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Positive Psychologie: Glücklich – aber wie?
von Katri Dietz
Der Februar begrüßt uns mit den ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres, mit Krokussen und mutigen Bienen, die erste Ausflüge ins Grüne wagen. Da fällt es manchmal leicht, den Winterblues zu vergessen und insgesamt mit etwas mehr Elan und Hoffnung durch den Tag zu gehen. Wir sehen wieder Licht am Ende des Winters.
Die Natur erwacht und blüht auf – und so verspricht es auch die Positive Psychologie, sie nennt sich auch die Psychologie des Aufblühens, auf Englisch flourishing.

© j_blueberry/unsplash.com
Der amerikanische Professor der Psychologie Dr. Martin Seligmann ist einer der Mitbegründer der Positiven Psychologie. Inzwischen bildet diese einen eigenen wissenschaftlichen und anerkannten Zweig der Angewandten Psychologie, die 2004 das erste mal an der Universität von Pennsylvania als Studiengang angeboten wurde.
Im Gegensatz zu anderen Strömungen wie der Tiefenpsychologie, dem Behaviorismus, Kognitivismus und der Psychobiologie stellt die Positive Psychologie nicht die Vergangenheit des Patienten in den Mittelpunkt. Im Gegenteil: Seligmann spricht von einer „Kernfäule-Doktrin“, die seit der Gründung der Psychoanalyse durch Sigmund Freud im 19. Jahrhundert nicht oder nur schwer aus den Köpfen der heutigen Gesellschaft zu vertreiben ist. Freud sei demnach der Meinung, dass alles, was wir im Erwachsenenleben tun, eine Folge unserer schrecklichen Kindheitserinnerungen sei und wir es nur unserer gesellschaftlichen Anpassung zu verdanken haben, dass wir nicht raubend und plündernd durch die Städte ziehen.
Seligmann stellt dagegen die These auf, dass der Blick auf die eigenen Stärken, auf Dankbarkeit und optimistisches Denken glücklicher machen als das ständige Wiederkäuen von Kindheitserinnerungen. Gleichzeitig räumt er ein, dass herkömmliche Therapien und Analysen durchaus ebenfalls berechtigte Methoden zur Behandlung von Depressionen und anderer Krankheiten seien. Wer aber die Grundlagen der Positiven Psychologie für sich nutze, leide seltener an Ängsten und Depressionen und sei nach klinischen Studien dauerhaft glücklicher als andere Menschen.

© lookphoto/unsplash.com
Mit dem Blick auf das Positive im Leben und der Nutzung unserer Charakterstärken werden uns die Sinnhaftigkeit und das schon vorhandene Glück erst deutlich.
Glück ist kein Zufall. Unser Gehirn lässt sich, wie jeder Muskel, trainieren. Mit etwas Übung bekommt unser Denken, das Mindset, eine optimistischere Struktur. Manche Menschen neigen zum Schwarz-Weiß-Denken. „Wenn nicht alles perfekt ist, ist es schrecklich!“ Kleinigkeiten werden aufgebauscht, aus einer Mücke wird ein Elefant gemacht, wir katastrophisieren uns in ein Worst-Case-Szenario hinein. Dauerhaftes Glück zeigt sich sich aber eher in einem tiefen Vertrauen, dass alles gut ist, so wie es ist. Aber wie ist das zu erreichen? Und ist es seriös, Patienten/ Klienten dauerhaftes Glück zu versprechen?
Ja und nein. Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich. Niemand kann einem anderen Das Große Glück versprechen, keine Autor und kein Coach. Jeder entscheidet auch für sich, ob er/sie glücklich genug ist, oder ob es ein bisschen mehr sein darf.
Aber mit ein paar Hilfsmitteln können wir neue Verhaltensweisen ausprobieren und aus einer erlernten Hilflosigkeit Schritt für Schritt eine andere Art des Lebens erlernen:
Wir praktizieren Selbstwirksamkeit und übernehmen Verantwortung für unser eigenes Glück.
Die fünf Säulen der Positiven Psycholigie nach Martin Seligmann sind durch das Akronym PERMA gekennzeichnet. Sie helfen jedem dabei, ein gelingendes Leben zu gestalten und sich dadurch dauerhaft glücklich und zufrieden zu fühlen.
Getestet wurde dies u.a. in klinischen Studien der American Psychological Association.
Dabei steht
- P für Positive Emotionen
- E für Engagement
- R für Relationships/ positive Beziehungen
- M für Meaning/ Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns
- und A für Attraction/ attraktive Zielerreichung.

© Nadezhda Moryak/pexels.com
Positive Emotionen:
Erinnerungen und Emotionen ziehen sich durch unser ganzes Leben. Nach Seligmann ist es wichtig, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft im Guten, also unter positivem Vorzeichen zu betrachten. Unsere Kindheit ist vorbei und alte Verbitterung, Groll oder Rachegedanken gegen Familienmitglieder sind keine weisen Ratgeber. Was ist uns Gutes widerfahren, als wir Kinder waren? Welche unserer Charakterstärken haben sich schon früh gezeigt? Was haben unsere Eltern und Geschwister alles richtig gemacht? Wie haben sie uns ihre Liebe gezeigt? Und haben wir uns je dafür bedankt? Dankbarkeit ist eine der Grundlagen der Positiven Psychologie. Wir üben uns in Heilung, nicht in Rachegedanken. Wir bemühen uns zu vergeben, statt weiter verbittert und wütend zu sein.
Erst dann können wir uns wirklich dem Hier und Jetzt zuwenden.
Positive Emotionen bedeuten nicht „positives Denken“. Sich selbst einzureden, man sei gut gelaunt, funktioniert nur bedingt und wir lügen uns damit selbst an. Unangenehme Gefühle zu unterdrücken wird als toxischer Positivismus bezeichnet und ist im schlechtesten Fall Auslöser einer Depression. Es gibt nicht entweder/oder. Alle Gefühle sind da, sie sind kompliziert und sie dürfen auch gleichzeitig stattfinden. Die positiven Emotionen sollten nur in unserem Leben mehr Gewicht bekommen. Allein das Bewusstsein dafür hilft schon, den eigenen Gedanken auf die Spur zu kommen und sie in neue, freundlichere Bahnen zu lenken. Das, worauf wir unseren Blick richten, verstärkt sich. Eine Methode dafür ist z.B. abends eine Geschafft-Liste zu schreiben, statt einer weiteren To-Do-List, die wir nie abarbeiten können. Pausen über den Tag verteilt, Achtsamkeit und Meditation geben Raum für positive Impulse. Der Blick auf die eigenen Stärken hilft, Neues auszuprobieren und wird mit weiteren positiven Gefühlen wie Stolz, Freude, Selbstwertschätzung belohnt. Rückschläge gehören ebenfalls zum Leben dazu, wir dürfen dann lernen, einen gnädigeren und fehlerfreundlichen Umgang mit uns selbst zu haben.
Engagement:
Wer anderen hilft, hilft sich selbst am meisten. Über die bezahlte Arbeit hinaus z.B. in einem Ehrenamt hilfreich und unterstützend zu sein, halten die meisten Menschen für sinnvoll.
Auch das stärkt unser eigenes positives Gefühl für uns selbst. Dabei ist wiederum wichtig, dass es von Herzen kommt, nicht aus der (Geld-)Not heraus oder aus Angst, andere zu verlieren, wenn wir sie nicht jederzeit unterstützen. Wir dürfen und müssen selbst entscheiden können, wem und wie viel wir helfen. Viele gemeinnützige Institutionen suchen ehrenamtliche Helfer*innen. Das Gefühl, Gutes in einer Gemeinschaft zu tun, hilfreich und nützlich zu sein, ohne ausgenutzt zu werden, ist grundlegend für positive Emotionen.

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Positive Beziehungen:
Es gibt immer jemanden, den wir nicht mögen und es mögen auch nicht alle uns. Niemand ist perfekt und manchmal hadern wir mit den Menschen, die uns umgeben. Das gehört zum Menschsein dazu. Umso wichtiger ist es, uns im privaten Raum mit Personen zu umgeben, die uns lieben und wertschätzen, wie wir sind, und die wir ebenso wertschätzen, lieben und respektieren. Beziehungen sind ein weites Feld, das sich nicht nur auf Familie und Freunde erstreckt. Je mehr wir uns selbst annehmen können, desto leichter leben wir auch mit anderen. Wir können lernen, Grenzen zu setzen, aber keine Mauern zu bauen. Dann richten wir den Fokus immer wieder auf das Gute in uns und in jedem Menschen.
Meaning:
Sinn oder Sinnhaftigkeit ist die wohl stärkste Säule der Positiven Psychologie. Was macht es mit uns, wenn wir täglich einer Arbeit nachgehen, die uns sinnlos erscheint? Wir können alles, was wir tun, mit Sinn füllen. Es ist wichtig, sich darüber bewusst zu werden, was wir wollen, was uns Sinn verleiht. Sich als Teil eines Großen Ganzen zu sehen, sich in der Natur zu erden, Gott oder das Universum als spirituelle, sinnstiftende Kraft hinter allem zu sehen, kann helfen, den ganz eigenen Sinn in allem zu finden. Liebe kann ein Sinn hinter allem sein. Sinnhaftigkeit ist für jeden anders - aber für das eigene Glück unbedingt notwendig. Wir können Situationen ändern, die wir ändern können – alles andere können wir nur akzeptieren.
Attraktive Ziele finden und erreichen:
Menschen, die sich Ziele setzen und diese nicht erreichen, sind insgesamt glücklicher als diejenigen, die sich noch nicht mal ein Ziel gesetzt haben. Es ist für viele Menschen wichtig, auf etwas hinzuarbeiten, statt täglich im Hamsterrad zu rennen und nirgends anzukommen.
Kleine, positive, realistische Ziele jeden Tag sorgen für tägliche Motivation, das Leben zu leben und zu genießen. Frei nach dem Motto: Steigen Sie ein, die Richtung stimmt!
Der deutsche Philologe und Philosoph Friedrich Nietzsche beschreibt das menschliche Wachstum im einzelnen und das der Menschheitsgeschichte in drei Phasen.
Die erste Phase nennt er „das Kamel“: Das Kamel hockt nur da und jammert, und lässt alles geschehen. Die Menschheit selbst befand sich etwa viertausend Jahre in dieser Phase.
Die zweite Phase heißt „der Löwe“. Der Löwe lebt im ständigen Widerstand. Sein Hauptwort ist „Nein!“ - Er will nicht mehr aushalten, sondern verändern. Die Menschheit erhob sich. Mittelalter und Renaissance fanden statt. Fraglos war der „Löwe“ sehr erfolgreich.
Die dritte Phase, so Nietzsche, sei „Das wiedergeborene Kind“. Das Kind fragt: Wozu können wir JA sagen?

© nate_dumlao/unsplash.com
Wir können immer JA sagen:
- zu mehr positiven Gefühlen,
- zu mehr Engagement,
- zu besseren Beziehungen,
- zu mehr Sinn in unserem Leben,
- zu neuen Zielen.
Dann sind wir auf dem besten Weg in ein aufblühendes und gelingendes Leben.
Wer jetzt Lust bekommen hat, seine eigenen Stärken etwas besser kennenzulernen, bekommt hier einen kostenfreien Einblick in die Grundlagen der Positiven Psychologie. Dafür bietet das Psychologische Institut der Universität Zürich diesen Test der verschiedenen Charakterstärken an.
https://charakterstaerken.org/
Feel Spaß!
Quellen:
- Martin Seligmann: Flourish/ Wie Menschen aufblühen - (Kösel)
- Martin Seligmann: Der Glücks-Faktor - (Lübbe)
Katri Dietz

Bis zu ihrer schweren Erkrankung 2017 mit Polymyositis hat die gebürtige Hannoveranerin als Freie Redakteurin und Presenterin für verschiedene Radiosender Norddeutschlands gearbeitet (z.B. radio ffn, NDR, R.SH)
Katri Dietz nutzt heute die Natur, Reiki, ihre eigenen Erfahrungen mit Traumaheilung sowie ihre fundierte Ausbildung, um anderen chronisch kranken Frauen Mut zu machen und neue Lebensfreude zu vermitteln. Voraussichtlich im September 2024 wird sie auch die Weiterbildung zur Resilienztrainerin erfolgreich abgeschlossen haben.
Im Heyne Verlag hat sie bereits zwei Romane veröffentlicht, Wickelkontakt (2011) und Härtetest (2012). Weitere Romane sind in Planung.
Die 47-jährige ist seit 2005 verheiratet und hat zwei jugendliche Kinder. Zur Familie gehören auch eine Hündin und zwei Katzen aus dem Tierschutz. Die Natur-Coachin lebt und arbeitet in ihrer Wahlheimat Schleswig-Holstein.
Unheilbar und unsichtbar
Polymyositis ist eine seltene rheumatische Autoimmunkrankheit der Muskeln. Katri Dietz möchte mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen schaffen.
Allein zum rheumatischen Formenkreis gehören über 400 Erkrankungen. Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, Lupus, Gicht und Vaskulitis sind die bekanntesten.
Direkt zu Homepage von Katri Dietz: www.katri-dietz.de
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