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Good vibes, bad vibes. Schrei mich nicht so an, du doofes Rot!


von Sandra Windges

Vor mir stehen die dunklen Stelen eines Mahnmales und alles Leben hält inne. Vögel erstarren in der Luft, ein Fetzen Papier liegt auf, statt in einer Pfütze, die plötzlich aus Glas zu sein scheint; die Menschen um mich herum sind nicht mehr aus Fleisch und Blut, sondern nur noch Golem-artige, tönerne Figuren. Ich selbst bestehe aus einem gespannten Stück Draht und ziehe meinen Kopf mehr denn je zwischen die Schultern. Ich kann nicht mehr denken, will nur weg hier. Weg. Ich weiß, dass es die Rettung gibt. Sie ist grün, riecht nach Gras und sieht aus wie Bäume, unter denen Sonnenflecken liegen und kleine Blümeleins wachsen.

Was da grade geschieht, ist GERÄUSCH. So viel Geräusch, dass ich es nicht mehr verarbeitet bekomme. Meine Systeme blockieren und mein kleines Seelchen will SUBITO aus dem Kinderparadies, welches keines ist, abgeholt werden.

Das Schlimmste sind die Lalü-Lalas, die schmerzen gewaltig und scherbenspitz im Ohr, im ganzen Körper, in den Zähnen.

Und dann ist da kein Flow mehr in mir.


Good vibes, bad vibes. Schrei mich nicht so an, du doofes Rot!
© alinedenadai/unsplash

Doch Geräusche können ebenso ganz zauberhaft und flauschig sein und einlullend. Wie schön ist der Sound der Straßenbahn in einiger Entfernung, er klingt nach alter Zeit und steter Bewegung, nach Ruhe, Ankommen und wieder Bewegung.

Ein Schlegel auf dem Fell einer großen Trommel erzeugt ein bauchiges, bassiges Vibrieren und krabbelt in den Körper, das Geräusch ist fühlbar; angenehm fühlbar. Der Leib entspannt dabei und es gibt kein Kopf-zwischen-die-Schultern-Ziehen. Klang, Vibration, Wohlbefinden. Über Klangschalen wird auch hier und da gespottet, ich aber finde sie wundervoll; ihre Klänge sind unaufdringlich und trotzdem prägnant, ganz sicher bauen sie keine dunklen Stelen vor einem auf, sondern ebnen den Weg zu schönen Kunstwerken, wobei ein Kunstwerk auch unser Inneres sein kann. Und da isser dann wieder: der Flow!

Ich habe leider nie das Klavierspiel erlernt, was mich jedoch nicht davon abhält, auf den Tasten dieses Instruments herumzuklimpern, wann immer sich mir die Gelegenheit bietet. Ewig könnte ich dasitzen und dem Nachvibrieren des angeschlagenen Tons nachhören und vor allem: fühlen. Das tut einfach gut. So wie die Ruhe im Wald, das Summen der vorbeifliegenden Bienen, das sanfte Tschirpen der Schwalben. Wem das jetzt alles zu rosa-mädchenhaft und bescheuert erscheint, der hat ganz einfach andere Bedürfnisse. Ein dickes (Trommel-)Fell schützt vor Geräusch-Overkill, wie schön! So etwas haben ich und einige Mit-Dünnhäuter aber nicht.

Doppel Axel
Sandra Windges (Autor)
Doppel Axel


Die anderen Kandidaten auf der good vibes/bad vibes-Skala sind die Farben und Gerüche, sie haben die dunkle und die helle Seite der Macht in sich und brauchen dazu noch nicht einmal ein Laserschwert, kommt beispielsweise Rosa doch daher wie weiland Luke Skywalker. Andersherum kann einem ein ins trauernde Anthrazit changierendes Mischkackbraun, das immer dann entsteht, wenn man den Pinsel zum Reinigen in ein Wasserglas stöppt, schon mal gehörig den Tag verdarthvadern.

Soll sagen: In grauen Stunden, die die Unmotiviertheit und einen Hauch Tristesse im Handtäschchen tragen, sind Pink und Gelb die Lebensretter, zu anderen Zeiten schmecken diese Farben klebrig süß, nach zu viel „nimm2“. Das Rot der gestern noch energiespendenden Unterbux ist heute so laut, dass ich mir die Ohren zuhalten muss, denn diese Bitch hält einfach nicht die Backen. Zur Strafe muss sie heute eh in die Wäsche. Will der Tag, dass ich Rosa brauche, dann befiehlt der Geruchssinn etwas Leichtes, nach Rosen Duftendes, und übermorgen soll es bitteschön Duschgel mit Orangenaroma sein, das Eau de Toilette mit der frischen Zitrusnote, das mich beschwingt durch den Tag hüpfen lässt, oder, umgekehrt, die vanillige Seife, zu der abrundend ein verführerisches Parfum mit warmen Herznoten, wie es so schön heißt, kombiniert wird.

Es muss also täglich eine Komposition erschaffen werden, um die good vibrations spüren zu können
© alisaanton/unsplash


Es muss also täglich eine Komposition erschaffen werden, um die good vibrations spüren zu können, um auf ihren Schwingen dahingleiten zu können, um… ja, ja, ich drifte ab, das wird jetzt zu möchtegern-poetisch. In meinem kleinen Dasein ist es für mich eine Freude, ein bisschen auf die guten Schwingungen Einfluss nehmen zu können, und sei es nur mit einem feini Duschgel aus dem Drogeriemarkt oder mit meinem neuen pinki Oberteil, das obendrein noch mit einem zarten Kuschelfaktor und Leichtigkeit punktet. Schweres und Kratziges gibt es zwar leider zur Genüge, kann jetzt aber mal die Biege machen. Möglichst geräuschlos, bitte.

Danke.



Sandra Windges
© Sandra Windges
Sandra Windges über Sandra Windges


 Ich bin Eremit und Rampensau in einer Person.

Geboren 1968, Sternzeichen Zwilling, Aszendent Löwe.

Eine Tochter, 16 Jahre, das größte Geschenk meines Lebens.

Glücklich getrennt und glücklich wieder liiert.

Werdegang: Schule, Fachabi auf Umwegen, Studium, Weiterbildung im Marketing, diverse Jobs.

Nach einer längeren Krankheit Neuorientierung, Weiterbildung DaF (Deutsch als Fremdsprache). Seit 2010 Dozentin in der Erwachsenenbildung.

Ich wollte immer schon schreiben, irgendwann- es muss so 2009 gewesen sein- habe ich einfach angefangen. Mein Roman „Doppel Axel“ erblickte das Licht der Welt 2016. Ein Adventskalender in 24 Kapiteln (Nikolaus ist futsch) folgte 2018, jetzt erscheint der zweite Teil (Knusperknäuschen Nikoläuschen).

Außerdem gibt es regelmäßig Gedanken zum und aus dem Leben auf meiner Website:

www.sandrawindgesschreibt.de und bei Facebook.




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