Online Scheidung ist mehr

Während der klassischen Scheidung vor etlichen Jahren noch Beratungsgespräche im anwaltlichen Büro vorausgingen, nutzt der Scheidungswillige heutzutage mehr denn je die technischen Möglichkeiten eines Laptops, Tablets oder Smartphones, um mit seinem Anwalt zu kommunizieren. Es entstand die „Online“ Scheidung, bei der die gesamte Korrespondenz zwischen Anwalt und Mandanten vorwiegend per E-Mail, Fax, Telefon, Post und Online-Formularen erfolgt. Persönliche Termine im Büro des Anwalts sind seither regelmäßig überflüssig. Dank dieser Freiheiten muss ein Scheidungswilliger nicht unbedingt einen Familienrechtsanwalt Vorort wählen, zumal Anbieter einer Online Scheidung keine Zusatzkosten verlangen, wenn die Mandantin nicht im Umfeld seines Büros, sondern 600 km entfernt wohnt. Online Scheidung bedeutet aber noch nicht nicht, dass die Ehegatten keinen Scheidungstermin bei Gericht mehr wahrnehmen müssen.

Was bietet eine Online Scheidung?

Jedenfalls mehr als die bloße digitale Kommunikation mit dem Anwalt. Wer sich trennen oder scheiden möchte, sucht sich heutzutage, bevor ein Anwalt aufgesucht wird, zunächst Informationen bei Google und Co. Man möchte wissen und verstehen, was bei der Trennung und Scheidung zu beachten ist. Umfassende und kostenlose Ratgeber der Online-Portale nehmen Stellung zu Fragen, die sich nicht nur um die Trennung, Ehe-Scheidung sowie Aufhebung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, sondern auch um Unterhaltsfragen, Kindesbelange, Finanzen usw. drehen. Praktische Informationen mit vielen Beispielen runden das Online-Angebot ab. Exemplarisch wird das Portal onlinescheidung-rechtsanwalt.com

genannt.

Worauf sollte man achten bei Online-Scheidungs-Anbietern?

Reißerische Webseiten, die mit Dumping-Preisen werben, sind kritisch zu betrachten, denn die Kosten für eine Scheidung richten sich für alle Rechtsanwälte nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz.
Angaben mit einer Reduzierung des Verfahrenswertes von bis zu 30% sind zwar werbewirksam, aber eine Vielzahl der Gerichte lehnt eine solche ab.
Der Gesamteindruck der Webseite sowie die Kompetenz des Anbieters mit seiner Erfahrung als Familienrechtsanwalt sollten ausschlaggebend sein.

Wirklich Kosten sparen

Selbst wenn die Ehegatten Kompromisse machen müssen, was oftmals Beiden schwerfällt, ist dies kostengünstiger, als wenn es zu einer gerichtlichen Regelung kommt. Einigungen bieten sich insbesondere an bei

Herausgabe persönlicher /beruflich benötigter Gegenstände;
Aufteilung des Hausrates;
Weiternutzung der Wohnung nach der Trennung;
Zugewinn in einfach gelagerten Fällen;
Regelung des Umgangsrechts mit dem Kind;
Festhalten an dem grundsätzlich gemeinsamen Sorgerecht für das Kind.

Ein guter Anwalt wird versuchen, den Mandanten zu unterstützen und Streit zu schlichten statt zu schüren. Er wird auch abschätzen können, in welchen Fällen sich eine Einigung nachteilig auswirkt.

Wie läuft eine Online-Scheidung ab?

Wer sich online für einen Anwalt entschieden hat, kann das auf der Homepage bereit gestellte Formular ausfüllen und abschicken. Mit diesen Informationen kann der Anwalt feststellen, ob die Voraussetzungen für die Stellung eines Scheidungsantrags bei Gericht vorliegen. Auch sollte ein möglicher Verfahrenskostenhilfeantrag geprüft werden. Diese Hilfe kann bei geringem Einkommen oder höherem Einkommen mit großen Verbindlichkeiten (Ratenzahlungen usw.) in Betracht kommen. Im Falle einer Bewilligung durch das Gericht (unter dem Vorbehalt einer späteren Prüfung von veränderten Einkommensverhältnissen!) braucht der Scheidungswillige entweder keine Anwaltskosten und Gerichtskosten zahlen oder er zahlt diese ratenweise ab.

Ob eine Online Scheidung Ihrem Namen in Zukunft tatsächlich gerecht wird, bleibt abzuwarten.

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