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Leidest du noch oder lebst du schon?


von Katri Dietz

Der achtsame Skiurlaub

Wie kommt es, dass ich glaube, glücklich zu sein, und andere nicht? Bin ich frei von Sorgen und Problemen, von Krankheit oder Todesfällen in der Familie, sitze ich immer lächelnd im Lotussitz in der Sonne, lausche dem Vogelgezwitscher und gehe dann fröhlich meinen Alltagsgeschäften nach?

Ja und nein.


Leidest du noch oder lebst du schon?
© processingly/unsplash.com


Natürlich habe ich Probleme, wenn man sie so nennen möchte, und ich nenne sie lieber „Herausforderungen“. Anstrengungen, Krankheit und Tod gehören zum Leben dazu. Je eher man das versteht und als gegeben annimmt, desto leichter wird der Umgang damit.

In unserer heutigen Party- und Leistungsgesellschaft werden Alter, Krankheiten, auch das Sterben oft ignoriert, auch häufig von uns selbst, wenn wir nicht reflektiert durchs Leben gehen.

Wer zum Beispiel an einer chronischen Krankheit leidet, soll eben automatisch leiden – das bringt der Ausdruck schon mit sich. Wir „leiden an etwas“…gerade Krankheiten stellen für viele Menschen den Inbegriff des Leidens dar.

Es ist für viele nicht nachvollziehbar, wie jemand gleichzeitig körperlich eingeschränkt und zufrieden sein kann.

Ich komme in Situationen, in denen ich anderen erkläre, dass es mir sehr gut geht, so wie mein Leben ist und fange an mich zu rechtfertigen.

Ich höre sehr viel „Oh, aber das ist doch schrecklich!“ Und ich finde es nicht schrecklich, dass ich „NUR“ zwei Stunden auf Skiern stehen kann, sondern freue mich, dass ich zwei Stunden Skifahren kann (ganz ehrlich, das können doch die wenigsten, oder?) 😊


Ich komme in Situationen, in denen ich anderen erkläre, dass es mir sehr gut geht, so wie mein Leben ist und fange an mich zu rechtfertigen.
© Volker Meyer/pexels.com

Ich freue mich, wenn ich mit meiner Tochter eislaufen gehe und mir hinterher Entspannung gönne, weil meine körperliche Belastungsgrenze bei drei Stunden am Tag liegt. Das ist nicht „schrecklich“, es ist einfach so. Ich weiß, woher es kommt, und lebe ein ganz anderes Leben als früher, als ich noch so sein wollte, wie alle anderen, weil es für mich das Schlimmste war, nicht verstanden zu werden.

Ich bin heute dankbar für meine Gesundheit, also für alles, was ich tun kann, statt darüber zu trauern, was ich alles nicht kann. Und tatsächlich habe ich gelernt, zu ignorieren, was andere davon halten.

Wer mir einreden möchte, es müsste mir aber schlecht gehen, hat meiner Meinung nach selbst ein paar Baustellen.



Im Buddhismus gibt es den Satz „Schmerz ist unvermeidbar, Leiden dagegen schon“


Ich möchte meine Stimmung nicht mehr davon abhängig machen, wie es mir körperlich geht, und ich habe wenig Verständnis für Menschen, die sich ausufernd lange über eine Erkältung beklagen.

Und vielleicht ärgert es mich, weil es mich spiegelt. Genauso war ich auch, immer im Drama.

Heute kann ich mir mein Leben und mein Umfeld selbst gestalten, weil ich nicht mehr abhängig an alten Mustern klammere. Ich lerne dadurch immer mehr heilsame Menschen kennen, die mich energetisch erfüllen, an denen ich mich orientieren kann. Ich kann einem Beruf nachgehen, der anderen hilft. Ich schaue nicht mehr darauf, was die Welt für mich tun kann, sondern darauf, was ich für die Welt tun kann.

Und wenn es nur diese Artikel sind, die ich schreibe, und nur eine Person etwas an ihrer Einstellung ändert oder ins Fühlen kommt, dann bin ich schon hilfreich und nützlich, mit dem, was ich gebe, und darauf kommt es an.

Nun war die erste Woche des neuen Jahres voll mit Ereignissen, die alle so nicht in meinem Drehbuch standen. Mein Plan, in den bayrischen Alpen bei Sonne und Schnee glücklich Ski zu fahren, scheiterte daran, dass es weder Sonne noch Schnee gab, und ich darüber nicht besonders glücklich war. Natürlich mache ich mich auch kurzfristig von äußeren Umständen emotional abhängig.

Die gebuchte Ferienunterkunft erwies sich als stark renovierungsbedürftig, und gelegentlich fielen Heizung und warmes Wasser aus. Das sorgt tatsächlich nicht gerade für gute Laune, außerdem war die ganze Familie seit Weihnachten stark erkältet, und vielleicht war es ein Wunder, dass wir keine Lungenentzündung bekamen.

Und trotzdem war es im Ganzen ein sehr schöner Urlaub. Ich freue mich jetzt darüber, dass wir als Familie eine Woche auf engem Raum zusammen waren. Ich durfte meine Kinder begleiten bei ihren ersten Skiversuchen.



Ich konnte meine Angst vor Bewertung überwinden und bin selbst Ski gefahren – auf einer Kunstschneepiste


Es geht darum, nicht die Realität an die Erwartungen anzupassen, sondern die Erwartungen an die Realität. Gelassenheit ist mein neues Hobby! Darin bin ich noch nicht perfekt, aber ich übe jeden Tag.



Oliver Hutmacher: Leben statt Leiden: Sich selbst endlich verstehen!
Oliver Hutmacher (Autor)

Leben statt Leiden

Sich selbst endlich verstehen!
Hast Du Kollegen, Freunde oder sogar jemanden in der Familie, der ab und an einfach völlig neben der Spur läuft? Kommt es Dir manchmal so vor als wenn jemand in Dir mehr zu sagen hat als Du selbst? Dieses Buch für jeden der manchmal nicht versteht, warum er woanders ankommt als er hin wollte! Ein kleiner Reisebegleiter zur Persönlichkeitsentwicklung!


Wie schön, dass ich in jeder Situation heute spontan hinterfragen kann, wie ich mich verhalten möchte und nicht impulsiv handeln muss.

Als mein Mann im Urlaub mit Fieber im Bett lag, habe ich den Tag dankbar genutzt, um etwas mit unseren Kindern zu unternehmen. Ich bin nicht seine Krankenschwester und musste mich nicht sorgen.

Für jede Stunde jedes Tages bin ich dankbar. Ich bin morgens dankbar für meinen guten Schlaf und dafür, dass ich nicht im Krankenhaus aufwache.

Ich freue mich über mein warmes Bett, über meine Hündin, über unsere Katzen. Ich bin erfüllt von Liebe für meinen Mann und meine Kinder. Statt mich zu hetzen, Dinge zu erledigen, schreibe ich morgens Tagebuch und sortiere noch alles vom letzten Tag, was an Gefühlen greifbar ist.


Wie schön, dass ich in jeder Situation heute spontan hinterfragen kann, wie ich mich verhalten möchte und nicht impulsiv handeln muss
© Ketut Subiyanto/pexels.com


Ich schreibe täglich eine Inventur meiner Emotionen und Gedanken, ob sie negativ oder positiv genannt werden. Ich bewerte sie nicht. Alle Gefühle sind wichtig. Angst, Stress, Unruhe, Freude, Aufregung…ich schaue drauf, fühle hin, ordne ein, lasse los. Dann bin ich klar im Kopf und im Herzen.

Emotionen sind für mich als Hochsensible und ADHS-Person anstrengend. Ich kann Reize nicht richtig filtern, das konnte ich noch nie. Meine Empfindungen aufzuteilen in Charaktereigenschaften und Lösungen hilft mir, jeden Tag mit Hoffnung und Zuversicht in einen guten, gesunden und glücklichen Tag zu starten. Ich bin die Schöpferin meines Lebens, und ich entscheide, wie ich mich und die Menschen in meinem Leben behandeln möchte, nämlich respektvoll und liebevoll. Nicht nur an Weihnachten.

Tagesstruktur hilft mir außerdem, die Ordnung im Kopf zu bewahren. Ich baue täglich zwanzig Minuten Yoga ein, gehe mit meiner Hündin in den Wald, plane meine Coaching-Stunden, räume das Haus auf und telefoniere mit Freund*innen. Das verbindet mich mit „der Außenwelt“, die wir im Home Office ja doch auch sehr brauchen, um nicht zu vereinsamen.

Da ich emotionale Esserin bin, brauche ich außerdem Struktur in meinen Mahlzeiten, um nicht ins zwanghafte emotionale Essen oder Hungern zu kommen.

Ich kenne meine Grenzen und Bedürfnisse. Was ich nicht mehr brauche, ist darüber zu lamentieren, wenn ich Schmerzen, Erkältung, oder Virus-Infektionen habe. Ich möchte mit Pain-Points keine Aufmerksamkeit mehr generieren. Ich entscheide mich für die positive Energie in meinem Leben, die ich schon so stark spüren kann. Im Moment geschehen Wunder, die ich dankbar feiere.

Ich habe eine meiner besten Freundinnen nach Jahren des Schweigens wieder in meinem Leben und mit meiner Mutter spüre ich eine neue, vertrauensvolle, liebevolle Bindung. Völlig unerwartet.

Wunder geschehen, wenn wir dafür bereit sind und unsere Herzen öffnen. Wenn ich mich verschließe und den Blick immer wieder aufs Negative richte, und alles „schlimm“ finde, ins Selbstmitleid gehe und mich noch von anderen bemitleiden lasse, bekomme ich immer mehr von dem Schlechten. (Glaubt es, ich habe es getestet. 😉)

Genesung bringt Genesung. Und ich freue mich heute über meinen Genesungsweg und meine „chronische Gesundheit“, die ich auch dir von Herzen wünsche.

Vielen Dank fürs Lesen!

P.s.

Im nächsten Artikel möchte ich gerne mehr darüber berichten, warum meine ADHS-Diagnose so ein Life-Changer für mich war und warum ich jetzt noch glücklicher bin als vorher!

ADHS – Auch Du Hast Superkräfte.




Katri Dietz


Katri Dietz
© Katri Dietz
ist staatlich geprüfte Rundfunkjournalistin, Autorin und zertifizierte Psychologische Beraterin/ Personal Coach für chronisch kranke Frauen mit dem Schwerpunkt Positive Psychologie.

Bis zu ihrer schweren Erkrankung 2017 mit Polymyositis hat die gebürtige Hannoveranerin als Freie Redakteurin und Presenterin für verschiedene Radiosender Norddeutschlands gearbeitet (z.B. radio ffn, NDR, R.SH)

Katri Dietz nutzt heute die Natur, Reiki, ihre eigenen Erfahrungen mit Traumaheilung sowie ihre fundierte Ausbildung, um anderen chronisch kranken Frauen Mut zu machen und neue Lebensfreude zu vermitteln. Voraussichtlich im September 2024 wird sie auch die Weiterbildung zur Resilienztrainerin erfolgreich abgeschlossen haben.

Im Heyne Verlag hat sie bereits zwei Romane veröffentlicht, Wickelkontakt (2011) und Härtetest (2012). Weitere Romane sind in Planung.

Die 47-jährige ist seit 2005 verheiratet und hat zwei jugendliche Kinder. Zur Familie gehören auch eine Hündin und zwei Katzen aus dem Tierschutz. Die Natur-Coachin lebt und arbeitet in ihrer Wahlheimat Schleswig-Holstein.



Unheilbar und unsichtbar


Polymyositis ist eine seltene rheumatische Autoimmunkrankheit der Muskeln. Katri Dietz möchte mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen schaffen.

Allein zum rheumatischen Formenkreis gehören über 400 Erkrankungen. Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, Lupus, Gicht und Vaskulitis sind die bekanntesten.

Direkt zu Homepage von Katri Dietz: www.katri-dietz.de


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