Stand:

Sehtest-Intervalle: Wie oft sollten Sie Ihre Augen checken lassen?


Warum pauschale Sehtest-Empfehlungen nicht ausreichen


Die Standardantwort auf die Frage "Wie oft sollte ich meine Augen checken lassen?" lautet meist: "Alle ein bis zwei Jahre." Doch diese Pauschalempfehlung ignoriert entscheidende Faktoren. Beruf, Lebensstil, Genetik und moderne Technologien erfordern individuelle Lösungen. Wer denkt schon daran, dass ein Handwerker andere Risiken trägt als ein Büroangestellter? Oder dass eine familiäre Vorbelastung die Check-Intervalle radikal verkürzen kann? Dieser Artikel geht in die Tiefe – jenseits der üblichen Allgemeinplätze.


Sehtest-Intervalle: Wie oft sollten Sie Ihre Augen checken lassen?
© Ksenia Chernaya/pexels.com


Berufliche Belastung: Büroarbeit vs. Handwerk


  • Bildschirmarbeit: Trockene Augen und Nahbelastung

    Wer täglich acht Stunden auf einen Monitor starrt, kennt das Problem: brennende Augen, verschwommene Sicht, Kopfschmerzen. Digitale Augenbelastung ist kein Mythos, sondern ein physiologischer Stressfaktor. Studien zeigen, dass Blaulicht die Netzhaut belasten und den Schlafrhythmus stören kann. Für Büroarbeiter gilt: Ein Sehtest alle 12 Monate ist sinnvoll, ergänzt durch Bildschirmbrillen mit Blaufilter. Optometristen empfehlen zudem die 20-20-20-Regel: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf 20 Fuß (ca. 6 Meter) entfernte Objekte blicken.
  • Handwerk: Verletzungsrisiken und Schutzmaßnahmen

    Handwerker sind weniger von Nahbelastung betroffen, dafür umso mehr von mechanischen Gefahren. Metallspäne, Staub oder Chemikalien können die Hornhaut schädigen. Hier geht es nicht nur um Sehschärfe, sondern um präventiven Augenschutz. Arbeitgeber sind verpflichtet, Schutzbrillen bereitzustellen. Dennoch sollten Handwerker ihre Augen jährlich überprüfen lassen – besonders, wenn bereits leichte Weitsichtigkeit oder Astigmatismus vorliegen.


Genetische Risiken: Familiäre Vorbelastung ernst nehmen


Wenn Eltern oder Großeltern an Glaukom oder altersbedingter Makuladegeneration (AMD) litten, sollte die Vorsorge aggressiver angegangen werden. Glaukom entwickelt sich oft symptomlos, bis irreversible Schäden entstehen. Ab 40 Jahren ist bei familiärer Belastung ein jährlicher Augeninnendruck-Check ratsam. Bei AMD kommt es auf die Früherkennung von Drusen (Ablagerungen unter der Netzhaut) an – hier sind alle zwei Jahre optische Kohärenztomographien (OCT) empfehlenswert.



Digitale Augenbelastung: Smartphones, VR & Co.


  • Blue Light und seine Folgen

    Die Nutzung von Smartphones und VR-Brillen hat eine neue Ära der Augenbelastung eingeläutet. Kurzwelliges Licht dringt tiefer ins Auge ein als natürliches Licht und kann langfristig die Makula schädigen. Nutzer digitaler Geräte sollten ihre Augen mindestens alle 18 Monate prüfen lassen. Spezielle Blue-Light-Filter oder entspiegelte Gläser können Entlastung bieten.
  • KI-Sehtests für zu Hause – sinnvoll oder riskant?

    Apps wie "EyeQue" oder "Opternative" versprechen Sehtests per Smartphone. Doch Vorsicht: Diese Tools erkennen weder Glaukom noch Netzhautablösungen. Sie eignen sich höchstens für Korrekturupdates bei bekannter Fehlsichtigkeit.

KI-Sehtests für zu Hause – sinnvoll oder riskant?
© Photo By: Kaboompics.com/pexels.com


Fahrtauglichkeit: Wann der Führerschein auf dem Spiel steht


Das Sehvermögen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für sicheres Fahren – doch viele unterschätzen, wie schnell sich die Augen verschlechtern können. Während in Deutschland lediglich alle 15 Jahre ein verpflichtender Sehtest für den Führerschein vorgeschrieben ist, zeigen Studien, dass bereits ab dem 50. Lebensjahr die Nachtsehfähigkeit und das Gesichtsfeld nachlassen. Besonders tückisch: Viele Betroffene bemerken die schleichende Verschlechterung nicht, da das Gehirn Sehdefizite lange kompensiert.

Ein unscharfes Blickfeld oder Probleme bei Dämmerung können jedoch im Straßenverkehr fatale Folgen haben. Wer bei der Führerscheinverlängerung nur knapp den Mindestwert von 70% Sehschärfe erreicht, sollte nicht bis zum nächsten Pflicht-Check warten. Experten empfehlen ab 60 Jahren eine alle zwei Jahre stattfindende Kontrolle, insbesondere wenn Risikofaktoren wie Grauer Star (Katarakt) oder Grüner Star (Glaukom) vorliegen. Bei diagnostizierten Augenerkrankungen kann sogar eine jährliche Überprüfung notwendig sein.

Interessant ist auch die rechtliche Lage: Wird bei einer Polizeikontrolle oder nach einem Unfall eine unerkannte Sehschwäche festgestellt, kann die Fahrerlaubnis entzogen werden. In einigen Fällen sind auflagenpflichtige Gutachten oder angepasste Sehhilfen erforderlich, um die Fahrtauglichkeit wiederherzustellen. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt sein Sehvermögen daher nicht nur alle 15 Jahre, sondern in regelmäßigen Abständen überprüfen – besonders, wenn bereits leichte Weitsichtigkeit oder Probleme mit Kontrastsehen bekannt sind.



Optiker oder Augenarzt? Wer wann zuständig ist


Viele Menschen sind unsicher, ob sie für einen Sehtest zum Optiker oder Augenarzt gehen sollen. Die Antwort hängt vom konkreten Anliegen ab: Ein Optiker ist der richtige Ansprechpartner, wenn es um die Korrektur von Fehlsichtigkeit geht – also um die Anpassung einer neuen Brille oder Kontaktlinsen. Moderne Optiker bieten oft digitale Sehtests an, die präzise Werte für Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung liefern. Auch für Bildschirmbrillen oder spezielle Gleitsichtgläser ist der Optiker die erste Wahl.


Optiker oder Augenarzt? Wer wann zuständig ist
© Photo By: Kaboompics.com/pexels.com

Doch es gibt Fälle, in denen der Augenarzt unverzichtbar ist: Bei plötzlichen Sehstörungen wie Lichtblitzen, Gesichtsfeldausfällen oder Doppelbildern sollte umgehend ein Fachmediziner aufgesucht werden. Gleiches gilt für chronische Erkrankungen wie Diabetes, die zu Netzhautschäden (diabetische Retinopathie) führen können. Auch bei Verdacht auf Glaukom, Makuladegeneration oder Entzündungen ist der Augenarzt der richtige Ansprechpartner, da er über diagnostische Geräte wie OCT oder Gesichtsfeldmessung verfügt.

Ein weiterer Unterschied liegt in der Vorsorge: Während Optiker vor allem die Sehschärfe überprüfen, können Augenärzte Frühstadien von Krankheiten erkennen. Wer etwa eine familiäre Vorbelastung für Grünen Star hat, sollte nicht nur einen Standard-Sehtest machen lassen, sondern auch den Augeninnendruck messen und die Sehnerven kontrollieren lassen. Für Kinder mit Schulproblemen oder Schielen ist ebenfalls der Augenarzt die bessere Wahl, da er binokulare Störungen genauer diagnostizieren kann.

Kurz gesagt: Der Optiker hilft bei der Optimierung des Sehkomforts, der Augenarzt bei der medizinischen Abklärung. Wer unsicher ist, kann zunächst zum Optiker gehen – bei Auffälligkeiten sollte jedoch immer eine ärztliche Untersuchung folgen.



Ihr persönlicher Sehtest-Fahrplan


Egal ob Bürojob, Handwerk oder genetische Risiken – Augengesundheit ist kein One-size-fits-all. Erstellen Sie Ihren individuellen Check-Plan und bleiben Sie proaktiv.