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Sinnlichkeit geht unter die Haut
von Birgit Faschinger-Reitsam
Sabina ist eine Frau voller Lebensfreude und Leidenschaft und ihren 60 Geburtstag hat sie längst hinter sich. Einige Jahre nahm ich Unterricht in Aktzeichnen bei ihr. Lernen durfte ich jedoch wesentlich mehr. In den Pausen erzählte sie Anekdoten aus ihrem Leben. Ich schüttelte mich - nicht nur vor Lachen, als sie den hilflosen Annäherungsversuch eines Verehrers auf ihre eindrückliche Art schilderte: "Er hat mein Knie betätschelt. Kannst du dir das vorstellen? So würde ich nicht mal meinen Hund betätscheln..." Freundlich, aber bestimmt hat sie ihm Nachhilfe darin gegeben, wie sie als Frau berührt, statt angefasst werden will.
© rominafa/unsplash
Berührbar
Berührungen lassen uns Ekstase erleben, vor Wonne erschauern und unsere Härchen aufstehen. Wir sehnen uns nach Berührung und es schüttelt uns, wenn wir angefasst werden. Lass uns einen ganzheitlichen Blick auf unser sinnlichstes Organ werfen - unsere Haut. In ihr sitzen Sinneszellen, Rezeptoren, Nervenenden, wir bekommen Gänsehaut oder Schweißperlen.
© 7seth/unsplash
Tipp: Die Haut lässt dich deine körperlichen Grenzen auf sinnlich Weise erfahren. Lege dich auf den Fußboden - verzichte möglichst auf Polsterung. Räkle dich. Rolle, wälze dich und nimm wahr, wie du vom Boden gehalten und getragen wirst. Spüre nach.
Lüften ist besser als Liften
Attraktivität hat viel damit zu tun, wie wohl wir uns in unserer Haut fühlen. Nicht wenige Frauen wenden sich nach außen und vertrauen auf die modernen, weißbekittelten Ritter mit dem Skalpell. Dabei musst du weder Geld noch Macht abgeben, wenn du ein paar Dinge beherzigst.
Birgit Faschinger-Reitsam (Autor)
Wenn Tango Leiden schaf(f)t
Mit glücklichen Füßen genussvoll tanzen
Da ist zum einen die Hautatmung - ja, unsere Haut atmet und nimmt bis zu ca. 25% des nötigen Sauerstoffs direkt auf. Dumm nur, dass wir uns zu Stubenhockern entwickeln, häufig auch noch in klimatisierten Räumen. Das hat zur Folge, dass die Anzahl an toten Hautzellen zunimmt und weniger neue Zellen gebildet werden. Logisch: je weniger Sauerstoff verbrauchende Zellen, desto weniger fordert die Haut an. Ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft kann Wunder bewirken - für deine Vitalität, Ausstrahlung und deine Lebenslust. Sabina weiß um diesen Effekt, deshalb nimmt sie, wenn sie zum Malen an der Cote d'Azure ist, täglich eine Luftdusche, nackt am Meer - frühmorgens, wenn der Strand noch ihr allein gehört und keine schädlichen UV-Strahlen an ihren Körper kommen.
Tipp: Mit regelmäßigem achtsamem Peeling und lustvollen Bürstenmassagen entfernst du abgestorbene Hautzellen. Mit Massagen und Cremes belebst du deine Haut und machst sie aufnahmefähiger für sinnliche Berührungen.
Prana, Luft und Lust
Bleiben wir noch ein wenig bei diesem luftigen Thema, das sehr viel mit deiner weiblichen Lust zu tun hat. Dass Sauerstoff sich in unseren Lungen an die roten Blutkörperchen bindet, wissen wir. In unserer Jungend rauscht unser Lebenssaft durch unsere Adern bis in die winzigsten Kapillare hinein. Wenn dieses Rauschen jedoch durch lustfeindliche Stubensitzerei gedrosselt wird, bekommen diese feinsten Ausläufer, die sich in unserer Haut befinden weniger ab. Die Kosmetikindustrie reibt sich die Hände.
Es lohnt sich deshalb ein Blick nach Indien. In den vedischen Schriften ist Luft nicht gleich Luft, sondern Prana - Lebensatem. Allein mit der Vorstellung, dass du zusammen mit der Atemluft vibrierende Lebenskraft aufsaugst und in deinem Körper verteilst, wirst du deine Vitalität steigern. Prana ist das Flirren in der Luft an einem heißen Sommerabend. Es sind die prickelnden Champagnerbläschen. Die vom Wind zitternden Blätter einer Pappel im Herbst. Prana ist Lebenslust.
© saksham/unsplash
Tipp: Nimm täglich mehrmals einige tiefe und genüssliche Atemzüge und sauge bewusst und dankbar vibrierende Lebendigkeit bis in deine Zellen.
Geschichten, die unter die Haut gehen
Sexualität ab 40 bekommt eine andere Qualität. Allein schon deswegen, weil wir Geschichten, die wir bislang ungeprüft übernommen haben, einem Check unterziehen. Geschichten, die beginnen mit einem „Es ist nun mal so, dass wir im Alter (lustloser, unbeweglicher, trockener, unattraktiver...) werden und deshalb …" Das ist Manipulation und funktioniert prächtig. Es funktioniert so gut, dass wir uns diese Geschichten gegenseitig und immer wieder erzählen.
Geschichten sorgen dafür, dass wir uns für natürliche Reflexe schämen und damit unsere Lebendigkeit untergraben. Aber wenn wir bereit sind, begegnen wir Menschen wie Sabina, die uns öffnen für die Wunder unseres Körpers und unsere wilde Weiblichkeit.
Tipp: Schütteln hilft gegen Angepasstheit und verkrustete Strukturen. Du holst dir damit vibrierende Lebendigkeit in deinen Körper und schüttelst alte Geschichten ab.
Vor jeder Aktzeichenstunde schüttelten wir uns oder tanzten wild für fünf Minuten. "Du holst dir damit einen frischen Blick. Sonst zeichnest du nicht, was du im Modell siehst, sondern deine Geschichten, die du dir erzählst" - klärte uns Sabina auf.
Wie du isst - so liebst du
Weiter geht's mit Geschichten, die uns bei Tisch artig "lecker" sagen lassen, statt genussvoll ein Mmmhh von uns zu geben. So wie du isst - so liebst du. Denn sinnliche Laute triggern deinen Beckenboden. Und zwar auf ganz andere Weise als beim öden Beckenbodentraining à la: "alle Löcher dicht. Anhalten. Bis 10 zählen..." Auch das ist eine Geschichte, der wir auf den Leim gehen. Dass wir nämlich ausgerechnet unser weibliches Prachtstück Beckenboden mit männlichen Methoden stärken sollen. Und das kommt gar nicht gut, denn dabei trocknen wir aus.
Wenn wir natürliche Reflexe unterdrücken, werden wir in der Regel auch schneller und weniger genüsslich essen. Was wiederum die Verdauung beeinträchtigt und das kommt gar nicht gut, denn Verdauungsbeschwerden sind Lustkiller.
Tipp: In Frankreich und Italien is(s)t man unverkrampfter. Dort schleckt man sich schon mal verzückt die Finger ab. Was hält dich davon ab? Geschichten?
Es ist an der Zeit, Geschichten nicht ungeprüft zu übernehmen und uns liebevoll und neugierig unserem wundervollen Frauenkörper zuwenden und zu entdecken, welche Lustquellen auf uns warten.
Heilige Lust oder primitiver Trieb?
Sexuelle Energie kann sowohl Lust als auch Schmerz und Zerstörung bewirken. Vielleicht ist dies der Grund, warum manche Religionen mit der Fleischlichkeit ein Problem haben - vornehmlich mit weiblicher Lust. Es lohnt sich nochmals nach Indien zu schauen. In der indischen Mythologie wird die weibliche Ur- und Schöpferkraft - und dazu zählt die weibliche Lust - Shakti genannt. Shakti lässt die Erde beben, ein Küken die Eischale durchbrechen, ist wild und ungestüm und alles andere als berechenbar und angepasst. In jedem Moment überraschend echt und quicklebendig. Das kann Angst machen. Und über Jahrhunderte wurde die Shaktikraft in uns unterdrückt. Vor allem mit Glaubenssätzen und Geschichten... Shakti kann man nicht aushalten, Shakti nimmt dich - ganz. Shakti lässt sich nicht ausknipsen und dann, wenn es dir nach Leidenschaft ist, wieder ans Licht holen.
Tipp: Dein Shaktifeuer weckst du mit Hitze. Reibe mit flacher Hand und etwas Druck deine Nierengegend, deine Schenkel, Arme, Po, Gelenke... bis deine Haut gut durchblutet ist. Spüre nach. Bewege dich, oder noch besser: Tanze, was du erweckt hast.
Shakti lässt dich lebendige Texte schreiben, sie hilft dir deinem Chef die Meinung zu sagen, sie lässt dich liebevoll zu deinen Kindern sein und dich mutig und ehrlich mit deinem Liebsten austauschen. Und sie sorgt dafür, dass deine intimen Momente zu heiligen ekstatischen Höhepunkten werden.
Vor allem aber: Shaktifrauen weihen ihre Schwestern ein und dann beginnen magische Zeiten. Mmmhh. Bist du bereit?
Alles Liebe und feiere dein Shakti
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O-Ton Prof Dr. Ingrid Gerhard von Frauengesundheit: Dieser Kurs stellt alles in den Schatten, was Sie bislang über Beckenbodenübungen gehört haben...
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© Birgit Faschinger-Reitsam
Birgit Faschinger-Reitsam ist Autorin, Bloggerin und Körpercoach für Frauen, die sich spüren wollen. Neben ihrer Karriere in einer männlich geprägten Businesswelt, fand sie im argentinischen Tango einen willkommenen Ausgleich, bis sie von extremen Fußproblemen ausgebremst wurde. Über die intensive Beschäftigung mit Füßen kam sie zu ihrer Berufung: Körperintelligenz. Darüber, wie Frauen Zugang zu ihrem Körper und mit ihm in Führung gehen können, hat sie mehrere Bücher und über 100 Artikel verfasst. Ihr ganzheitlicher Ansatz überzeugt auch Ärzte verschiedener Fachrichtungen. In Coaching, Onlinekursen und Seminaren zeigt sie, dass „Zu sich stehen“ bei den Füßen beginnt. So zum Beispiel im Seminar Spurwechsel:
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