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Wege aus der Angst - Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther
Wir Menschen verfügen über ein plastisches, zeitlebens lernfähiges Gehirn und müssen erst herausfinden, worauf es im Leben ankommt. Deshalb sind und bleiben wir Suchende. Aber allzu leicht können wir uns auf der Suche nach einem glücklichen und sinnerfüllten Leben auch verirren, als Einzelne ebenso wie als ganze Gesellschaft. Sobald wir zu spüren beginnen, dass wir auf Abwege geraten sind, bekommen wir Angst. Und das ist gut so. Die Angst ist unser wachsamster Begleiter. Sie ermöglicht es uns, aus Fehlern zu lernen. Ohne Angst können wir nicht leben.
Mit seiner langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Angstforschung geht der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther in seinem neuen Buch Wege aus der Angst der Frage nach, wie sich diese, unser Leben schützende Funktion der Angst mit unserer Sehnsucht nach einem angstfreien Leben vereinbaren lässt. Seine überraschende Antwort: Menschen können auch lernen, berechtigte Ängste zu ignorieren. Sie können sogar die Erfahrung machen, dass sich eine tief in ihnen spürbare Angst durch eine andere, vordergründig ausgelöste und besser kontrollierbare Angst überlagern lässt. Um bestimmte Ziele zu erreichen, sind wir Menschen in der Lage, Angst sowohl zu unterdrücken wie auch zu verstärken nicht nur bei uns selbst, sondern noch viel wirkmächtiger bei anderen.
Das Schüren oder Beschwichtigen von Angst ist also gezielt zur Durchsetzung eigener Interessen und Absichten einsetzbar. Diese Instrumentalisierung der Angst macht Menschen abhängig und manipulierbar, beraubt sie ihrer Freiheit.
Entsprechend beschreibt Prof. Dr. Gerald Hüther auch im nachfolgenden Interview nicht, wie wir uns von der Angst befreien, sondern was wir tun können, um nicht zu Getriebenen der von anderen oder Interessengruppen geschürten Ängste zu werden.

- "Was wäre, … wenn das ganze Leben ein Spiel ist …?"
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GERALD HÜTHER: Angst ist überlebenswichtig, da haben Sie recht. Aber manche Leute habe ja auch Angst davor, dass jemand einen Kratzer in den Lack ihres neuen Autos macht, dass sie von ihrem Partner verlassen werden, oder keinen mehr finden. Und alle denken freilich auch, ihre jeweilige Angst sei begründet und sind dann auch bereit alles zu tun, um die betreffende Bedrohung abzuwenden. Das ist „normal“, das geht uns allen so, auch wenn andere glauben, wir spinnen. Oder wenn Mediziner diese Angst als „krankhaft“ bezeichnen, weil jemand mit seiner Angst in der Schule oder im Beruf oder auch im Alltagsleben einfach nicht mehr „normal“ funktioniert.
LEBE-LIEBE-LACHE: An welcher Stelle macht es für uns Sinn berechtigte Ängste zu ignorieren?
LEBE-LIEBE-LACHE: Rasant zunehmende Corona-Neuinfektionen zwingen viele Länder in Europa, die Schutzmaßnahmen wieder zu verstärken. Auch der Virologe Christen Drosten warnt in diesen Tagen erneut: Die Corona-Zahlen in Deutschland könnten steigen wie in Frankreich und Spanien. Welche Rolle spielt Angst im Zusammenhang mit der Coronakrise?
GERALD HÜTHER: Die Menschen haben ja keine Angst vor dem Virus. Das haben sie ja noch nicht einmal gesehen. Was ihnen Angst macht, ist die Vorstellung davon, wie gefährlich es ist. Diese Vorstellung läßt sich durch Warnungen oder durch Beschwichtigungen anderer Personen, von deren Kompetenz man überzeugt ist, entweder steigern oder abschwächen.
Gerald Hüther (Autor)
Wege aus der Angst
Über die Kunst, die Unvorhersehbarkeit des Lebens anzunehmen
Menschen verfügen über ein plastisches, zeitlebens lernfähiges Gehirn und müssen erst herausfinden, worauf es im Leben ankommt. Deshalb sind und bleiben wir Suchende. Aber allzu leicht können wir uns auf der Suche nach einem glücklichen und sinnerfüllten Leben auch verirren, als Einzelne ebenso wie als ganze Gesellschaft. Sobald wir zu spüren beginnen, dass wir auf Abwege geraten sind, bekommen wir Angst. Und das ist gut so. Die Angst ist unser wachsamster Begleiter. Sie ermöglicht es uns, aus Fehlern zu lernen. Ohne Angst können wir nicht leben.
Mit seiner langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Angstforschung geht der Neurobiologe Gerald Hüther in diesem Buch der Frage nach, wie sich diese, unser Leben schützende Funktion der Angst mit unserer Sehnsucht nach einem angstfreien Leben vereinbaren lässt. Seine überraschende Antwort: Menschen können auch lernen, berechtigte Ängste zu ignorieren. Sie können sogar die Erfahrung machen, dass sich eine tief in ihnen spürbare Angst durch eine andere, vordergründig ausgelöste und besser kontrollierbare Angst überlagern lässt. Um bestimmte Ziele zu erreichen, sind wir Menschen in der Lage, Angst sowohl zu unterdrücken wie auch zu verstärken – nicht nur bei uns selbst, sondern noch viel wirkmächtiger bei anderen.
Das Schüren oder Beschwichtigen von Angst ist also gezielt zur Durchsetzung eigener Interessen und Absichten einsetzbar. Diese Instrumentalisierung der Angst macht Menschen abhängig und manipulierbar, beraubt sie ihrer Freiheit. Entsprechend beschreibt Gerald Hüther auch nicht, wie wir uns von der Angst befreien, sondern was wir tun können, um nicht zu Getriebenen der von anderen oder Interessengruppen geschürten Ängste zu werden.
Mit seiner langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Angstforschung geht der Neurobiologe Gerald Hüther in diesem Buch der Frage nach, wie sich diese, unser Leben schützende Funktion der Angst mit unserer Sehnsucht nach einem angstfreien Leben vereinbaren lässt. Seine überraschende Antwort: Menschen können auch lernen, berechtigte Ängste zu ignorieren. Sie können sogar die Erfahrung machen, dass sich eine tief in ihnen spürbare Angst durch eine andere, vordergründig ausgelöste und besser kontrollierbare Angst überlagern lässt. Um bestimmte Ziele zu erreichen, sind wir Menschen in der Lage, Angst sowohl zu unterdrücken wie auch zu verstärken – nicht nur bei uns selbst, sondern noch viel wirkmächtiger bei anderen.
Das Schüren oder Beschwichtigen von Angst ist also gezielt zur Durchsetzung eigener Interessen und Absichten einsetzbar. Diese Instrumentalisierung der Angst macht Menschen abhängig und manipulierbar, beraubt sie ihrer Freiheit. Entsprechend beschreibt Gerald Hüther auch nicht, wie wir uns von der Angst befreien, sondern was wir tun können, um nicht zu Getriebenen der von anderen oder Interessengruppen geschürten Ängste zu werden.
LEBE-LIEBE-LACHE: Welche Ursachen stecken hinter starken Angstgefühlen?
LEBE-LIEBE-LACHE: Wenn die bloße Vorstellung von Ereignissen, die uns oder unseren Liebsten zustoßen könnten, ausreicht um Angst zu entwickeln: Welchen Rat können Sie unseren LeserInnen an dieser Stelle geben?
LEBE-LIEBE-LACHE: Wie lautet die versteckte Botschaft der Angst?
LEBE-LIEBE-LACHE: Weshalb ist das Schüren von Angst die wirksamste Strategie, um Menschen gefügig zu machen?
GERALD HÜTHER: Zum Glück lassen sich ja nicht alle Menschen durch angstmachende Botschaften erschrecken, sondern nur diejenigen, die zu wenig Gelegenheit hatten, wirksame Ressourcen zur Bewältigung ihrer Ängste herauszubilden. Sie trauen sich selbst nicht viel zu, haben wenig Vertrauen zu anderen und wissen meist gar nicht, was es heißt, sich in der Welt geborgen fühlen zu können. Sie lassen sich besonders schnell verängstigen und damit für das gefügig machen, was ihnen die betreffenden Angstmacher an Lösungen anbieten. Wenn Sie zu denen gehören, die davor gewarnt worden sind, im Alter faltig und verschrumpelt aussehen zu müssen, und Sie sich diese Vorstellung zu eigen gemacht haben, hat der Faltenschutzcreme-Verkäufer mit Ihnen ein leichtes Spiel.

Mehr über Gerald Hüther erfahren Sie unter www.gerald-huether.de
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