Kleiner Katar-Reiseführer zur Weltmeisterschaft 2022

Die Fußballstars werden in die Wüste geschickt.

Wenn auch Sie zu den Fans gehören, die sich die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im kleinen Katar live angucken wollen, anstatt nur zu Hause die WM Wettquoten und die einzelnen Spiele zu verfolgen, erwartet Sie eine faszinierende Kultur.

Dass die Weltmeisterschaft ausnahmsweise im Winter stattfindet, liegt an den Temperaturen auf der arabischen Halbinsel. Im Sommer ist es dort für körperliche Anstrengungen viel zu heiß. Bis zu 50 Grad werden dann tagsüber gemessen, wobei es nachts dank des Wüstenklimas wiederum recht kühl werden kann.

Wenn am 21. November der Anpfiff für das Auftaktspiel fällt, ist es für deutsche Verhältnisse mit durchschnittlichen 29 Grad in dem Monat und 24 Grad im Dezember immer noch sehr warm, so dass Sie Ihre Sommergarderobe und ein paar warme Sachen für die Abende und Nächte brauchen.

Da Katar flächenmäßig nur so groß wie Hessen ist, können Sie die Sehenswürdigkeiten des nicht nur für Archäologen faszinierenden Landes entdecken, ohne sich die Spiele der deutschen Elf entgehen zu lassen. Hansi Flicks Kicker treten in Gruppe E am 23. November in Al-Rayyan gegen Japan, am 27. November in Al-Khoor gegen Spanien und am 1. Dezember gegen Costa Rica an. Ausgezeichnete Straßen machen die Trips dahin leicht.

Die Hauptattraktionen Katars sind auf die junge Hauptstadt Doha konzentriert. In einem Land, in dem es von archäologischen Funden und wichtigen Ausgrabungsstätten wimmelt, ist Doha zwar alles andere als typisch, weil die Stadt selbst relativ jung ist. Dafür hat der hier versammelte Reichtum es möglich gemacht, architektonische Wunderwerke in der Wüste zu errichten.

Ein Höhepunkt nicht nur für Kulturliebhaber ist das vom Stararchitekten I. M. Pei entworfene Museum für Islamische Kunst. Artefakte mit Kalligrafie, Gefäße, Textilien, Teppiche und eine große Bibliothek sind im Inneren des Gebäudes, das schon allein ein Kunstwerk ist, untergebracht. Von außen können Besucher im oberen Stockwerk des Museumsbaus ein Frauengesicht mit Burka erkennen.

Wenn Sie auf den Besuch im Museum verzichten, sollten Sie sich dennoch den Blick darauf nicht entgehen lassen, und zwar am besten von einer Dhau aus. Eine Kreuzfahrt auf einem der traditionellen Holzboote ist ein unvergessliches Erlebnis. Aber auch das Bestaunen der Skyline von den Bänken an den Uferpromenaden oder den Hafenmauern aus gehört quasi zum Pflichtprogramm. Hier treffen Sie mit Glück ebenso viele Einheimische wie Touristen, die ihre eigene Stadt bewundern. Die hypermodernen Hochhäuser schillern des Nachts in allen möglichen Farben und spiegeln sich auf dem Wasser.

Der Souq Wadif ist eine weitere Attraktion. Hier spielt sich Abend für Abend das echte Leben jenseits der Millionärspaläste ab. Die Katar feilschen an den Ständen und in den Läden um Tiere genauso wie um Schmuck, Kleidung oder Haushaltswaren. Zur Stärkung gibt es traditionelle Köstlichkeiten.

Zwischen der Corniche getauften Strandpromenade und dem Souq befindet sich das Wahrzeichen Dohas, die Spiral-Moschee mit einem wunderschönen Minarett und dem Fanar-Kulturzentrum. Fanar heißt übersetzt Leuchtturm, und genau daran erinnert der Bau auch. Ein unerwarteter Anblick ist die vor der Stadt künstlich aufgeschüttete Insel “The Pearl”. Einst tummelten sich hier die Perlentaucher. Jetzt findet sich hier stattdessen unter anderem ein nachgeahmtes Venedig samt Kanälen, Gondeln und pastellfarbenen Gebäuden.

Wenn Sie sich für das alte Katar interessieren, finden Sie im Katara Cultural Village die Verbindung zwischen dem antiken Erbe und der Geschichte des erst seit 1971 unabhängigen Wüstenstaats und der modernen Seite des Landes. Amphitheater, Kunstausstellungen und Restaurants machen den Besuch so abwechslungsreich wie kulturell wertvoll.

Bei allen Attraktionen, die Doha zu bieten hat, wäre es schade, auf die echten Wüstenerlebnisse zu verzichten. Die traditionelle Art, die Wüste zu erkunden, ist vom Kamelrücken aus, aber auch Safaris im Buggy über die Dünen zum Binnenmeer sind hoch begehrt. Das vom Persischen Golf gespeiste Binnenmeer Chaur al-Udaid, dessen Wasser bei Flut tief in die Wüste eindringt, gilt als eines der beliebtestes Fotomotive des Landes.

So verlockend die Wüstenabenteuer auch sein mögen, allein sollten Sie sich nicht ins Landesinnere begeben. Safaris im Konvoi, mit erfahrenen Führern und lebenswichtigen Wasservorräten sind ein absolutes Muss in einer Landschaft, die für Uneingeweihte voller Gefahren stecken kann.

Katar besitzt aber auch mehr als 500 Kilometer Küste. Das macht den Urlaub ebenfalls für Wassersportler attraktiv. Kajakfahrer und Stand-Up-Paddleboarder können in Al-Thakira an dichten Mangroven vorbeiziehen und am Ende mit Glück sogar auf Flamingos treffen - ein verblüffender Anblick in einem Land, das voller Überraschungen steckt.

Auf allzu legere Kleidung sollte aber selbst bei den hohen Temperaturen verzichtet werden. Shorts und Trikot sind für die Fußballer eine angemessene Kleidung. Ansonsten wird aus kulturellen und religiösen Gründen erwartet, dass auf knappe Tops und kurze Hosen oder Röcke verzichtet wird. Beim Betreten der Moschee müssen Frauen ihre Haare bedecken. Das ist allerdings die einzige Einschränkung, was die Freiheit betrifft. Aber dafür lassen sich in Katar jede Menge unvergessliche Erinnerungen schaffen, ob mit oder ohne Fußball-WM.