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John Lennon - Dr. Winston o´Boogie
Schock-Nachrichten
Viele Millionen Menschen weltweit standen unter Schock, als John Lennon am 8. Dezember 1980 erschossen wurde. Seine kurz zuvor erschienene Single "(Just like) Starting Over" landete in vielen Ländern an die Spitze der Charts.
Doch so groß die Trauer um den Menschen damals war, so wenig schien sich sein Tod auf die Entwicklung der Popmusik auszuwirken. Denn Lennons beste Jahre lagen 1980 schon eine Weile zurück. Die musikalische Entwicklung war schon längst im New Wave angekommen. Sein Einfluss - so die einhellige Meinung damals - beschränke sich auf die große Zeit der 60er Jahre.
Mit den Beatles hatte er damals die Musikwelt revolutioniert und die Blaupause für die Musik geschaffen, die heute Pop heißt.
Der Künstler mit all seinen Ängsten und Zweifeln
Die Beatles (John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr),alle stammen aus Liverpool, sorgten aber auch dafür, dass die zunächst nur von Teenagern gehörte Musik erwachsen wurde. So wie die jugendlichen Fans älter wurden, so wurde auch ihre Musik reifer. Drehten sich die Songtexte im Rock 'n' Roll und bei den frühen Beatles fast ausschließlich im jugendlich-unschuldige Liebe ("She loves you", "I want to hold your hand"), so beschäftigten sich ihre Songs ab Mitte der 60er Jahre mit anspruchsvolleren Themen.
Daran hatte vor allem John Lennon seinen Anteil. Bob Dylan wird das Verdienst zugeschrieben, die Popmusik für ernsthafte, politische Sujets geöffnet zu haben. Doch erst John Lennon war es, der in Songs wie "I'm a Loser" oder "You've got to Hide your love away" den Künstler mit all seinen Empfindungen, Ängsten und Zweifeln einbrachte.
In seinen Solostücken ging Lennon deutlich weiter und legte seine privaten Abgründe offen: In "Cold Turkey" aus dem Jahr 1969 besingt er seine Qualen beim kalten Heroinentzug. In dem Song "Mother" (1970) arbeitet er das Trauma auf, früh seine Mutter verloren zu haben. Die Eltern waren nie für ihn da : "Mutter, du hattest mich, aber ich hatte dich nie! Ich wollte dich, aber du wolltest mich nicht" heißt es dort - Nie zuvor hatte man einen Künstler so offen leiden sehen. John Lennon legte sich auf die Psychiater-Couch - und ließ die ganze Welt dran teilhaben.
John Lennon Stand by me
Das war für damalige Verhältnisse ungewöhnlich - prägte Jahrzehnte später die Musikszene, viele wollten mit ihren Eltern abrechnen: John Lennon (Imagine Youtube) kann man als einen der Wegbereiter des Soft-Pop sehen, der seit den späten 90er Jahren große Chart-Erfolge feiert. Zumeist aus England stammende Bands wie Coldplay, Starsailor oder Muse verzichteten auf Macho-Gesten und stellten stattdessen ihr Leiden an der Welt offen zur Schau. Nicht der harte, brutale Steinzeit-Typ, sondern der empfindsame Mann ist das Ideal dieser Künstler - und John Lennon ist der Vater dieser Schule. Auch die zweite bedeutende Musikströmung, die in den 90ern aus England kam, geht auf Lennon und die Beatles zurück: Die Fab Four sind die Ahnherren von Britpop-Bands wie Oasis und Blur.
Bei John Lennon wurde das Privatleben öffentlich gefeiert
Modern war aber auch die Art, wie er sein Privatleben öffentlich zelebrierte. Nach seiner Hochzeit mit Yoko Ono empfing das Paar 1969 die Weltpresse - im Bett. Hier verknüpften zwei Menschen ihr allerprivatestes Glück mit einer politischen Mission und nannte die Aktion ein Bed-In für den Weltfrieden. "Das Private ist politisch" lautete eine Parole dieser bewegten Jahre - und als eines der ersten Promi-Paare setzten sie Lennon/Ono in die Tat um.
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Weniger ruhmreich - aber nicht minder modern - dann die Art, wie Lennon die etwa 18-monatige Trennung von Yoko Ono zwischen 1973 und 1975 vor den interessierten Augen des amerikanischen Publikums auslebte. Gemeinsam mit seinem Freund (neben Paul McCartney & George Harrison), dem Sänger Harry Nilsson, unternahm Lennon Kneipentouren durch das nächtliche Los Angeles - sehr zur Freude der Klatschblätter, die sämtliche Fehltritte dokumentierten.
Lennon verzichtete schließlich auf die harten Rocker-Posen dieser wilden Jahre und zeigte sich als der fragile, verletzliche Mann ,der er ja auch war....
Wie modern er war, zeigte sich erst in seinen letzten Lebensjahren: Lennon hängte 1975 seine Musikkarriere für einige Zeit an den Nagel, um sich ganz seinem Sohn Sean zu widmen. Um die Geschäfte kümmerte sich in dieser Zeit Ehefrau Yoko Ono. Damit war Lennon (Imagine) dann wieder gesellschaftliche Avantgarde: Während deutsche Männer heute mit Geld und guten Worten überredet werden sollen, sich wenigstens zwei Monate um ihren Nachwuchs zu kümmern, verbrachte John Lennon fünf Jahre als Familienvater. Es waren, so sagte er einmal, seine schönsten Jahre.
Bei Youtube ist John Lennons musikalisches Erbe gut aufgehoben
Woman - John Lennon
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