ANZEIGE
Schützt den Wortschatz!
von Bruno Schulz
© alex_tsl/unsplash.com
Der Wortschatz ist die Summe aller Wörter, die eine Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt in Gänze kennt, oder aber die eine einzelne Person in seinem Repertoire aus aktivem Sprechen beziehungsweise passivem Verstehen versammelt.
Vorgeblich kennt der Wortschatz der deutschen Standardsprache etwa fünfundsiebzigtausend Wörter. Der deutsche Gesamtwortschatz wird allerdings, je nach Quelle und wie gezählt wird, auf dreihunderttausend bis fünfhunderttausend Wörter oder Lexeme, also bedeutungstragende Einheiten innerhalb einer Sprache, taxiert.
Die Dudenredaktion überschlägt den aktuellen Wortschatz der deutschen Alltagssprache auf etwa fünfhunderttausend, den zentralen Wortschatz darin auf etwa siebzigtausend Einheiten.
Wörterbücher wie der Duden oder auch das „Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm“ sind allerdings unvollständig, weil sie weder die Fachwortschätze aus besonderen Disziplinen berücksichtigen, noch sprachliche Neubildungen oder Ableitungen und Komposita, zu der die deutsche Sprache außerordentlich befähigt ist, weil diese sich bei Kenntnis der Segmente von allein erfassen ließen. Ich bin mir da nicht immer sicher.
Der Gesamtwortschatz ist demnach ergo erheblich größer. Da scheint die geschätzte Zahl fünfhunderttausend doch ziemlich konservativ angesetzt. Mit allen Fachterminologien sollten leicht mehrere Millionen Wörter zusammenkommen.
Wolfgang Klein ist der Direktor des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik und Leiter des „Digitalen Wörterbuchs der Deutschen Sprache“. Er schätzt den deutschen Wortschatz auf etwa fünfeinhalb Millionen Wörter. Diese Zahl scheint mir realistisch zu sein.
Bei Menschen spricht man von deren Wortschatzkenntnis, trennt in aktive und passive Positionen und die Bemessungen gehen bei beiden weit auseinander. Als Faustregel gilt: Je höher der Bildungsstand, desto größer ist der Wortschatz, denn der ist Bedingung für einen differenzierten Informationsaustausch, was wieder Fundament des Bildungsstandes wird. Der Durchschnittsbürger kommt heute in seinem Alltag mit wenigen tausend Wörtern aus.
Ein halbwegs begabter Redner kann heute auf einen aktiven Wortschatz von etwa fünf- bis zehntausend Wörter zurückgreifen. Um anspruchsvollere Texte in besseren Zeitschriften, Zeitungen und den Klassikern zu erfassen, bedarf es eines Wortschatzes von etwa fünftausend Wörtern. Für schlichtere Boulevardzeitungen wie beispielsweise die BILD-Zeitung, reicht ein Wortschatz von etwa fünfhundert Wörtern gemütlich aus, die deutschen Premiumprinterzeugnisse dagegen verlangen einen Wortschatz von etwa fünftausend Wörtern. Vielleicht liegt ein Erfolgsfaktor der BILD in ihrer Lesebequemlichkeit.
Für volksnahes Alltagsgeschwätz reichen inzwischen tatsächlich ganze vierhundert bis maximal achthundert Wörter aus. Zur erfolgreichen Teilnahme an Chats, Messengerdiensten wie Whats-app und Co. reichen gerade einmal 100 bis 200 Wörter. Bei manchen Rappern und Hip-Hoppern wird selbst das angefühlt noch unterkellert. Und dass das auf Dauer kaum genug sein kann, sollte sich auch den weniger Denkbegabten unter uns erschließen.
Wer übrigens in einer fremden Sprache etwa eintausend Einheiten der Alltagssprache beherrscht und diese grammatikalisch wie semantisch richtig anzuwenden weiß, kann sich in dem jeweiligen Land bereits halbwegs sinnvoll verständlich machen.
Das ist doch ein Ansporn.
Nutzt mehr Wörter!
Schützt den Wortschatz!
Bruno Schulz
© www.brunoschulz.de
Bruno Schulz ist siebenundfünfzig Jahre alt und Vater eines Sohnes. Er hat Innenarchitektur studiert und einiges Geisteswissenschaftliche. Nach einigen Stationen in Deutschland, Europa, in Asien und in Afrika arbeitet er als Designer, Texter und Moderator. Mit seiner Agentur schulzundtebbe (www.schulzundtebbe.de) entwickelt und pflegt er Marken. Er liebt und lebt das Storytelling und schreibt immer und leidenschaftlich, ob Essays, Short Stories oder Reiseberichte. Oft geht es dabei um die Liebe, das Leben, Genuß... Magst Du, was wir bei LEBE-LIEBE-LACHE schreiben? Willst Du uns helfen, Menschen zu erreichen, denen das auch gefallen könnte? Wie? Ganz einfach: "teilen". Wir freuen uns sehr über Deine Wertschätzung.
ANZEIGE
Weitere Artikel:
Niemand ist wie du. . . und das ist deine Superkraft
Die Metamoderne: Eine neue Ära des Denkens
Astrophilosophie: Abenteuer Beziehungsleben: Das schwarze Schaf
Grenzen halten: Warum das für die mentale Gesundheit wichtig ist
Buchtipps: Diese neuen Bücher eignen sich perfekt als Spätsommerlektüre
Beachte und lebe deine Bedürfnisse
Unsere Gesellschaft vereinsamt. Mit diesen 5 Ideen halten wir dagegen
Pflaumenkuchen - ein Klassiker hat Saison
LEBE-LIEBE-LACHE-Blogparade: In welcher Welt wollen wir leben?
"Worte der Weisheit" - Philosophie
Kathrin Sohsts Romandebüt: Das Licht eines Jahres - mit Leseprobe
Summertime Sadness: Ein Gefühl der Melancholie im Sommer
Romantischer Rückzugsort am Tyrrhenischen Meer - Hotel Torre di Cala Piccola
TRAUMHAFTES THAI-CURRY - Schnell, easy, unglaublich köstlich
Eleganz und viel Liebe zum Detail im Grand Hotel da Vinci
ANZEIGE
Neueste Artikel:
Unsere Autoren
Unsere TOP Hotel-Empfehlungen
Diese Hotels haben wir für Sie besucht
Nicht verpassen: