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Hochsensible Wahrnehmungs-Künstler und Vielfühler


von Sabine Waßmann

Kennst du noch das alte Kinderspiel: „Ich sehe was, was du nicht siehst?“
So in etwa geht es vielen hochsensiblen Kindern, bzw. Erwachsenen.
Sie nehmen rund um die Uhr, mit allen Sinnen wahr, was anderen häufig verborgen bleibt.
Viele von ihnen sind wahre Wahrnehmungs-Künstler und Vielfühler, eigentlich eine wundervolle Eigenschaft, die für sie selbst, aber auch für ihr Umfeld, sehr bereichernd sein kann.


Hochsensible Wahrnehmungs-Künstler und Vielfühler
© Matheus Bertelli/pexels.com


Im Alltag ist es für viele Hochsensible jedoch nicht immer leicht, so viel zu fühlen und wahrzunehmen, besonders wenn ihre Verhaltensweisen, die mit der Vielfalt der Eindrücke einhergehen, missverstanden werden.

Viele hochsensible Kinder (selbstverständlich auch viele hochsensible Erwachsene) sind mit einer unermesslichen Anzahl von kleinen Fühlern ausgestattet,
die sie der Welt permanent aufnahmebereit entgegenstrecken.

Sie haben eine vielschichtige und umfassende Wahrnehmung und sind somit immer auf Empfang.Feinste Details werden von ihnen sowohl aus ihrer direkten Umgebung, als auch in größerer Entfernung wahrgenommen.Alle Reize, ganz unabhängig davon, ob es sich um wichtige oder unwichtige Informationen handelt, strömen dabei mit maximaler Intensität auf die Kinder ein.Aufgrund der hohen Wahrnehmungsflut können HsK unwichtige und wichtige Informationen nicht sofort voneinander unterscheiden.

Sollten sie also im Alltagsgeschehen nicht sofort und „angemessen“ auf bestimmte Informationen reagieren, liegt das nicht an ihrem Unwillen,sondern an der Tatsache, dass alle Informationen zunächst ungefiltert aufgenommen und erst später betrachtet und bewertet werden.Durch die hohe Aufnahme von Reizen benötigen HsK oft viel mehr Zeit zum Verarbeiten als normal sensible Kinder, sie sind dabei nicht langsamer als diese, sondern haben einfach nur eine Unmenge mehr an Eindrücken zu verarbeiten.

Man kann die hohe Reizaufnahme mit einem Schwamm vergleichen, der alles, was erreichbar ist, aufsaugt, dessen Kapazität jedoch begrenzt ist.Ist ein hochsensibles Kind erst einmal übersättigt an Reizen, hat es nur noch die Möglichkeit sich über eine Auszeit zu regenerieren, ansonsten läuft es wie der Schwamm, im wahrsten Sinne des Wortes über.
(Wie der Schwamm, der ausgewrungen werden muss, um neue Kapazitäten aufnehmen zu können, benötigt das hochsensible Kind in Bezug auf seine ausgeprägte Wahrnehmung Auszeiten zur Erholung und Regenerierung.)

Zu bedenken ist, dass eine Auszeit nicht unbedingt eine Ruhepause sein muss, manchem Kind entspricht anstelle von Entspannungsübungen und Ruhephasen eher eine aktive Auszeit, wie Körperübungen, Tanz oder auch Bewegung in der Natur. Oft wissen die Kinder selbst ganz gut, welche Form der Auszeit ihnen guttut.


Zu bedenken ist, dass eine Auszeit nicht unbedingt eine Ruhepause sein muss
© Kseniya Mazaeva/pexels.com


Durch eine ehrlich gemeinte Frage, was ihnen persönlich guttun könnte, fühlen sie sich in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und wertgeschätzt. Unterstützung benötigen sie hingegen in Form einer Erinnerung bzw. Aufforderung an eine Auszeit, da sie die hohe Reizaufnahme, eine Überreizung und eine damit verbundene nötige Auszeit selbst oft nicht von alleine bemerken.(Je jünger das Kind, umso mehr Unterstützung benötigt es dabei.)

Um ein hochsensibles Kind in Bezug auf seine umfassende Wahrnehmung möglichst optimal zu begleiten, ist es unter anderem wichtig zu berücksichtigen, dass hochsensible Kinder durch die intensive Aufnahme von Reizen, sehr viel schneller an ihre Grenzen kommen, als normal sensible Kinder.

Beispielsweise kann ein ganz normaler morgendlicher Ablauf zu Hause, wie z.B. aufstehen, anziehen, frühstücken, sowie der Weg zur Kindertagesstätte, zum Einkaufen usw. das hochsensible Kind durch die vielen, von ihm wahrgenommenen Reizen, schon an seine persönliche Stressgrenze bringen, wo andere längst noch in ihrer Wohlfühlzone verweilen.
So kann es vorkommen, dass manche Kinder aufgrund des erhöhten Stress-Levels, beispielsweise schon im zeitigen Vormittagsbereich deutliche Anzeichen von Überreizung zeigen.


Vielfühler nehmen unendlich viel wahr, von dem, was um sie herum geschieht
© Sabine Waßmann


Normal sensible Personen können in solchen Momenten oft kaum nachvollziehen bzw. nachspüren, weshalb das Kind „so früh“ schon so überreizt ist.


Sätze wie:

sind völlig unangemessen und überreizen das Kind zusätzlich zur ohnehin schon angespannten inneren Reizfülle.


Rückzug oder Aggression

Hochsensible Kinder reagieren bei Überreizung jeweils individuell und unterschiedlich.
Mögliche Reaktionen können unter anderem

sein


Häufig werden bestimmte Reaktionen der Kinder bei Überreizung von Außenstehenden missdeutet und entsprechend unangemessen darauf reagiert.
Um angemessen darauf reagieren zu können, ist es wichtig, Zusammenhänge zwischen der erhöhten Wahrnehmung und bestimmten Verhaltensweisen zu erkennen und zu verstehen.

Wie kann ich das Kind unterstützen?

In Bezug auf die vielschichtige und umfassende Wahrnehmung hochsensibler Kinder gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, Entlastung zu schaffen.

Hilfreich ist es:


Je differenzierter die Selbstwahrnehmung, umso eher kann das Kind Reize sowie eine mögliche Überreizung wahrnehmen

Die Zentren im Gehirn, die zur Problemlösung verantwortlich sind, können sich entspannen, Raum für Vertrauen und Wohlbefinden entsteht.


Ein wunderbarer Grundstock für ein herzliches und positives Miteinander, ist das Gefühl, sich als Mensch unter Menschen, trotz aller Unterschiedlichkeiten im positiven Sinne verstanden zu fühlen und dabei wahrnehmen zu können, dass Unterschiedlichkeit etwas Bereicherndes sein kann.

Also lasst uns einander kennen und verstehen lernen. :-)




Sabine Waßmann über Sabine Waßmann


Sabine Waßmann
© Sabine Waßmann
Ich bin staatlich anerkannte Erzieherin mit Weiterbildung zum Thema Hochsensibilität.

Als Fachberaterin für hochsensible Kinder ist es mir eine ganz besondere Herzensangelegenheit, hochsensible Kinder, ihre Familien, Erzieher, Lehrer usw. dabei zu unterstützen, die Hochsensibilität besser zu verstehen und bestimmte mögliche Herausforderungen sowie auch das wunderbare Potential, welches die Hochsensibilität in sich trägt, verständlich bzw. transparent zu machen.

Mein Motto lautet... "einander verstehen, gemeinsam glücklich sein."

Des Weiteren illustriere und schreibe ich unter dem Namen Loubins Way Beiträge.
Auf positive und lockere Art und Weise möchte ich so dazu beitragen, dass das Thema Hochsensibilität verständlich dargestellt wird, ein Aha-Erlebnis entstehen kann und sich das positive Potential der hochsensiblen Kinder bzw. Erwachsenen entfalten kann.


Website: www.sabinewassmann.de
Facebook: Hochsensibilität-Fluch oder Chance?
Kontakt: info@sabinewassmann.de


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