ANZEIGE
59

Hochsensibilität und mögliche Auslöser für Stimmungsschwankungen


von Sabine Waßmann


Im Leben vieler hochsensibler Seelen gibt es häufig Momente, in denen ihre Stimmung von 0 auf 100 kippt. Vielleicht kennst Du das ja von dir selbst oder aber auch von deinem hochsensiblen Kind.

Eben gerade warst du noch fröhlich, aufgeschlossen und zufrieden und ohne einen ersichtlichen Grund zu erkennen, warum sich das plötzlich ändert, kippst du (oder das hochsensible Kind) innerhalb von kürzester Zeit um, in ein Gefühl von Müdigkeit, Überforderung, Traurigkeit aber auch Wut oder Aggression.

Vielen HsP geht es dann so, dass sie selbst unsicher bzw. überfordert sind, in Bezug auf ihren Stimmungswandel, da sie selbst nicht wissen, warum sie dort hineingeraten sind.
Aber auch das Umfeld ist häufig ratlos, betroffen, oft auch anklagend, erzürnt und ohne Verständnis.


Hochsensibilität und mögliche Auslöser für Stimmungsschwankungen
© Dmitriy Ganin/pexels.com



Was tun?


Nun gilt es, wie ein Detektiv, auf die Suche zu gehen

Zunächst einmal wäre es wichtig zu schauen, was dazu geführt haben könnte, dass du dich fühlst wie du dich fühlst und warum du reagierst, wie du gerade reagierst.


Vielen hochsensiblen Menschen ist es schon geläufig, in Momenten der Überreizung zu schauen, was diese ausgelöst haben könnte.
Häufig findet sich eine mögliche Ursache dahingehend, dass die sensiblen Sinne durch äußere Stimuli in eine Überforderung bzw. Überreizung gelangt sind.

Fast jedem hochsensiblen erwachsenen Menschen ist es bekannt, dass die hohe Reizflut sowie fehlende Auszeiten und Rückzugsmöglichkeiten zu einer Überreizung und entsprechenden Verhaltensweisen im Anschluss daran führen können.

Heute möchte ich jedoch noch mal eine weitere Möglichkeit mit ins Spiel bringen, die aufzeigen könnte, welche Ursachen für bestimmte Verhaltensweisen oder Stimmungswechsel bei HsP in Frage kommen könnten.


Hochsensibilität und Stimmungsschwankungen
© Sabine Waßmann



Das Verhalten hochsensibler Menschen wird weitestgehend von ihren Gefühlen bestimmt


Über die Ursache überreizter Sinne hinaus, besteht aber auch die Möglichkeit, dass subjektiv empfundene (Grund-)Bedürfnisverletzungen eine mögliche Ursache für Verhaltensweisen wie z.B. Stimmungswechsel sein könnten.
Hierbei möchte ich mich an die vier psychologischen Grundbedürfnisse (nach Klaus Grawe) anlehnen und diese im Anschluss kurz vorstellen.



Der Blick auf die vier psychologischen Grundbedürfnisse kann helfen, um herauszufinden, welche der Bedürfnisse eventuell gerade nicht erfüllt sind



Vier psychologische menschliche Grundbedürfnisse nach Klaus Grawe



1. Bedürfnis nach Bindung und Zugehörigkeit

Ich möchte anderen Menschen nahe sein und jemanden haben, auf den ich mich verlassen kann.

Mangelgefühl:
einsam ◦ ausgegrenzt

Unterstützend:
Verlässlichkeit ◦ tiefgehende emotionale Verbindung ◦ empathische Bezugspersonen


2. Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle

Ich möchte nicht hilflos sein, sondern selbständig mein Leben auf die Reihe bekommen

Mangelgefühl:
hilflos ◦ unsicher ◦ abhängig ◦ wütend

Unterstützend:
Klare Strukturen/verlässlichen Regeln ◦ Vorhersehbare Situationen◦ Gefühl der Selbstwirksamkeit (ich kann Einfluss nehmen)


3. Bedürfnis nach Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung

Ich möchte stolz auf mich sein können

Mangelgefühl:
minderwertig ◦ beschämt ◦ ungeliebt

Unterstützend:
ehrliche Wertschätzung ◦ Anerkennung positiver Leistungen, dabei gleichzeitig das Bewusstsein, dass auch schlechte Leistungen im Leben dazu gehören und nichts am eigenen Wert ändern


4. Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung

Schöne Dinge möchte ich suchen, schmerzhafte und unangenehme möcht ich vermeiden

Mangelgefühl:
gelangweilt ◦ abgestumpft ◦ angeödet ◦ gestresst ◦ überlastet ◦ müde

Unterstützend:
Alte Glaubensmuster und Bewertungsprozesse (das ist langweilig, zu laut…) betrachten und umwandeln. Positive Stimuli verstärken, negative abschwächen, Grenzen neu ausloten


Ein Beispiel:

Der Besuch im Café

Die Kolleginnen von Martha, einer hochsensiblen Erwachsenen, hatten nach Feierabend verabredet, dass sie sich alle gemeinsam, am kommenden Tag nach der Arbeit, zum Plaudern in einem angrenzenden Café treffen wollten.
Einmal im Monat hatten sie sich solche Treffen zur Gewohnheit werden lassen.

Obwohl Martha eigentlich nach der Arbeit immer etwas erschöpft war und sich stets auf ihren Feierabend freute, sagte sie auch für dieses Treffen wieder zu, da der private Austausch mit den Kolleginnen stets sehr nett und bereichernd war.

Im Laufe des nächsten Arbeitstages war das Treffen im Anschluss an den Feierabend auch am Vormittag schon Thema im Kollegenkreis, alle freuten sich und waren guter Dinge.

In der Mittagspause machte eine der Kolleginnen jedoch plötzlich den Vorschlag, anstelle des Besuchs im Café, vielleicht doch lieber gemeinsam ins Kino zu gehen, denn dort wurde nur noch am heutigen Tag, ein wundervoller Film gezeigt.

Nach kurzem hin und her wurde in der Runde abgesprochen, kurzfristig umzuentscheiden und anstelle ins Café, doch ins Kino zu gehen.

Martha, die sich den ganzen Vormittag vergnügt mit den Kolleginnen auf den geplanten Nachmittag freute, wurde in kürzester Zeit unwirsch, verspürte sogar etwas Wut und wusste dabei gar nicht so recht warum, denn der Film hatte gute Kritiken bekommen, schien interessant zu sein und ob sie die Zeit nun im Café oder im Kino verbringen würden, war letztendlich doch egal.


Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung
© Pixabay/pexels.com


Als sie nach Feierabend alle zusammen losgingen, war die Freude und gute Laune in Martha jedoch verloren gegangen. Sie war genervt, in sich gekehrt und reagierte auf Nachfrage eher schroff. Die Kolleginnen, aber auch Martha selbst, waren verwundert über ihren Stimmungswechsel.

Martha hat sich dann im weiteren Verlauf des Treffens zusammengerissen, um nicht aus der Rolle zu fallen, war bemüht freundlich, aber der Tag war für sie gelaufen.
Letztendlich hatte sie sich dann selbst noch kritisiert dafür, dass sie nicht so fröhlich und ausgelassen mit den anderen mitschwingen konnte, wie sie es sich gewünscht hätte.



Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle


Wenn wir uns jetzt mal die menschlichen Grundbedürfnisse nach Klaus Grawe anschauen und den Blick darauf werfen, was ein möglicher Auslöser sein könnte für Marthas Stimmungswechsel und Verhalten, könnte ein tieferes Verständnis des Zusammenhangs entstehen.



Martha könnte demnach auf das Gefühl von Kontrollverlust reagiert haben


Die spontane Umstrukturierung des zuvor vorhersehbaren Tagesablaufes, könnte ihr ein Gefühl von Machtlosigkeit und ausgeliefert sein vermittelt haben. Ihr Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle wurde so nicht erfüllt.

Das hört sich vielleicht insgesamt zunächst einmal etwas überzogen an, ist aber tatsächlich etwas, was man in Betracht ziehen sollte, denn Grundbedürfnisse, die nicht erfüllt sind, können hochsensible Menschen schnell in Stimmungswechsel, veränderte Gefühlslagen und entsprechende Verhaltensweisen bringen.

Mach dir diese Möglichkeit der fehlenden Erfüllung bestimmter Grundbedürfnisse doch einfach mal bewusst und schau, ob du vielleicht einen tieferen Zusammenhang entdeckst zwischen einem Stimmungswechsel oder anderen Verhaltensweisen und Gefühlen in Bezug auf unterschiedliche Situationen.

Hast du erst einmal herausgefunden, was die Ursache für deine Stimmungen, Gefühle oder Verhaltensweisen ist, fällt es dir sicherlich viel leichter, diese anzunehmen, zu kommunizieren oder auch nach Lösungen zu schauen.

Wecke den Detektiv in dir...

© Loubins Way




Sabine Waßmann
© Sabine Waßmann
Sabine Waßmann über Sabine Waßmann


Ich bin staatlich anerkannte Erzieherin mit Weiterbildung zum Thema Hochsensibilität.

Als Fachberaterin für hochsensible Kinder ist es mir eine ganz besondere Herzensangelegenheit, hochsensible Kinder, ihre Familien, Erzieher, Lehrer usw. dabei zu unterstützen, die Hochsensibilität besser zu verstehen und bestimmte mögliche Herausforderungen sowie auch das wunderbare Potential, welches die Hochsensibilität in sich trägt, verständlich bzw. transparent zu machen.

Mein Motto lautet... "einander verstehen, gemeinsam glücklich sein."

Des Weiteren illustriere und schreibe ich unter dem Namen Loubins Way Beiträge.
Auf positive und lockere Art und Weise möchte ich so dazu beitragen, dass das Thema Hochsensibilität verständlich dargestellt wird, ein Aha-Erlebnis entstehen kann und sich das positive Potential der hochsensiblen Kinder bzw. Erwachsenen entfalten kann.


Website: www.sabinewassmann.de
Facebook: Hochsensibilität-Fluch oder Chance?
Kontakt: info@sabinewassmann.de


Magst Du, was wir bei LEBE-LIEBE-LACHE schreiben? Willst Du uns helfen, Menschen zu erreichen, denen das auch gefallen könnte? Wie? Ganz einfach: "teilen". Wir freuen uns sehr über Deine Wertschätzung.
59
ANZEIGE
Weitere Artikel von Sabine Waßmann:
Glücklich hochsensibel
Burnout und Hochsensibilität
Hochsensible Kinder (Menschen) leisten oft gedankliche Schwerstarbeit
Hochsensibilität: WUT ist "NICHT" böse. . .
Hochsensibilität: Oh du fröhliche Weihnachtszeit- GRENZEN wahrnehmen, FREUDE genießen…
Hochsensibilität: High Sensation Seeker (HSS) was bedeutet das eigentlich?
Weitere Artikel:
Positive Psychologie: Das Leben mit Humor betrachten
Was ist Kunsttherapie? „Wenn Worte nicht mehr reichen…“
Planlos glücklich: Warum es okay ist, kein klares Ziel zu haben
Schützt den Wortschatz!
Was ist Gesundheit?
Eckhart Tolle - Stille ist deine wahre Natur
ADHS – noch so eine Modekrankheit?
Selbstliebe: Happy Valentine's Day to ME!
Cineplexx-Kopfkino
Ich geh mit dir. . . ins Romantikhotel Elixhauser Wirt
Lebenstage-Rechner
Geburtstag:
Lebe-Liebe-Lache.com
ANZEIGE

Neueste Artikel:
Unsere TOP Hotel-Empfehlungen
Diese Hotels haben wir für Sie besucht

Nicht verpassen:
Lebe-Liebe-Lache.com
Unsere weiteren Projekte:
www.flowerofchange.de Webguide
Merken
schliessen
Newsletter Anmeldung
Regelmäßig tolle Tipps, die neuesten Artikel und viele Mind- und Lifestyle-Impulse
Ihre E-Mail:
Spam-Check:
Fenster nicht mehr zeigen