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Ich mag nicht mehr …
von Sabrina Fox
Wenn etwas nicht stimmig ist, dann bemerke ich das zuerst an einer eigenartigen Ruhelosigkeit. Mein üblicher Zustand von Entspannung und Gelassenheit weicht einem Genervt-sein und dem klaren Eindruck, dass irgendetwas nicht im Gleichgewicht ist. Ich kenne das schon. Es begleitet mich mein ganzes Leben lang. Früher wollte ich dieses Gefühl nur loswerden. Heute will ich es zwar auch loswerden, aber mit dem Unterschied, dass ich weiß, dass es eine Nachricht für mich hat. Nur welche?
Es dauert manchmal Tage, manchmal Wochen. Mein Gehirn überlegt. Meine Meditationen verbringe ich mit Fragezeichen. Die Unruhe bleibt. Ich bespreche mich mit meinem Liebsten und mit meinen engsten Freunden. Höre zu, was sie zu sagen haben und versuche zu begreifen, was ich damit machen soll. Ich warte ab. Unruhig zwar, aber ich warte ab.
Es dauert manchmal Tage, manchmal Wochen. Mein Gehirn überlegt. Meine Meditationen verbringe ich mit Fragezeichen. Die Unruhe bleibt. Ich bespreche mich mit meinem Liebsten und mit meinen engsten Freunden. Höre zu, was sie zu sagen haben und versuche zu begreifen, was ich damit machen soll. Ich warte ab. Unruhig zwar, aber ich warte ab.
© Julian Wagner
Ich weiß das dauert und ich weiß, es hat einen Grund. Und den gilt es zu erforschen.
Dabei hilft Klartext. Mir hilft dabei das Schreiben. Also zuerst eine Zusammenfassung: Ich bin 63 Jahre alt. Seit über 30 Jahren meditiere ich und erforsche innere Welten und Weiten. Ich möchte wach leben, Frieden sein und vermitteln und meine Mitmenschen unterstützen, denn ich habe selbst erfahren, wie anders und erfüllender das Leben sein kann, wenn wir unserem Seelenweg folgen. Dazu gibt es 17 Bücher, 6 Online-Kurse, viele Youtube-Videos, über 60 Podcasts, Meditationen und Mantren und einen Haufen Artikel und Interviews. Ich weiß, dass ich eine unendliche Seele bin und ich weiß auch, dass ich ein Ego (Persönlichkeit) habe, das gerne wichtig sein möchte.
Tja, und da beginnt das Dilemma: Muss ich wirklich zu all dem, was es schon gibt (und nicht nur von mir) regelmäßig etwas hinzufügen? Reicht das denn noch nicht? Und: Wie wichtig ist es mir wichtig zu sein?
Ich weiß, dass ich mich völlig zurückziehen kann. Im Laufe meines beruflichen Lebens als Autorin, Vortragende und spirituelle Lehrerin habe ich das immer wieder für zwei, drei Jahre getan. Ich brauche diese Zeiten der Stille, um mich meinem Wachstum zu widmen. Und doch regte sich nach einer Weile etwas in mir: Ein innerer Impuls wieder sichtbarer zu werden.
Ist es Pflichtbewusstsein? Ist es Ego? Ist es die Basis meines Seelenweges?
Wenn ich mit dem Gedanken spiele, mich völlig aus einem öffentlichen Leben zurückzuziehen, dann zögert etwas in mir. Mich einzubringen in diese neue Zeit, ist mir auch ein Anliegen. Und das fühlt sich tiefer als mein Ego an. Ich möchte gerne – falls gewünscht – Unterstützung sein. Erfahrungen teilen. Und trotzdem schwanke ich immer wieder zwischen dem kompletten Rückzug ins Private auf der einen Seite und auf der anderen Seite einer Unterstützung und damit logischerweise auch Sichtbarkeit nach Außen. Eine für mich funktionierende Balance habe ich noch nicht gefunden. Und ich ahne auch warum. Ich bin gerne mit meinen LeserInnen in Kontakt (außerhalb meines monatlichen Newsletters) und überlege mir immer wieder, ob es nicht eine andere Art gibt, ohne auf Facebook oder Instagram zu sein – und damit eine Firma zu unterstützen, die den eigenen Profit über das Gemeinwohl stellt. Eine Alternative habe ich bisher nicht gefunden.
Manchmal schwanke ich zwischen „was möchte ich unterstützen“ und „was bringt mir Freude“. Gelegentlich ist es das Gleiche. Oft aber auch nicht. Trotz allem weiß ich, dass ich vor einer Kreuzung stehe. Und ja, ich weiß, ich habe schon wieder zu oft ja gesagt und das hat sich jetzt am Jahresende geballt. Und doch bleibt die Frage: Ist das Ego oder Seelenweg? Nur Seelenweg? Nur Ego? Eine Mischung von beidem?
Als ich zuerst mit meinem Liebsten darüber sprach („Gönne Dir eine Pause.“) und dann mit meinem Seelenbruder LD Thompson, kam von ihm folgender Satz: „You don´t want to be driven anymore“. Ich wusste sofort, was er meinte und es ist ein Satz, der nicht einfach zu übersetzen ist.
© www.sabrinafox.com
Google meint: „Ich möchte nicht mehr gefahren werden.“
Ich schmunzelte darüber und doch stimmte es irgendwie. Ich möchte nicht mehr, dass meine Persönlichkeit mich fährt. Eine andere Übersetzung wäre: Ich möchte mich nicht mehr selbst antreiben. Das bedeutet immer noch und zu oft das zu tun, was ich tun „sollte“. Und das sind meistens Dinge, die ich entweder selbst von mir erwarte oder die von mir erwartet werden oder von denen ich glaube, dass sie erwartet werden. Und die Fragen: „Ist das gerade passend? Und fühlt sich das wirklich richtig an?“ geraten in den Hintergrund.
Tja. Die Erwartung
Ich enttäusche ungern. Und da bin ich bestimmt nicht allein. Ich bekomme sehr viele wunderbare Kommentare und Emails zu meinen regelmäßigen Podcasts, zu meinen Youtube Veröffentlichungen, zu meinen Online-Kursen und Büchern. Das berührt mein Herz. Es berührt aber auch mein Ego. Und doch ist es nicht nur die Erwartung von Anderen, sondern eben auch meine eigene. „Nützlich sein zu wollen“ ist ein innerer Drang von mir. Den kann und will ich nicht auf Andere schieben. Es ist mein Problem. Meine Herausforderung.
Der Grund warum ich nie eine Firma um mich herum aufgebaut habe, ist folgender: Ich schätze meine Freiheit. Ich will ja und nein sagen können, ohne dass ein Apparat hinter mir ins Schwanken gerät. Ich will mich in Stille zurückziehen können, ohne dass mir Mitarbeiter*innen sagen, dass das nicht geht, denn da gibt es Verpflichtungen, die die Firma am Leben halten. Meine einzige Verpflichtung ist mein spirituelles Wachstum und das braucht eine Form von Freiheit. Das heißt aber auch, dass ich vieles allein machen und organisieren muss. Trotzdem gibt es da noch mein Pflichtbewusstsein, was leider (oder Gott sei Dank – je nach dem) sehr ausgeprägt ist.
Diesen Satz „You don´t want to be driven anymore” habe ich mir aufgeschrieben. Wie ich alles aufschreibe, was mir wichtig ist. Will ich, wollen wir uns weiter antreiben lassen oder wollen wir vom „Doing“ ins „Being“ kommen? Ich möchte diesen tiefen Frieden nicht immer wieder reduzieren, weil mein Ego da draußen mitspielen will. Frieden sein und Frieden verbreiten geht nur, wenn ich Frieden BIN.
In den letzten drei Jahren habe ich die Langsamkeit zu schätzen gelernt. Das Being – das Sein ist mir vertrauter geworden. Ich erfreue mich an den kleinen Dingen. Ich genieße es, nur draußen zu sitzen und zu beobachten. Ich schaue gerne den Vögeln zu, die vor unserem Wohnzimmerfenster jeden Tag alles aufpicken, was ich da an Sonnenblumenkernen (die sie eindeutig bevorzugen) reinlege. Und doch ist da die Stimme in meinem Kopf, die hofft, dass ich wieder so werde wie früher und von mir verlangt DRIVE FASTER – mach mehr! Und die es gerne hat „wichtig“ zu sein, gehört zu werden. Meine innere Umstellung ist noch nicht vollständig vollzogen. Wie wir in unserem Zuhause von Öl auf erneuerbare Energien umgestellt haben, so habe auch ich mich umgestellt. Nur – bei mir ist anscheinend noch ein Rest von Öl im Tank. Und diese alte, lange Gewohnheit puscht mich immer wieder in Richtung mehr.
Ich mag nicht mehr
Ich mag weniger: Weniger Müssen. Weniger Anstrengung. Einfach von allem was mühsam ist … weniger. Klar gibt es manchmal Dinge, die keine Freude machen und die zu erledigen sind, das holt mich aber nicht aus meinem Frieden. Das erledige ich ganz entspannt. Was mich aus meinem Frieden holt, ist die Angewohnheit des Tun-müssens – und die erschaffe ich mir regelmässig selbst.
Ich mag weniger: Weniger Müssen. Weniger Anstrengung. Einfach von allem was mühsam ist … weniger. Klar gibt es manchmal Dinge, die keine Freude machen und die zu erledigen sind, das holt mich aber nicht aus meinem Frieden. Das erledige ich ganz entspannt. Was mich aus meinem Frieden holt, ist die Angewohnheit des Tun-müssens – und die erschaffe ich mir regelmässig selbst.
Sabrina Fox (Autor)
Die Sehnsucht unserer Seele
Die Lust, den eigenen Weg zu finden
Sabrina Fox, spirituelle Powerfrau und Symbolfigur der weiblichen Sinnfindung hat ihren Bestseller grundlegend überarbeitet und um zentrale Themen der letzten Jahre erweitert. Dabei geht es ihr immer auch um die Frage: Betrachten wir unser Leben mit den Augen der Seele oder mit den Augen der Persönlichkeit? Unter diesem Gesichtspunkt beleuchtet sie alle Bereiche unserer menschlichen Erfahrung – Kindheit, Beziehungen, Selbstliebe, die Sprache des Körpers, Achtsamkeit, Mut und Ängste, Leben und Sterben – und zeigt auf, wie wegweisend es ist, die eigene Intuition als Sprache der Seele zu erkennen. Ihre voll Wärme und Offenheit dargelegten Bekenntnisse inspirieren, auf sich selbst zu hören. Denn wenn wir unser Leben im Außen verändern möchten, müssen wir im Inneren anfangen.
Ich gehe vom Sein ins Getriebensein
Sehenden Auges. Und dann schickt mir meine Seele diese Unruhe. Nach meinem Gespräch mit LD bin ich in meinen Garten gegangen. Es war dunkel, fast Mitternacht, eine Art Schneeregen da draußen. Stürmisch. Passend zu dem, was ich empfand. Ich wusste, es müssen Entscheidungen getroffen werden und – eigentlich war es nur eine: I don´t want to be driven anymore. Ich will mich nicht mehr antreiben. Es heißt ja auch Ein-fall und nicht Ein-mach. Machen kann ich. Jahrelang bis zur Perfektion geübt.
Wenn ich etwas begreife – wirklich begreife – dann geht es mir so, wie vielen von uns: Ich setzte es um. Ich treffe eine Entscheidung. Ich mache, was ich erspüre. Und so richtete ich meinen Blick nach oben – in die Unendlichkeit der Nacht – und versprach mir selbst, mir dazu mehr Raum zu geben.
Das heißt für mich, dieses tun müssen zu beenden. Mir viel mehr freien Raum zu lassen, in dem Neues entstehen kann und vielleicht eben auch eine neue Art von Unterstützung meiner Mitgeschöpfe. Dazu braucht es Zeit. Aber wenn ich meine Zeit mit meinem „Pflichtprogramm“ verbringe, dann kann sich nichts Neues entwickeln. Das bedeutet erst einmal das Pflichtprogramm abzustellen: Keine Interviews. Keine Podcasts. Kein Facebook. Kein Instagram – außer in mir sagt mein Herz: „Ja.“
Als ich das Geschriebene nochmals durchlese, muss ich genau an dieser Stelle schmunzeln: „Sabrina, wirklich? Und das klappt? Das hast du doch schon ein paar Mal probiert und bist immer wieder zurückgefallen. Du kennst Dich doch: Du bist bisher immer wieder aus deinem tiefen Frieden ins Getriebenwerden gerutscht, weil du Ausnahmen gemacht hast!“
Ja, das stimmt. Ich brauche einen kompletten Reset, einen Neustart. Ich muss meine Ölversorgung abstellen. Die auch immer wieder angeheizt wird durch den Vergleich: Was machen andere WegbegleiterInnen, die auch den spirituellen Weg unterstützten und dazu neue Bücher, Kurse und Podcasts machen? „Siehst Du“, meint mein Ego dann, „die unterstützen mehr Leute, die machen mehr, die erreichen mehr!“ Tja, da ist es wieder: Mehr. Mehr. Mehr.
Obwohl ich meinem Ego nicht mehr folge, so höre ich es doch
Hört das jemals auf? Oder muss ich jedes Mal mein Ego daran erinnern, dass es erstens jede Menge Veröffentlichungen von mir gibt, dass ich mich zweitens sowieso nicht wiederholen will und drittens, dass es das nicht nur aus Nächstenliebe möchte, sondern auch weil es eben auch mag, wichtig zu sein? Und wenn wir diesen Körper verlassen, diese Art von Wichtigkeit sowieso verschwindet?
Nach einer Meditation wurde mir klar, was es braucht: Eine wirkliche Pause. Drei Monate. Das fühlt sich gut an. Diese drei Monate geben mir Zeit, die neue Art der Versorgung (Sein statt Getriebensein und weg von meiner inneren Ölversorgung) zu vertiefen. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich danach den neuen Weg klarer erkennen werde. Jetzt ist das Ende des Jahres nahe und das gibt mir Gelegenheit das aufgeräumt zu hinterlassen, was ich jetzt in eine Pause schicke. Dazu werde ich wahrscheinlich noch eine Woche brauchen.
Selbst mein Ego ist dafür
Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Interessanterweise hatte ich gestern noch einen Podcast aufgenommen. Kann sein, dass der vor der Pause noch kommt. Mein Pflichtbewusstsein ist dann doch ziemlich hartnäckig …
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© Julian Wagner
Sabrina Fox erforscht seit über 30 Jahren Meditation und spirituelles & persönliches Wachstum. Während dieser Zeit schrieb sie Bücher (u.a. Bestseller wie: „Die Sehnsucht unserer Seele“, „Bodyblessing“, „Wie Engel uns lieben“) und hielt Workshops und Vorträge. Es ist ihr ein Anliegen die eigene Weisheit, Intuition und Körperwahrnehmung als Kompass für ein erfülltes Leben zu erkennen und den eigenen Seelenweg zu erforschen. Dazu gibt es seit kurzem fünf Online-Kurse und ihren Podcast „Sinn&Sein“. Sie absolvierte Ausbildungen als klinische Hypnosetherapeutin, Mediatorin, Konflikt-Coach, Rhythmustrainerin und studierte Bildhauerei und Gesang. Sie hat eine Tochter und zwei geschenkte Kinder und lebt mit dem Maler Stanko in und um München.
Direkt zur Homepage von Sabrina Fox: www.sabrinafox.com
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