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"Die schönste Zeit des Jahres" oder "Was habt ihr denn geraucht?"


von Sandra Windges

Dieser November war ein klassischer. Überwiegend herrschte trübes, regnerisches Wetter und wenn es nicht regnete, verhüllte der Nebel gnädig die Dinge, was manchmal durchaus angenehm sein kann. Es ist dies die beste Zeit für innere Einkehr. Blätter fallen, Wege weichen auf, das Leben findet eher drinnen als draußen statt, der Höhlenbau beginnt. Leider können wir uns nicht wie die Tiere in den Winterschlaf oder die Winterruhe verabschieden, obwohl dieser Wunsch des Öfteren laut wird.

Sowieso geht das nicht, denn das große KlingKlangKlongBlingBlangBlung steht uns doch noch bevor. Das Weihnachtsfest! Die Vorweihnachtszeit wird überraschenderweise als die schönste Zeit des Jahres deklariert und niemand stellt laut die Frage, ob die, die diese Aussage tätigen, ein paar um die Ohren haben wollen oder ob sie einfach irgendwas Merkwürdiges geraucht haben.


Die schönste Zeit des Jahres oder Was habt ihr denn geraucht?
© romankraft/unsplash

Die schönste Zeit des Jahres hat denn auch eher mit dem Klingeln in den Kassen der üblichen Verdächtigen auf Planet Konsum zu tun, Elektromärkte, Parfümerien, Juweliere und all die anderen, die uns vormachen, dass Kaufen glücklich macht und Schenken nur dann richtig knallt, wenn´s Präsent opulent ist. Alles ist getaucht in eine Soße aus Glitzerdeko und Weihnachtsmusikbrei und in alles, was bis zum Fest noch erledigt werden muss, sei es, dass wir es von der Einkaufs- bzw. Geschenkeliste abzuarbeiten haben, sei es, dass die Jahresabschlüsse in den Unternehmen erledigt werden müssen, sei es, dass man sich unbedingt noch mit den Menschen, denen man das Jahr über nur in den sozialen Medien begegnete, auf einen warmen, süßen Dornfelder zwischen Bratwurstfettwolken und Poffertjesbudengeruch auf dem Weihnachtsmarkt treffen muss. Weihnachtsmarkt. Ein Markt für Weihnachten.

Der ist in jedem Fall gegeben, der Markt, der Bedarf, die Nachfrage und Überschriften wie „Schenken macht Freude“, „Freue dich, o Christenheit!“ „In Dulci jubilo, nun singet und seid froh“ – es ist eine einzige Freuerei, wir freuen uns alle Löcher in den Bauch und ins Portemonnaie und wie steil wir erst gehen, wenn wir die Weihnachtsfestgestaltung planen und uns fragen, ob wir unserer Schwester, die uns schon immer auf den Pinnökel ging, dieses Mal links und rechts ein paar watschen und ihr eine Flasche Eierlikör über den Kopf kippen. Wir können auch schon auf Vorrat schmollen, weil die Kinder lieber unter sich sein wollen. Was wir auch tun können, ist, durch die Geschäfte zu jagen, oder Amazon und andere Job-Wohltäter ganz bequem von der Couch aus finanziell zu unterstützen. Aus Nächstenliebe und so als Christfestfan.


Nikolaus ist futsch
Sandra Windges (Autor)
Nikolaus ist futsch



Freude hat an auch an den diversen Plätzchenrezepten, an den Menüvorschlägen für die ganze Familie, Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen mit Vor- und Nachspeise und ungefähr 5000 Kalorien. Pro Portion wohlgemerkt. Die größte Freude ist, dass ganz kurz danach genau die Gazetten, die zur Schlemmerei aufriefen, die neueste Diät aus dem Ärmel ziehen. Toll!

Das Schönste an der ganzen Chose ist für einige jedoch etwas ganz anderes. Das ganz Andere hat nichts mit Stress und Shoppen zu tun. Es hat mit Innehalten zu tun. Man zündet Kerzen an, illuminiert den Garten oder Balkon (dezent!) mit Lichterketten und erhellt so das Dunkle. Mit Familie und Freunden verabredet man, dass man heuer wieder wichtelt und der Geschenkewahn in Konsumistan bleiben darf und dass es wie immer Fondue oder den vegetarischen Festtagsschmaus gibt und Ommas leckeren Nachtisch.

Kirchen sind nicht nur zur Christmette geöffnet, sondern laden gerade jetzt zu einer kurzen und stillen Andacht ein. Und wie gut das tut, im letzten oder auch ersten Licht des Tages einfach unter kahlen Bäumen oder auf dem Feld oder am See zu stehen, in den grauen Himmel zu schauen und Atemwölkchen zu produzieren, weil es schon ganz schön schattig um den Po und anderswo herum geworden ist. Vielleicht verreist man auch wie jedes Jahr und freut sich aufs Skifahren, vielleicht auch auf das totale Gegenprogramm. Es gibt Menschen, die sich für andere Zeit nehmen, deren Existenz sich gerade nicht ganz so blumig geriert. In Krankenhäusern, Seniorenheimen oder in Obdachlosentreffpunkten, wohin auch und gerade auch, das Weihnachtsfest gehört.

Kirchen sind nicht nur zur Christmette geöffnet, sondern laden gerade jetzt zu einer kurzen und stillen Andacht ein
© jameslee/pixabay


Zusammen singen oder schweigen, Kerzenschein, Beisammensein. Nur darum geht es letztendlich, darum, Licht in die Welt zu bringen, Hoffnung zu haben oder Hoffnung zu bekommen. Das Jesuskindchen ist, wie alle Kinder, ein Zeichen dafür, dass es weitergeht, dass da Leben ist und, ja, tatsächlich, Freude. Auch wenn es für Menschen ohne Glauben einfach nur ein putziges kleines Krippenfigürchen ist und die Weihnachtsgeschichte ein Märchen. Das spielt gar keine ganz so große Rolle und es ist auch nicht so wichtig, welche Christbaumkugeln dieses Jahr in Mode sind und wer die größte Weihnachtspyramide besitzt.

Wichtig ist die Freude auf Weihnachten und an Weihnachten. Denn es gibt sie.




Sandra Windges
© Sandra Windges
Sandra Windges über Sandra Windges


Ich bin Eremit und Rampensau in einer Person.

Geboren 1968, Sternzeichen Zwilling, Aszendent Löwe.

Eine Tochter, 16 Jahre, das größte Geschenk meines Lebens.

Glücklich getrennt und glücklich wieder liiert.

Werdegang: Schule, Fachabi auf Umwegen, Studium, Weiterbildung im Marketing, diverse Jobs.

Nach einer längeren Krankheit Neuorientierung, Weiterbildung DaF (Deutsch als Fremdsprache). Seit 2010 Dozentin in der Erwachsenenbildung.

Ich wollte immer schon schreiben, irgendwann- es muss so 2009 gewesen sein- habe ich einfach angefangen. Mein Roman „Doppel Axel“ erblickte das Licht der Welt 2016. Ein Adventskalender in 24 Kapiteln (Nikolaus ist futsch) folgte 2018, jetzt erscheint der zweite Teil (Knusperknäuschen Nikoläuschen).

Außerdem gibt es regelmäßig Gedanken zum und aus dem Leben auf meiner Website:

www.sandrawindgesschreibt.de und bei Facebook.

Das Lesen hat mich oft gerettet, das Schreiben ist meine Leidenschaft und mein Vergnügen und gibt mir immer neue Ziele vor.



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