ANZEIGE
Gelassenheit ist keine Hexerei
von Katri Dietz
„Jetzt fahr endlich! Du Bl*dmann! Wie lange soll ich noch hinter dir herschleichen? Mann, sieh zu!“ Im Auto geben Frauen gerne Gas und offensichtlich nicht nur beim Fahrstil.
70 % aller Fahrerinnen in Deutschland fluchen im Straßenverkehr wie die Bierkutscher. Egal ob am Steuer oder meckernd auf dem Beifahrersitz - laut einer Umfrage des Dashcam-Herstellers Nextbase liegen Frauen schon seit Jahren in der Schimpf-Tabelle weit vor den Männern. Von denen geben immerhin auch 60 % an, im Straßenverkehr aggressiv zu werden. Große Ausnahme bei beiden Geschlechtern: Wenn Kinder an Bord sind, möchten doch die meisten Erwachsenen ein friedliches Vorbild sein.
© cottonbro studio/pexels.com
Ich gehöre zu denen, die früher wahnsinnig viel geflucht, geschrien und in allen Bereichen richtig aufs Gas getreten haben. Ich war immer auf der Überholspur. Weg da, jetzt komm ich! Es gibt zwei Spuren? Dann nehme ich die mittlere! Ich wollte immer höher, schneller, weiter sein, alle sollten aus dem Weg und wehe, da stand noch einer.
Dass ich in diesem Gemütszustand keinen Unfall gebaut habe, ist sicher eins der Wunder in meinem Leben.
Achtsamkeit und Geduld habe ich tatsächlich als erstes beim Autofahren gelernt. Vielleicht war es da auch am nötigsten. Indem ich angefangen habe, meine Gefühle hinter den Gefühlen wahrzunehmen, habe ich verstanden, dass ich nicht auf die anderen Autofahrer wütend war, sondern aus vielen anderen Gründen.
Worauf und auf wen, habe ich in meinen Selbsterfahrungen herausgefunden. Ich durfte meinen alten Groll und meine inneren Vorwürfe loslassen.
Heute trage ich keine alte Wut mehr mit mir herum, allerdings ist Geduld immer noch ein Thema. Ein bisschen schneller als andere möchte ich immer noch fahren, denken und reden. Auch da darf ich weiter lernen, empathisch zu sein und auf die Bedürfnisse der anderen zu achten, ohne mich zu verlieren.
Wenn jemand vor mir langsam fährt, hilft mir Imagination: ich stelle mir vor, er hat vielleicht eine Hochzeitstorte an Bord, die vorsichtig transportiert werden muss. Oder es kann sein, dass die Fahrerin einen Unfall hatte und sich jetzt das erste Mal wieder im Auto auf die Straße wagt - dafür verdient sie Wertschätzung und keine Wutanfälle. Oder jemand bringt sein krankes Kind ins Nachbardorf zu den Großeltern und fährt behutsam um die Kurven, damit der Fünfjährige nicht ins Auto spuckt. Es gibt viele Gründe für alle Menschen, sich genauso zu verhalten, wie sie sich verhalten. Im Straßenverkehr können wir unser Sozialverhalten ohne große Konsequenzen ändern. Warum nicht einfach großzügig sein? Ja, oder jemand ist einfach ignorant und möchte seinen nachfolgenden Fahrer daran erinnern, dass in Deutschland Tempo 50 auch unterschritten werden darf, aber wenn ich es zu meinem Problem mache, wie geht es mir dann damit?
© rizaaprilliana46/pixabay.com
Auf jemanden wütend zu sein ist so, als würdest du Gift trinken, um einem anderen zu schaden. Er merkt es nicht einmal.
Statt also zu fluchen, ins Lenkrad zu beißen oder aufgeregt zu hupen, halte inne, beruhige Dich, fahr rechts ran. Atme ein paarmal tief ein und aus, oder nimm dir wenigstens vor, später zu hinterfragen, was da mit dir los war.
Ein anderer drängelt sich vor und nimmt dir die Vorfahrt? Vielleicht fühlst du dich übergangen und nicht gesehen und deshalb ärgerst du dich. Statt das Gefühl hinter dem Gefühl zu fühlen, wirst du aber wütend und beschuldigst den anderen Autofahrer. „Der hat mir die Vorfahrt geklaut! Gleich anzeigen! Mit der Handykamera hinterher! Ich geh zur Polizei!“ Oder du bleibst ruhig und denkst daran, dass du andere Menschen nicht ändern kannst, sondern nur dich selbst.
Jemand klaut dir deinen Parkplatz, obwohl du blinkst? Genau das gleiche Gefühl! Diese Ungerechtigkeit! Die Welt ist offenbar gegen dich und du wirst aber auch immer benachteiligt! Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich dir sage, dass du nicht die Einzige mit diesem Gefühl bist. Und wo in deinem Leben ist dir das schon mal begegnet? Kommt dir das aus anderen Zusammenhängen bekannt vor? Regst du dich mehrmals täglich über andere Menschen auf? Und was macht das mit dir? Mit deinem Blutdruck? Mit deiner Gesundheit? Schläfst du gut?
© Oliver Liguori/pexels.com
Du kannst dir selbst ein prima Coaching geben, wenn du nur eine Stunde durch die baustellenverseuchte Innenstadt von Hamburg fährst, vorzugsweise an einem richtig heißen Freitag im Sommer, zwischen 15 und 16 Uhr. Da findest du so viele Möglichkeiten zum Lernen und Wachsen, und genauso viele Menschen, die müde und erschöpft nach Hause wollen, nach einer Woche voller Arbeit, Begegnungen und Konflikten. Aber sind wir nicht alle nur Menschen, die nach Hause wollen? Den Blick auf die Bedürfnisse der anderen zu richten und auch dort Vorfahrt zu gewähren, wo wir es nicht müssten, das hätte schon Größe. Vielleicht kommst du dann fünf Minuten später an Dein Ziel. Vielleicht gerätst du dadurch nicht in einen Unfall. Ich mag den Gedanken des Schmetterlingsprinzips, also dass jede kleine Handlung ganz andere Verläufe auslösen kann. Wenn in Japan ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, kann er hier einen Sturm auslösen. Wenn ich jemandem die Vorfahrt lasse, verhindert es vielleicht ein Unglück. Wer weiß es schon. Auf jeden Fall geht es mir dann besser, und davon profitiert mein Umfeld. Und ein bisschen kindliches magisches Denken hat noch niemandem geschadet.
Heute glaube ich, dass alles, was passiert, zu meinem allerhöchsten Wohl ist. Ich habe so viele Wunder geschenkt bekommen, dass ich jeden Tag für alles dankbar sein kann. Ein Stauende auf der A 23 macht mir keine Angst mehr – da ich am Leben bin, ist so eine Zeitverzögerung für mich keine große Sache. Viel mehr spüre ich hin, was jetzt gerade dran ist. Und da ich Hamburg kenne, plane ich genug Zeit, Musik und Proviant ein, wenn ich in die Stadt fahre. Das war es schon. Oder ich erledige einen Anruf, den ich in Ruhe führen wollte. Fast finde ich es dann schade, wenn sich der Stau schnell wieder auflöst. (Wobei, auf der A23 eher unwahrscheinlich.)
© Kampus Production/pexels.com
Statt mich in Ärger hineinzumanövrieren und dann auch noch den Rest des Tages schlecht gelaunt zu sein, nehme ich an, was kommt.
Im Coaching lernen wir: jeder in seinem Tempo. Alles darf sein. Die meisten dieser für uns so nervigen Situationen lösen sich sehr schnell wieder auf. Wie wichtig ist das Ganze – in sechs Wochen?
Alles, was dich ärgert, hat mit Dir und deiner Biografie zu tun. Diesen Gefühlen wollen die meisten Menschen aber nicht begegnen und deckeln sie mit Wut und Schuldzuweisung – siehe Fluchen im Auto.
Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum – nutze diesen, um dich klug und sanft zu verhalten. Nimm wahr, was geschieht und folge nicht deinem ersten Impuls. Erkenne an, was dich wütend macht, aber handle nicht wütend. Denn alles, was dich ärgert, ist in Dir.
Du wirst deine diese Lektion so lange bekommen, bis du sie gelernt hast.
Zum Glück ist Glück erlernbar:
Das Gehirn ist ein Muskel, den wir genauso trainieren können wie unseren Bizeps oder unseren Gluteus Maximus. Wer vom negativen Denken noch zu sehr beherrscht wird, dem fällt es schwer, die ersten positiven Bahnen neu zu verknüpfen. Das ist auch völlig logisch, weil viele aufgrund der bisherigen Erfahrungen noch nicht glauben können, dass es ihnen jemals besser gehen wird. Es geht nur Schritt für Schritt. Um zu heilen, ist es unbedingt notwendig, sich mit den Gefühlen hinter der Wut und Ungeduld auseinanderzusetzen und mehr noch, sich mit ihnen anzufreunden. Niemand hat etwas falsch gemacht. Alles ist gut, alle sind gut, und jeder möchte nur in Frieden leben. Erstaunlich, dass es dabei aber so oft zu Streit, Konflikten und Missverständnissen kommt.
In dem Moment, in dem ich den Fuß vom Gas nehme, ob im Auto oder im Leben, wird für mich ein innerer Raum frei, in dem ich mich mit meinem Engel, meiner Höheren Macht, dem Leben, dem Universum oder meinem heilen Selbst verbinden kann. Ich fühle mich präsent, ich bin da. Ich darf DA sein. Ich darf leben, ganz gesund und glücklich. Ich nehme das Leben dankbar an. Alles, was ist, ist gut.
Für mich gab es keine andere Option mehr, als endlich aus meiner Hektik herauszukommen.
Sonst wäre ich heute nicht mehr hier.
Möchtest du auch lernen, etwas achtsamer mit dir und deinem Leben umzugehen?
Dann melde dich gerne bei mir. Ich freue mich auf deine Anfrage!
Katri Dietz
© Katri Dietz
ist staatlich geprüfte Rundfunkjournalistin, Autorin und zertifizierte Psychologische Beraterin/ Personal Coach für chronisch kranke Frauen mit dem Schwerpunkt Positive Psychologie. Bis zu ihrer schweren Erkrankung 2017 mit Polymyositis hat die gebürtige Hannoveranerin als Freie Redakteurin und Presenterin für verschiedene Radiosender Norddeutschlands gearbeitet (z.B. radio ffn, NDR, R.SH)
Katri Dietz nutzt heute die Natur, Reiki, ihre eigenen Erfahrungen mit Traumaheilung sowie ihre fundierte Ausbildung, um anderen chronisch kranken Frauen Mut zu machen und neue Lebensfreude zu vermitteln. Voraussichtlich im September 2024 wird sie auch die Weiterbildung zur Resilienztrainerin erfolgreich abgeschlossen haben.
Im Heyne Verlag hat sie bereits zwei Romane veröffentlicht, Wickelkontakt (2011) und Härtetest (2012). Weitere Romane sind in Planung.
Die 47-jährige ist seit 2005 verheiratet und hat zwei jugendliche Kinder. Zur Familie gehören auch eine Hündin und zwei Katzen aus dem Tierschutz. Die Natur-Coachin lebt und arbeitet in ihrer Wahlheimat Schleswig-Holstein.
Unheilbar und unsichtbar
Polymyositis ist eine seltene rheumatische Autoimmunkrankheit der Muskeln. Katri Dietz möchte mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen schaffen.
Allein zum rheumatischen Formenkreis gehören über 400 Erkrankungen. Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, Lupus, Gicht und Vaskulitis sind die bekanntesten.
Direkt zu Homepage von Katri Dietz: www.katri-dietz.de
Magst Du, was wir bei LEBE-LIEBE-LACHE schreiben? Willst Du uns helfen, Menschen zu erreichen, denen das auch gefallen könnte? Wie? Ganz einfach: "teilen". Wir freuen uns sehr über Deine Wertschätzung.
ANZEIGE
Herbstlich willkommen!
Himmelhoch sensibel – 10 neue Wege, mit Deiner sensiblen Seite umzugehen
Von Mücken, Magie und Mitternachtssonne - Roadtrip zum Nordkap
Mit Gummistiefeln ins Glück – Mein heilsamer Garten
ADHS – noch so eine Modekrankheit?
Leidest du noch oder lebst du schon?
Weitere Artikel:
Buchtipps für Weihnachten: Geschenkideen zum Fest
Die Magie von Weihnachten mit Sonnentor: Eine Reise in die Welt der Düfte und Aromen
Astrophilosophie: Abenteuer Beziehungsleben: Passend gemacht – Aschenbrödels Schuh
Die Kunst des Schenkens: Warum Geschenkkörbe?
„Corona-Mütter“ – back to the basics?
Die geheimnisvolle Welt der Ängste
Hör auf zu gefallen, fang endlich an zu leben!
Wie liebevoll gehst du mit dir und mit anderen Menschen um?
Ohne Zuversicht keine Zukunft: Wie Sie Ihre positive Einstellung stärken können
Unser Panzer: Die Haut – das größte Sinnesorgan
Willkommen in der zauberhaften Weihnachtswelt von Coppenrath & Die Spiegelburg
Buchtipps für gemütliche Lesestunden im Advent
Hochsensibilität - Merkmale, Ursachen und Tipps für den Alltag
Unwiderstehliche Sommerdüfte: CARE – BLUE HORIZON & Betty Barclay EVEN YOU
ANZEIGE
Neueste Artikel:
Unsere Autoren
Unsere TOP Hotel-Empfehlungen
Diese Hotels haben wir für Sie besucht
Nicht verpassen: