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"Als ich einmal in den Canal Grande fiel" - Interview mit Petra Reski
Von Touristen überrannt, vom Hochwasser bedroht – und dennoch die schönste Stadt der Welt: Petra Reski, die seit den Neunzigern in der Lagunenstadt lebt und sie kennt, wie keine Zweite, erzählt in ihrem neuen Buch „Als ich einmal in den Canal Grande fiel“ so atmosphärisch wie schonungslos vom Leben in Venedig.
Einst hat sie ihr Herz an einen Venezianer verloren – längst hat sie sich in dessen Heimatstadt verliebt. Doch Kreuzfahrttourismus, Immobilienspekulation und gewissenlose Bürgermeister setzen der Stadt zu. Petra Reski kennt sie noch, die alten Venezianer und die Geheimnisse dieser Stadt, sie zeichnet ein wehmütiges Bild von Venedig, dessen Untergang es unbedingt zu verhindern gilt.
Auch im nachfolgenden Interview wirft Petra Reski einen wehmütigen Blick hinter die Kulissen Venedigs und erzählt, wie es ist, in einer Stadt zu leben, der es zum Verhängnis wird, dass sie von aller Welt geliebt wird.
© Paul Schirnhofer
PETRA RESKI IM LEBE-LIEBE-LACHE- INTERVIEW MIT ANNETTE MARIA BÖHM
LEBE-LIEBE-LACHE: Sie leben seit 1991 in Venedig. Wie kam es dazu?
PETRA RESKI: Ich war auf dem Rückflug von Palermo und sollte in Venedig ein Interview führen - das nie zustanden gekommen ist. Stattdessen ist mir ein Venezianer zugelaufen.
PETRA RESKI: Wir waren verzaubert und verstört zugleich. Verzaubert, weil wir Venedig noch nie so gesehen haben: Venedigs Vergewaltigung war vorübergehend ausgesetzt. Nach wenigen Wochen war ich schon so an die Stille gewöhnt, dass ich jedes Mal kurz davor war, die Polizei zu rufen, wenn ein Boot es wagte, durch unseren Kanal zu fahren. Verstört, weil der Lockdown auch vor Augen führte, wie wenige Venezianer noch in Venedig leben. Das Virus hatte in wenigen Monaten den allein seligmachenden Glauben an den touristische Monokultur ins Wanken gebracht, wie es keine Exit-Management-Kampagne fertig gebracht hätte. Leider hat unsere Hoffnung, dass sich danach etwas ändern würde, nicht bestätigt, im Gegenteil. Schon in diesem Jahr haben wir verstanden, dass es mindestens genauso, wenn nicht schlimmer weitergehen wird, mit dem Ausverkauf und der Zerstörung Venedigs.
© Paul Schirnhofer
LEBE-LIEBE-LACHE: Der nächste November steht mit seinem alljährlichen Hochwasser sprichwörtlich "vor der Tür". Wie bereitet sich Venedig sich in diesem Jahr darauf vor?
PETRA RESKI: Leider gar nicht. Im Gegenteil wird jetzt geplant, den Kanal für Erdöltanker, über den die großen Kreuzfahrtschiffe jetzt in die Lagune einfahren, und der als Killer der Lagune verantwortlich für das Hochwasser in Venedig ist, zu verbreitern und tiefer zu graben. Es geht nur weiter darum, Profit zu machen, an den Erhalt von Venedig wird nicht gedacht - und das angesichts des Klimawandels und der Aussicht, dass Venedig bald an 260 von 365 Tagen im Jahr vom Hochwasser überflutet sein wird. Die Gier und die politische Verantwortunglosigkeit ist grenzenlos.
Petra Reski
Petra Reski:
Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.
Petra Reski:
Mir den schauerlichen neuen James-Bond-Film anzusehen.
Petra Reski:
Über den Dialog mit einem Taxifahrer in meiner Heimatstadt im Ruhrgebiet: Er: „Sindse nich die aus Amerika?“ - Ich: „Nicht wirklich, ich wohne in Venedig.“ - Er: „Ach ja, meinte ich doch!“
LEBE-LIEBE-LACHE: Viele VenezianerInnen können sich das Leben in der Lagunenstadt nicht mehr leisten und ziehen aufs Festland. Gleichzeitig darf airbnb immer noch Ferienunterkünfte in Venedig anbieten. Wie groß ist der Protest und was unternimmt die Stadt derzeit?
PETRA RESKI: Der Protest der Venezianer ist groß - und die Stadt unternimmt gar nichts. Es wäre ein Leichtes für die Stadtverwaltung, die Airbnbs zu beschränken, die vor allem dafür verantwortlich sind, dass viele Venezianer aufs Festland ziehen, weil sie keinen bezahlbaren Wohnraum mehr in Venedig finden. Allerdings hat Venedig aber, was vielen unbekannt ist, keine eigene Stadtverwaltung, sondern wird vom Festland aus regiert: Venedig befindet sich seit dem Faschismus in einer verwaltungstechnischen Zwangsehe mit dem Festland, wo inzwischen die überwältigende Mehrheit der Wähler lebt: In Venedig leben nur noch 50 000 Einwohner, auf dem Festland 180 000, von denen viele eine Wohnung in Venedig geerbt haben - die weder die Auswirkungen des Hochwassers spüren, noch die des Massentourismus, sondern für die Venedig lediglich die Gans mit den goldenen Eiern ist.
Petra Reski (Autor)
Als ich einmal in den Canal Grande fiel
Vom Leben in Venedig - Das ungeschönte Porträt der schönsten Stadt der Welt
In „Als ich einmal in den Canal Grande fiel“ wirft Petra Reski einen wehmütigen Blick hinter die Kulissen Venedigs und erzählt, wie es ist, in einer Stadt zu leben, der es zum Verhängnis wird, dass sie von aller Welt geliebt wird.
Von Touristen überrannt, vom Hochwasser bedroht – und dennoch die schönste Stadt der Welt: Petra Reski, die seit den Neunzigern in der Lagunenstadt lebt und sie kennt wie keine Zweite, erzählt so atmosphärisch wie schonungslos vom Leben in Venedig. Einst hat sie ihr Herz an einen Venezianer verloren – längst hat sie sich in dessen Heimatstadt verliebt. Doch Kreuzfahrttourismus, Immobilienspekulation und gewissenlose Bürgermeister setzen der Stadt zu. Petra Reski kennt sie noch, die alten Venezianer und die Geheimnisse dieser Stadt, sie zeichnet ein wehmütiges Bild von Venedig, dessen Untergang es unbedingt zu verhindern gilt.
„Als ich einmal in den Canal Grande fiel“ ist eine mitreißende und die Augen öffnende Lektüre für alle Venedig-Liebhaber.
Von Touristen überrannt, vom Hochwasser bedroht – und dennoch die schönste Stadt der Welt: Petra Reski, die seit den Neunzigern in der Lagunenstadt lebt und sie kennt wie keine Zweite, erzählt so atmosphärisch wie schonungslos vom Leben in Venedig. Einst hat sie ihr Herz an einen Venezianer verloren – längst hat sie sich in dessen Heimatstadt verliebt. Doch Kreuzfahrttourismus, Immobilienspekulation und gewissenlose Bürgermeister setzen der Stadt zu. Petra Reski kennt sie noch, die alten Venezianer und die Geheimnisse dieser Stadt, sie zeichnet ein wehmütiges Bild von Venedig, dessen Untergang es unbedingt zu verhindern gilt.
„Als ich einmal in den Canal Grande fiel“ ist eine mitreißende und die Augen öffnende Lektüre für alle Venedig-Liebhaber.
LEBE-LIEBE-LACHE: Die Medien verbreiten immer wieder, daß keine Kreuzfahrtschiffe mehr in der La Serenissima anlegen dürfen. Aber offensichtlich wird die Lagune weiter befahren. Warum bleiben die vielen Proteste hier ungehört?
PETRA RESKI: Es ist eine Falschmeldung, dass die Kreuzfahrtschiffe nicht mehr in die Lagune einfahren können, es war lediglich eine Propagandameldung der italienischen Regierung, die von den Journalisten in aller Welt leider ungeprüft übernommen wurde. Kein Ruhmesblatt für den Journalismus. Nach wie vor dürfen sowohl riesige Monsterschiffe als auch kleinere in Venedig anlegen, die großen nehmen nur eine andere Route über den Kanal für Erdöltanker, was für die Zerstörung der Lagune aber den gleichen Effekt hat.
PETRA RESKI: Den Venezianer, dem ich an einem kühlen Septembertag des Jahres 1989 begegnet bin.
Petra Reski
© Paul Schirnhofer
...ist Schriftstellerin und Journalistin und lebt seit 1991 in Venedig, nachdem sich ihr ein Venezianer in den Weg geworfen hat. Da kam sie gerade aus Palermo und hatte sich fest vorgenommen, Venedig für überschätzt zu halten. Hat nicht ganz geklappt.Seitdem schreibt sie über Italien: von den letzten Venezianern bis zum nächsten Ausbruch des Vesuvs. Vor allem aber schreibt sie immer wieder über die Mafia, besonders über die in Deutschland, obwohl sie sich damit erwiesenermaßen keine Freunde gemacht hat. Immerhin hat ihr diese Beschäftigung so viel Material eingebracht, dass daraus bereits drei Romane und zwei Romanhelden hervorgegangen sind: die sizilianische Antimafia-Staatsanwältin Serena Vitale und der Investigativreporter Wolfgang W. Wieneke.
Ihr Leben vor Venedig fand im Ruhrgebiet statt, wo sie als Tochter eines Ostpreußen und einer Schlesierin geboren wurde und aufwuchs – weshalb sowohl das Ruhrgebiet als auch ihre Herkunft als Tochter von Flüchtlingen in ihrer Biografie und in ihren Büchern eine große Rolle spielen.
Nach dem Ruhrgebiet kam Trier, Münster und vor allem Paris, wo sie Romanistik und Sozialwissenschaften studierte und die Absicht hatte, dort ihr Leben zu verbringen. Hat auch nicht geklappt.
Auf jeden Fall hat sie die Henri-Nannen-Schule in Hamburg besucht, wo Wolf Schneider sie mit seinen Maximen auf Linie brachte: „Qualität kommt von Qual“und „Gründe sind die Pest“. Danach begann sie ihre journalistische Arbeit im Auslandsressort des Stern, die ihr viel Inspiration lieferte (Unvergessen der Spiralflug im Südsudan).
Sie ist Mitglied im P.E.N., dem sie eine schöne Solidaritätsadresse verdankt, liebt Spaghetti mit Tomatensoße und Basilikum und betreibt nahezu täglich anthropologische Feldforschung.
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- 2021: Ricarda-Huch-Preis
- 2019: Premio „Ragazzi della Città invisibile“
- 2018: Goldene Ehrennadel des 10. Frauenbrücke-Preises für die innere Einheit Deutschlands in Europa
- 2014: Premio letterario Arte Lario.it – Villa Vigoni
- 2010: Emma-Journalistinnenpreis
- 2009: Amalfi Coast Media Award
- 2009: Premio Civitas – ANDE Nocera
- 2008: Auszeichnung als „Reporterin des Jahres“ vom Medium Magazin
- 2008: Nominierung für den deutsch-polnischen Journalistenpreis
- 2007: Columbus-Autorenpreis
- 2002: Hansel-Mieth-Preis für die Geo-Reportage „Bosnien/Peçnik – ein Dorf in Feindesland“
- 2001, 2004, 2008 und 2009: Auszeichnungen beim Hansel-Mieth-Preis
- 2000, 2002 und 2004: Nominierungen für den Kischpreis
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