mir lange Zeit verhasst. Ich erinnere mich an ungeliebte Frühlingssonntage, in denen ich ca. dreizehnjährig von meinen Eltern zur Gartenarbeit abkommandiert worden war. Also schob ich miesepetrig im norddeutschen Nieselregen die Schubkarre, wünschte mich ins warme Wohnzimmer und ließ meine pubertäre Laune an allem aus, das sich mir in den Weg stellte. Regenwürmer interessierten mich nicht mehr, Insekten fingen an, mich zu ekeln, Erde an den Händen mochte ich nicht, und Vögel waren mir egal. Als ich ungefähr fünfzehn war, hatten meine Eltern ein Einsehen, ich war einfach nicht zur Gartenarbeit geboren und durfte mich meinen eigenen Interessen widmen.

Wiederum fünfzehn Jahre später wurde meine Tochter geboren, daraufhin suchten mein Mann und ich ein Eigenheim - wegen der Kinder sollte es einen Garten haben. Mit viel Glück fanden wir unser renovierungsbedürftiges Traumhaus. Wir zogen aus Hamburg aufs schleswig-holsteinische Land, in unser Häuschen mit alten Apfelbäumen und Kletterrosen. Ich stellte mir die Zukunft wunderbar vor: malerisch, sonnig und idyllisch.


Mit Gummistiefeln ins Glück - Mein heilsamer Garten
© bboellinger/pixabay.com


Das Kind sollte entspannt neben mir auf einer Decke im Garten spielen, ich würde Bücher lesen oder schreiben und es wäre alles ein heiterer Ort der Gelassenheit.

Was wir nach der Renovierung unseres Hauses auf unserem Grundstück vorfanden, ähnelte allerdings kaum dem Garten meiner Träume: ein Haufen Bauschutt türmte sich neben dem anderen, altes Spielgerümpel lugte hinter vertrockneten Thujen hervor, der Garten war verwuchert mit Tannen und Haselnüssen. Es regnete und stürmte. Von heiterer Gelassenheit keine Spur.

Als meine Tochter anfing zu laufen, wollte sie keinesfalls mehr auf einer Decke liegen, dazu war der Garten viel zu spannend (und die rostigen Nägel waren auch herrlich gefährlich), zum Lesen oder Schreiben kam ich kaum, und wenn wir draußen waren, schienen Bienen, Mücken, Stechfliegen und anderes Getier eine Armee gegen uns zu bilden.


Als meine Tochter anfing zu laufen, wollte sie keinesfalls mehr auf einer Decke liegen
© Helena Lopes/pexels.com



Das Geschrei der Vögel störte mich, und ich vermisste meine Stadt


2007 hatte ich meinen ersten Burnout und endlich genug Zeit, mich mit meiner neuen Lebenssituation zu beschäftigen. Während meine Tochter tagsüber einige Stunden bei einer Tagesmutter verbrachte, stürzte ich mich in diesen verhassten Garten. Die frische Luft, die Bewegung und die schnell sichtbaren Erfolge waren überraschend ein Schlüssel zum Glück für mich: Nichts vertreibt Wut, Drama und Selbstmitleid so nachhaltig wie Gartenarbeit.

Erst rückte ich den Beeten mit einer Hacke zu Leibe. Ich hatte keine Ahnung, was ich da entfernte, aber ich wusste: Alles muss raus. Im Nachhinein weiß ich, dass ich vor allem Giersch herausgerissen habe - der sich hartnäckig immer wieder einfindet. Gartenfreunde kennen das sicher. Heute habe ich kleine Giersch-Ecken, von denen sich u.a. Schmetterlingsraupen ernähren. Ich lernte, einzelne Pflanzen voneinander zu unterscheiden. Dafür gibt es heute zahlreiche Apps, vor fünfzehn Jahren habe ich noch in Pflanzenlexika nachgeschlagen.


Das Geschrei der Vögel störte mich, und ich vermisste meine Stadt
© Gary Barnes/pexels.com


Als der Garten von Schutt und Asche und den Trümmern der Vorbesitzer befreit war, verliebte ich mich in Rosen. Wir hatten einiges an Kletterrosen übernommen, und da ich Rosen schon immer mochte und wir in einer Rosengegend mit mehreren namhaften ansässigen Züchtern leben, begann ich, mir Rosenausstellungen anzusehen. Mit meinen 32 Jahren war ich dort eine der Jüngsten, aber wo die Liebe hinfällt…Freunde fingen an, mich für schrullig und spießig zu halten, aber mit Rosen hatte ich eine große Liebe gefunden. Ich las alles, was es zu lesen gab, lernte Wissenswertes über Züchter, vor allem über David Austin, und begann den Fokus meines Gartens auf Rosen zu setzen. Jede neue Rose war wie ein neues Baby für mich. Ich hegte und pflegte, düngte und sprühte, und sammelte einzelne Blattläuse ab. Zwischendurch bekam ich mein zweites Kind, schrieb einen zweiten Roman, und war dann wieder täglich im Garten.



Sonja Di Leo: Keine Zeit zu gärtnern - Blumenparadies mit wenig Aufwand: Mit Beetplänen, Profi-Tipps und Pflanzenporträts zu Stauden, Gräsern und Einjährigen
Sonja Di Leo (Autor)

Keine Zeit zu gärtnern

Blumenparadies mit wenig Aufwand
Keine Zeit zu buddeln, ackern und schuften? Trotzdem soll der Garten immer blühen und schön aussehen? Dann ist dieses neue Gartenbuch genau das Richtige!

„Keine Zeit zu gärtnern“ hilft dir dabei, den Zeit- und Arbeitsaufwand rund um deinen Garten so gering wie möglich zu halten! Hier findest du übersichtliche To Do-Listen, perfekt ausgearbeitete Beetpläne mit Stauden, Gräsern und Einjährigen für jeden Geschmack und kompakt aufbereitetes Gartenwissen.

  • Mit wenig Aufwand zum immerblühenden Gartentraum
  • 12 Beetpläne zum Nachpflanzen
  • Auf einen Blick: Blühkalender, Pflanzenporträts und vieles mehr
  • Kompakt und übersichtlich aufbereitete Listen und Infos sparen schon bei der Planung Zeit – so bleibt im Terminkalender mehr Platz für das Wesentliche!
  • Ausgezeichnet beim Deutschen Gartenbuchpreis als bester Einsteigerratgeber von der Leserjury der Zeitschrift „Mein schöner Garten“ aus dem Burda Verlag

Egal ob großer oder kleiner Garten, Vorgarten oder Inselbeet – Das Anlegen von Staudenbeeten macht Arbeit. Mit ein paar Tipps und Tricks lässt sich diese aber verschwindend klein halten. Sonja Di Leo begleitet dich mit gebündeltem Gartenwissen aus langjähriger Erfahrung durch dein Gartenjahr. Welche pflegeleichten Stauden gibt es? Wie vermeide ich ein karges Beet im Winter? Was mache ich, wenn ich keine Zeit habe ständig zu gießen? Mit ihrem Buch nimmt Sonja Di Leo dir zudem viele Aufgaben ab und verschafft dir somit wertvolle Zeit, deinen Garten einfach mal zu genießen und dich ohne viel Aufwand an seinem üppigen Farbenspektrum zu erfreuen. Ihre 12 vorgefertigten Beetpläne kannst du ohne eigene Planung direkt in deinem Garten umsetzen. Anhand des übersichtlichen Blühkalenders siehst du auf einen Blick, wann welche Sorte blüht. Sonja Di Leo bringt das Wesentliche rund um den Ziergarten auf den Punkt und erspart dir damit viel Arbeit in deinem Garten.



Mit den Händen in der Erde fühle ich mich am meisten mit mir und der Welt verbunden. Gärtnern ist nachweislich heilsam gegen Depressionen, Rosenduft macht glücklich, Lavendel beruhigt. Ich pflanzte viele Kräuter wie Salbei, Pfefferminz, Mönchspfeffer oder Rosmarin um je nach Stimmung oder Gesundheitszustand für mich oder die Familie Tee kochen zu können. Mit Brennnesseln experimentierte ich und erklärte unseren Garten zur Naturzone. Unsere Holunder ließen wir aus gutem Grund stehen. Sie gelten als Schutzpflanzen des Hauses und bieten Vögeln und Bienen Nahrung und Heimat. Holunderblütensirup ist erfrischend und lecker, reife Holunderbeeren sind stark Vitamin-C-haltig und gut gegen Erkältungen und fürs Immunsystem.



Unsere Kinder liebten es, in unseren Apfelbäumen zu klettern und bis zur Corona-Zeit tobten fast jeden Tag mehrere ihrer Freunde über unser Grundstück


Wir machten gemeinsam Lagerfeuer, sammelten Löwenzahn, kochten daraus Gelee. Unsere Äpfel ernteten wir und brachten sie zum Saften. Mein Mann baute mir zwei Hochbeete für Gemüse und einen Bachlauf mit Teich als Wasserquelle für Vögel, Igel, Eichhörnchen und alle anderen Bewohner unseres Gartens. Meine Tochter steckte oft bis zu den Schultern mit beiden Armen im Tümpel und suchte nach Molchen und Fröschen.

Unsere Kinder liebten es, in unseren Apfelbäumen zu klettern und bis zur Corona-Zeit tobten fast jeden Tag mehrere ihrer Freunde über unser Grundstück
© JillWellington/pixabay.com


Mich mit der Natur zu verbinden, um mich lebendig zu fühlen und zu spüren, dass ich ein Teil von etwas Größerem bin, das ist das Wesentliche für mich im Garten. Gleichzeitig kann ich für ein Stück Land sorgen und ihm die beste Pflege geben, zu der ich fähig bin.

2017 erlitt ich meinen körperlichen Zusammenbruch und hatte Angst, nichts mehr im Garten machen zu können, das Leben nicht mehr genießen zu können. Auch hier kam es wieder anders als erwartet: die Gartenarbeit half mir wieder zu Kräften zu kommen. Anfangs war ich nach fünfzehn Minuten ausgelaugt und erschöpft. Nach einigen Monaten konnte ich meinen Hocker verlassen, auf dem ich sitzend die Geräte geschwungen hatte und mich wieder auf die Knie begeben. Die Kraft kam zurück. Heute bin ich dankbar für meinen Körper und meine Genesung. Ich achte sehr viel mehr auf meine Grenzen. Eine Stunde Gartenarbeit reicht mir.


Dann erlaube ich mir auch mal zu sitzen und alles zu betrachten, mich an der Vielfalt zu freuen. Während ich früher keine Verbindung zu Gartenvögeln, Insekten und anderem Getier hatte, freue ich mich jetzt über jeden Gartenbesucher und Bewohner. Bei uns überwintern Fledermäuse, in den Fichten toben Eichhörnchen, an der Futterstelle und im Vogelhaus treffen sich Buntspechte, Meisen, Spatzen, Amseln, Dompfaffe und Rotkehlchen. Im Spätsommer rascheln und schnaufen die Igel durch die Dämmerung, und in der untergehenden Sonne schwirren Eintagsfliegen in Schwärmen.

Dann erlaube ich mir auch mal zu sitzen und alles zu betrachten, mich an der Vielfalt zu freuen
© Oldiefan/pixabay.com


Als ich in der Stadt gelebt und die Tage in Häusern, S-Bahnen und Autoverkehr verbracht habe, war ich nicht gut verbunden mit mir oder der Natur. Ich dachte, der Winter dauert ewig. Ich hatte keinen Blick für Knospen und Blüten, für Regen oder Wolken. „Manche werden einfach nass, andere fühlen den Regen“. Heute fühle ich den Regen und das Leben.
Es sprießt im Frühjahr, blüht im Sommer, erreicht seine verschwenderische Pracht im Herbst, schüttelt sich am Anfang des Winters und zieht sich zurück bis zum Frühjahr.
Wer einen Garten hat, lebt schon im Paradies – und zwar an jedem Tag im Jahr. Der Garten schläft nicht und er ist nie fertig.

Eine sehr schöne Übung ist auch Achtsamkeit im Garten, vor allem, wenn ich den Garten eigentlich nicht mag. Dann denke ich, es ist zu viel Arbeit, alles ist falsch, hier wachsen die falschen Stauden, der Flieder ist zu groß, die Wildrose muss weg, alles soll anders sein als es ist…wenn ich mich achtsam mit dem Garten verbinde, genau schaue, wo sich Ende Februar neue Knospen bilden, welche Frühblüher ihre kleinen Köpfchen und großen Blätter durch die Erde schieben, wie viele Blüten ich zähle, und wie alles ganz ohne mein Zutun seinen Weg ins Licht findet, dann bin ich wieder voller Hoffnung, dass auch dieser Winter enden wird, und dass mein Garten genau richtig ist, wie er ist -  und dass auch ich genau richtig bin, wie ich bin.



Der berühmte Staudenzüchter Carl Foerster sagte:


„Wer mit seinem Garten zufrieden ist, hat ihn nicht verdient.“ Und ich finde, er hat Recht.
Jeden Frühling bin ich aufs Neue begeistert, wieviel sich verändert, wie der Garten mit mir, mit unserer Familie wächst, wie wir uns verändern und wachsen, und wie der Garten das spiegelt. Im Moment sind wir alle im Wandel – und auch das zeigt sich im Garten. Etwas Neues steht an, etwas Großes. Umbruch findet statt, im Innen wie im Außen. Vieles muss sich erst noch zeigen, einige Beete sind ganz leer. Ich habe mich von Altem getrennt und warte auf das Neue.

Zufrieden mit meinem Garten bin ich immer nur für den Moment, vor allem nach einem Tag draußen; erfüllt von Sonne, Wind, Bewegung, Vogelgezwitscher, Bienengebrumm, nickenden Blütenköpfchen, Marienkäfern und Schmetterlingen. Mein Garten fühlt sich oft an wie ein Disney-Film und ich bin die Prinzessin – in Gummistiefeln.





Katri Dietz


Katri Dietz
© Katri Dietz
ist staatlich geprüfte Rundfunkjournalistin, Autorin und zertifizierte Psychologische Beraterin/ Personal Coach für chronisch kranke Frauen mit dem Schwerpunkt Positive Psychologie.

Bis zu ihrer schweren Erkrankung 2017 mit Polymyositis hat die gebürtige Hannoveranerin als Freie Redakteurin und Presenterin für verschiedene Radiosender Norddeutschlands gearbeitet (z.B. radio ffn, NDR, R.SH)

Katri Dietz nutzt heute die Natur, Reiki, ihre eigenen Erfahrungen mit Traumaheilung sowie ihre fundierte Ausbildung, um anderen chronisch kranken Frauen Mut zu machen und neue Lebensfreude zu vermitteln. Voraussichtlich im September 2024 wird sie auch die Weiterbildung zur Resilienztrainerin erfolgreich abgeschlossen haben.

Im Heyne Verlag hat sie bereits zwei Romane veröffentlicht, Wickelkontakt (2011) und Härtetest (2012). Weitere Romane sind in Planung.

Die 47-jährige ist seit 2005 verheiratet und hat zwei jugendliche Kinder. Zur Familie gehören auch eine Hündin und zwei Katzen aus dem Tierschutz. Die Natur-Coachin lebt und arbeitet in ihrer Wahlheimat Schleswig-Holstein.



Unheilbar und unsichtbar


Polymyositis ist eine seltene rheumatische Autoimmunkrankheit der Muskeln. Katri Dietz möchte mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen schaffen.

Allein zum rheumatischen Formenkreis gehören über 400 Erkrankungen. Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, Lupus, Gicht und Vaskulitis sind die bekanntesten.

Direkt zu Homepage von Katri Dietz: www.katri-dietz.de



Magst Du, was wir bei LEBE-LIEBE-LACHE schreiben? Willst Du uns helfen, Menschen zu erreichen, denen das auch gefallen könnte? Wie? Ganz einfach: "teilen". Wir freuen uns sehr über Deine Wertschätzung.
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