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Humorblindheit
von Bruno Schulz
Sie ist der absolute Scheitelpunkt einer ohnehin steilen Kurve zur Bezeichnung mangelnder Begabung an Pointendurchdringung. Also der Unfähigkeit, dem Ungenügen von Mensch und Welt, den täglichen Missgeschicken und Komplikationen mit einer Gelassenheit zu begegnen, die sich auf einer Skala verorten ließe, irgendwo zwischen duldsamer Resignation und fahriger Heiterkeit.
© Tim Mossholder/pexels.com
Die Humorblindheit ist das augenfällige Symptom einer Einschränkung im Blick auf die Welt und das, was in ihr geschieht. Des Unvermögens, unterschiedliche Perspektiven auf ein und dieselbe Sache einzunehmen, diese zu durchdringen und wahrzuhaben.
Ist das schlimm? Nicht unbedingt. Aber es erschwert den Umgang miteinander. Wie kann man jemandem die Hand reichen, der keine Hände hat, was nicht körperlich gemeint ist. Das nur als Anmerkung für die Humorblinden unter uns, bei denen Analogien und Metaphern eher für Verwirrung sorgen oder Unmut, denn für Erkenntnis.
Eine besonders unangenehme Folge der Humorblindheit ist schließlich die Humorunterdrückung für andere, die selbstverständliche Normsetzung der eigenen Einschränkung. Eine Behinderung. Es sollen nur noch Späße gemacht werden, bei denen keiner mehr etwas zu lachen hat. Da halte ich es lieber mit Horaz und „verliere lieber einen Freund, als eine gute Pointe“. Witze lassen sich ohnehin nicht unterdrücken, Pointen sind renitent und suchen sich im Zweifel ein anderes Ventil. Mitunter egal um welchen Preis. Schei* drauf!
Die Diagnose „Humorlosigkeit“ trifft erheblich häufiger, als man das als humanistisch sozialisierter Zeitgenosse annehmen möchte. Ist die Humorlosigkeit pathologisch? Hirnorganisch? Möglicherweise. In den sozialen Medien grassiert sie geradezu inflationär. Was macht man mit chronisch humorlosen Zeitgenossen? Am besten geht man ihnen aus dem Weg wie den Narzisten, denn sie lassen sich ebenso wenig therapieren. Dafür quälen sie einen regelmäßig mit banalen Selbstverständlichkeiten in der „helfenden“ Auflösung nur vermeintlich komplexer Sachverhalte. Leider kann man sie nicht darum bitten, ihre Belehrungsfolter einzustellen. Es mangelt schlicht an Bewusstsein.
Und wenn man schon nicht mit ihnen lachen kann, dann doch wenigstens über sie. Aber man lacht doch nicht über Menschen mit Behinderung? Besser doch, manchmal …
Nachtrag: "Menschen mit Behinderung" bezieht sich auf die "Humorblindheit". Es wird immer alles falsch verstanden, was nur im Ansatz falsch verstanden werden könnte.
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Bruno Schulz
© www.brunoschulz.de
Bruno Schulz ist siebenundfünfzig Jahre alt und Vater eines Sohnes. Er hat Innenarchitektur studiert und einiges Geisteswissenschaftliche. Nach einigen Stationen in Deutschland, Europa, in Asien und in Afrika arbeitet er als Designer, Texter und Moderator. Mit seiner Agentur schulzundtebbe (www.schulzundtebbe.de) entwickelt und pflegt er Marken. Er liebt und lebt das Storytelling und schreibt immer und leidenschaftlich, ob Essays, Short Stories oder Reiseberichte. Oft geht es dabei um die Liebe, das Leben, Genuß... Magst Du, was wir bei LEBE-LIEBE-LACHE schreiben? Willst Du uns helfen, Menschen zu erreichen, denen das auch gefallen könnte? Wie? Ganz einfach: "teilen". Wir freuen uns sehr über Deine Wertschätzung.
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