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Interview mit Hirnforscher Prof. Gerald Hüther: „Lieblosigkeit macht krank"



Die Fortschritte der Medizin sind beeindruckend – und dennoch leiden viele von uns an „Leib und Seele“. Wie kann das sein? Prof. Dr.Gerald Hüther, Gehirnforscher, Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung und Bestsellerautor geht der Frage nach, weshalb uns das beste und teuerste Gesundheitssystem der Welt nicht gesünder macht: Weil jeder Heilungsprozess, auch wenn er von der modernsten Medizin unterstützt wird, letztlich immer ein Selbstheilungsprozess des Körpers ist. Anhand der Funktionsweise des Gehirns macht er auf bemerkenswert einfache und überzeugende Weise verständlich, wie sehr unsere Selbstheilungsfähigkeit durch liebloses Verhalten sich selbst und anderen gegenüber unterdrückt wird. Weil sich Lieblosigkeit in unserer, von ökonomischen Zwängen beherrschten, globalisierten und digitalisierten Welt zunehmend ausbreitet, werden immer mehr Menschen nicht nur seelisch sondern auch körperlich krank. Gerald Hüther schlägt auch im nachfolgender Interview einen ebenso wirksamen wie leicht begehbaren Weg vor, den jede und jeder Einzelne ab sofort beschreiten kann, um aus dieser Verirrung herauszufinden.


Interview mit Hirnforscher Prof. Gerald Hüther: Lieblosigkeit macht krank
© www.gerald-huether.de


Prof. Dr.Gerald Hüther im LEBE-LIEBE-LACHE-Interview mit Annette Maria Böhm


LEBE-LIEBE-LACHE: Wie definieren Sie Lieblosigkeit?

GERALD HÜTHER: Man kann lieblos zu sich selbst sein oder gegenüber anderen. Ein liebloser Umgang mit anderen Menschen oder generell mit anderen Lebewesen ist Ausdruck und Ergebnis der Unfähigkeit, liebevoll mit sich selbst umzugehen. Oder noch einfacher ausgedrückt: wer liebevoll zu sich selbst ist, wird zwangsläufig auch liebevoll zu anderen sein. Deshalb muss eine Definition von Lieblosigkeit die Frage beantworten, weshalb eine Person ihre eigenen lebendigen Bedürfnisse und die aus ihrem Körper kommenden Signale so sehr unterdrückt, dass sie von ihr nicht mehr wahrgenommen werden und sie deshalb auch nicht mehr auf diese Signale reagiert. Angeboren ist diese Lieblosigkeit nicht, sie ist die Folge von Erfahrungen liebloser Behandlungen durch andere, die die betreffende Person in ihrem bisherigen Leben, oft schon während der Kindheit machen musste. Lieblos behandelt fühlt sich ein Mensch immer dann, wenn er zum Objekt der Erwartungen und Vorstellungen, der Belehrungen und Bewertungen, der Maßnahmen und Anordnungen durch andere Personen gemacht wird. Eine sehr häufig gefundene Möglichkeit, den durch solche Behandlungen ausgelösten seelischen Schmerz zu überwinden, besteht in der Unterdrückung des Bedürfnisses, sich selbst als Subjekt zu erleben, seine lebendigen Bedürfnisse nach Verbundenheit und Autonomie zu stillen, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht an die Erwartungen anderer anzupassen und dabei auf eine Entfaltung eigener Potentiale zu verzichten. Diese „Lösungen“ werden in Form von neuronalen Verknüpfungen im Gehirn verankert und verdichten sich zu dem, was als innere Einstellung und Haltung gegenüber sich selbst fortan das Verhalten der betreffenden Person bestimmt: Lieblosigkeit. .



LEBE-LIEBE-LACHE: Reagiert unser Gehirn bei körperlichen und seelischen Erschütterungen gleich?

GERALD HÜTHER: Mit Hilfe sogenannter bildgebender Verfahren (funktionelle Kernspintomographie), läßt sich sogar noch bei erwachsenen Männern nachweisen, dass im Gehirn die gleichen, für die Schmerzverarbeitung zuständigen neuronalen Netzwerke aktiviert werden, egal, ob ihnen körperliche Schmerzen zugefügt werden oder sie seelisch leiden, weil sie aus einer Gemeinschaft ausgeschlossen werden, zu der sie gern dazugehören möchten, oder weil ihnen keine Gelegenheit geboten wird, autonome Entscheidungen zu treffen und eigene Gestaltungsideen umzusetzen.



Prof. Gerald Hüther: Lieblosigkeit macht krank: Was unsere Selbstheilungskräfte stärkt und wie wir endlich gesünder und glücklicher werden
Prof. Gerald Hüther (Autor)

Lieblosigkeit macht krank

Was unsere Selbstheilungskräfte stärkt und wie wir endlich gesünder und glücklicher werden
Die Fortschritte der Medizin sind beeindruckend – und dennoch leiden viele von uns an „Leib und Seele“. Wie kann das sein? Gerald Hüther, Gehirnforscher, Vorstand der Akademie für Potentialentfaltung und Bestsellerautor geht der Frage nach, weshalb uns das beste und teuerste Gesundheitssystem der Welt nicht gesünder macht: Weil jeder Heilungsprozess, auch wenn er von der modernsten Medizin unterstützt wird, letztlich immer ein Selbstheilungsprozess des Körpers ist. Anhand der Funktionsweise des Gehirns macht der Autor auf bemerkenswert einfache und überzeugende Weise verständlich, wie sehr unsere Selbstheilungsfähigkeit durch liebloses Verhalten sich selbst und anderen gegenüber unterdrückt wird. Weil sich Lieblosigkeit in unserer, von ökonomischen Zwängen beherrschten, globalisierten und digitalisierten Welt zunehmend ausbreitet, werden immer mehr Menschen nicht nur seelisch sondern auch körperlich krank. Gerald Hüther schlägt einen ebenso wirksamen wie leicht begehbaren Weg vor, den jede und jeder Einzelne ab sofort beschreiten kann, um aus dieser Verirrung herauszufinden.



LEBE-LIEBE-LACHE: Gibt es einen Zusammenhang mit erfahrener Lieblosigkeit in der Kindheit und Hochsensibilität?

GERALD HÜTHER: Was im Gehirn in Form entsprechender Nervenzellvernetzungen verankert wird, sind nicht die Probleme, die wir haben, sondern die Lösungen, die wir individuell für die Schwierigkeiten finden, die uns im Leben ja zwangsläufig von Anfang an begegnen. Ein Baby, das nichts zu essen bekommt, lernt also nicht, wie furchtbar es ist, Hunger zu haben, sondern dass es durch lautstarke Äußerungen seines ungestillten Bedürfnisses in der Lage ist, die Mutter herbeizuholen, die ihm hilft, seinen Hunger zu stillen. Für Kinder, deren Rufen nicht gehört wird, wäre es keine Lösung, eine besondere Sensibilität für die Wahrnehmung ihrer Bedürfnisse oder ihrer Körpersignale herauszubilden. Im Gegenteil, das Schreckliche ist besser auszuhalten, wenn Kinder lernen, seine Wahrnehmung so gut wie möglich zu unterdrücken. Diese fragwürdige Lernerfahrung kann mehr oder weniger stark im Gehirn verankert sein, erspart geblieben ist sie wohl ist kaum jemand unter uns heutigen Erwachsenen.



LEBE-LIEBE-LACHE: Ist es selbst im fortgeschrittenen Alter möglich, die Welt noch einmal mit anderen Augen zusehen?

GERALD HÜTHER: Unser menschliches Gehirn kann sich prinzipiell bis ins hohe Alter umbauen, neue Nervenzellvernetzungen und Kontakte herausbilden. Deshalb sind wir ja auch zeitlebens lernfähige Wesen. Und am Beginn jeder Veränderung und jeden Umbauprozesses im Gehirn steht eben der andere Blick auf das, was uns bisher so wichtig erschienen war. Wir können also die Welt zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens noch einmal mit anderen Augen betrachten, aber die meisten Menschen haben Angst davor. Denn so eine andere Betrachtungsweise würde vieles, bei manchen sogar viel zu viel von all dem in Frage stellen, was sie in ihrem bisherigen Leben gemacht und geschafft haben. Sterbebegleiter berichten, dass es bisweilen Todgeweihte gibt, die im Beruf sehr erfolgreich waren, es zu viel Anerkennung, Macht und Reichtum gebracht haben und dann auf dem Sterbebett doch noch zu der Einsicht gelangen, das sie sich etwas liebevoller um sich selbst und ihre Liebsten hätten kümmern sollen.



LEBE-LIEBE-LACHE: Wie kann es uns gelingen, unsere Konkurrenzgesellschaft zu einem liebevollen Miteinander zu transformieren ?

GERALD HÜTHER: Das geht nicht durch eine Revolution und den Umsturz der bestehenden Herrschaftsverhältnisse. Dann übernehmen ja nur wieder andere das Ruder und setzen deren Interessen durch. Deshalb heißt die einzige Lösung: Fang bei Dir selber an. Versuche, ein klein wenig liebevoller zu Dir selbst zu sein, mach nichts mehr, was Dir nicht gut tut, wenn es nicht unbedingt sein muss. So verbindest Du Dich wieder mit Dir selbst und mit mit Deiner eignen Lebendigkeit. Und gleichzeitig wirst Du, zumindest in diesen Bereichen, wieder zum Gestalter deines eigenen Lebens. Dann bist du kein Bedürftiger mehr, der ständig andere braucht und von ihnen etwas haben will, sondern jemand, der in sich ruht und etwas an andere zu verschenken hat. Solche Menschen brauchen nicht mehr mit anderen zu wetteifern, sie wären keine Getriebenen mehr, sondern könnten sich endlich als Menschen entfalten.



Prof. Dr. Gerald Hüther

Prof. Dr. Gerald Hüther
© Josef Fischnaller
Prof. Dr. Gerald Hüther
zählt zu den bekanntesten Hirnforschern Deutschlands. Praktisch befasst er sich im Rahmen verschiedener Initiativen und Projekte mit neurobiologischer Präventionsforschung. Er schreibt Sachbücher, hält Vorträge, organisiert Kongresse, arbeitet als Berater für Politiker und Unternehmer und ist häufiger Gesprächsgast in Rundfunk und Fernsehen. So ist er Wissensvermittler und –umsetzer in einer Person.

Studiert und geforscht hat er in Leipzig und Jena, dann seit 1979 am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen.Er war Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von 2004 – 2016 als Prof. für Neurobiologie an der Universität Göttingen beschäftigt. 1994-2006 leitete er eine von ihm aufgebaute Forschungsabteilung an der psychiatrischen Klinik in Göttingen. 2006 – 2016 befasste er sich mit der Verbreitung von Erkenntnissen auf dem Gebiet der Neurobiologischen Präventionsforschung. 2015 Gründung der Akademie für Potentialentfaltung und Übernahme ihrer Leitung als Vorstand.

In seiner Öffentlichkeitsarbeit geht es ihm um die Verbreitung und Umsetzung von Erkenntnissen aus der modernen Hirnforschung. Er versteht sich als „Brückenbauer“ zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher bzw. individueller Lebenspraxis. Ziel seiner Aktivitäten ist die Schaffung günstigerer Voraussetzungen für die Entfaltung menschlicher Potentiale.


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