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Von sechs Richtigen… und Zusatzzahl
von Bruno Schulz
"Komm, los, sag schon. Was würdest Du machen, wenn Du im Lotto gewinnen würdest?" Meine Freundin Gitte will es wirklich wissen. Sie sitzt an meinem Küchentisch. An einem späten Freitag Nachmittag im frühen August. Beide Ellbogen hat sie aufgestützt. Locker hält sie den Kopf in beiden Händen und wippt ein bisschen mit zur lässigentspannten Musik. "He loves me." Jill Scott. Vor ihr steht ein Glas Crémant aus dem Elsaß. Und der perlt genau so locker vor sich hin, wie die Gitte wippt. Sie schaut mich fragend an. Bohrend. Aus der Nummer komme ich wohl so jetzt nicht raus. Ich muss also was entwerfen.
"Wieviel würde ich denn gewinnen?" „Na, sagen wir fünf Millionen. Oder sechs?“ „Hm, eigentlich müssten wir jetzt erst mal sauber trennen." "Trennen?" Gitte ist erstaunt. "Ja, weil Dein fiktiver Gewinn mindestens zwei völlig unterschiedliche Denkrichtungen aufwirft." "Aha? Und was meinst Du damit?" Sie beugt sich konzentriert nach vorne. "Wir könnten uns jetzt über Häuser, Autos, Boote, Uhren, Mode und Schnick und Schnack austoben …" "Das ist doch toll." "Ich finde das eigentlich eher langweilig. Es ist die Lotto-Lothar-Variante." "Sondern?" "Naja, das Runterrattern von Konsum-Ikonen ist ja kein echter Einschnitt in Dein Leben, oder? Das ist nur eine Skalierung der Möglichkeiten. Es wird halt grösser, schneller, lauter.“ "Jetzt wird es wirr." "Gar nicht. Jetzt wird es elementar. Jetzt schmeissen wir mal all den Tand über Bord."
Gitte nippt an ihrer Brause. "Stell Dir also mal vor, Du wärst abgesichert. Mal abgesehen von Erdbeben, Feuersbrünsten, Pest und Cholera. Und ähnlich Unabwendbarem. Du könntest frei entscheiden, was Du tun magst." "Ich würde mir die Welt anschauen." „Tataa, das klingt schon viel spannender als Gucci und Prada.“ "Ich glaube, ich würde sofort kündigen und nur noch interessante Dinge tun." "Jetzt wird es richtig spannend." "Stimmt.“ Gitte bekommt ganz rote Wangen, die Phantasie kommt in Fahrt. Sie träumt mit offenen Augen. Kopfkino.
"Weisst Du Bruno, eigentlich braucht man den Umweg über den fiktiven Lottogewinn gar nicht." "Nein, letztlich sollte man sich einfach nur hin und wieder mal die Frage stellen, ob und was man an seinem Leben verändern möchte. Und das hat ganz selten etwas mit Millionengewinnen zu tun. Mit Gewinn ja. Nicht mit Millionen. Eher mit Glück und Erfüllung. Und das ist bekanntlich nicht käuflich. Das Glück liegt im Augenblick."
„Jetzt?“
"Genau."
© www.brunoschulz.de
Die BRIGITTE schreibt: “Bruno Schulz ist einundfünfzig Jahre alt und Vater eines Sohnes. Er hat Innenarchitektur studiert und einiges Geisteswissenschaftliche. Nach einigen Stationen in Deutschland, Europa, in Asien und in Afrika arbeitet er als Designer, Texter und Moderator. Mit seiner Agentur schulzundtebbe (www.schulzundtebbe.de) entwickelt und pflegt er Marken. Er liebt und lebt das Storytelling und schreibt immer und leidenschaftlich. Essays, Short Stories, Reiseberichte, dies und das. Oft geht es dabei um die Liebe, das Leben, Genuß und Kultur. Und um Frauen, natürlich.Bruno Schulz freut sich über Dein „Like“ auf seiner Seite: www.facebook.com/derbrunoschulz
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