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Weiße Ritter Narzissten – Der Narzisst, der dich retten muss


von Andreas Gauger

Als weiße Ritter bezeichnet man Menschen, deren Bindungsmuster darin besteht, intime Beziehungen mit anderen einzugehen, denen es schlecht geht, um sie wieder aufzubauen und so abhängig von sich zu machen.

Der Begriff geht ursprünglich auf die New Yorker Psychologin und Gestalttherapeutin Elinor Greenberg zurück. Durch dieses Verhalten versucht der weiße Ritter, sein brüchiges Selbstbild zu stabilisieren und positiv von anderen wahrgenommen zu werden. Auch wenn dieses Bindungsmuster unabhängig von Narzissmus auftreten kann, so tritt es doch am häufigsten bei Narzissten auf. Ganz besonders bei verdeckten (vulnerabel-fragilen) Narzissten.

Weiße Ritter Narzissten - Der Narzisst, der dich retten muss
© Dziana Hasanbekava/pexels.de


Weiße Ritter haben eine hochgradig toxische Wirkung auf Menschen, die in einer engen Beziehung mit ihnen stehen. Dem weißen Ritter geht es nicht wirklich um dich. Er instrumentalisiert dich. Denn er ist nur fähig, Pseudo-Beziehung einzugehen, deren Motto lautet „Du bist mir nur insofern wichtig, wie du mir nützlich bist.“

Wegen seiner vorgespielten Uneigennützigkeit schöpfen nur wenige Verdacht. Deshalb stehst du auch ziemlich allein da, wenn du dich später jemandem anvertraust und über die „andere“ Seite des weißen Ritters berichtest.


Wie verhält sich ein weißer Ritter?

Weiße Ritter machen dich abhängig von ihrer Hilfe und lassen keine Gelegenheit aus, dir zu suggerieren, dass du sie brauchst, um dich gut zu fühlen. Nicht zu gut natürlich, denn dann würdest du sie ja nicht mehr brauchen. Das wird ein weißer Ritter jedoch zu verhindern wissen. Wenn du zu selbstständig wirst, kann er dir böse werden. Spätestens dann zeigt sich sein wahres Gesicht.

Genauso wie er dich zuvor aufgebaut hat, kann er dein neu gewonnenes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl torpedieren, Zweifel in dir wecken, dich klein machen und klein halten. Dabei geht er im Gegensatz zu anderen Narzissmus-Formen subtiler vor.

Auch unter den Menschen mit dem White Knight Syndrome (Weiße-Ritter-Syndrom) gibt es unterschiedliche Ausprägungen. Gerade am Anfang kannst du durchaus vom selbstlosen (aber niemals uneigennützigen) Verhalten des weißen Ritters profitieren.

Nicht jedem ist voll bewusst, was er da tut und warum. Es handelt sich beim White Knight Syndrome um ein in der Kindheit erworbenes Bindungs- und Verhaltensmuster, das meist in Reaktion auf ungünstige Entwicklungsbedingungen im Elternhaus entstanden ist und sich im Laufe des Lebens so verfestigt hat, dass es beim Erwachsenen später kaum noch beeinflussbar ist. Diese Tatsache ist traurig, sollte bei dir jedoch nicht zu toxischer Empathie führen, denn ein weißer Ritter kann dein Leben nachhaltig schädigen.

Er kann sich enorm großzügig und spendabel verhalten, sei es mit seinem Geld, seiner Zeit und Aufmerksamkeit oder Arbeitskraft. Oft sind weiße Ritter sozial engagiert.

Du kannst dir aber sicher sein, dass sie dafür sorgen, dass andere das auch mitbekommen. Denn es geht ihnen nicht um die gute Tat sondern um die Außenwirkung. Die guten Werke, die der weiße Ritter für dich vollbringt, kommen nie ohne verborgene Agenda. Sie sollen dich abhängig machen, dir das Gefühl verleihen, ohne den weißen Ritter nichts zu sein und ihm etwas zu schulden.

Er gibt, damit du das Gefühl hast, ihm etwas zu schulden
© Flora Westbrook/pexels.de


Er gibt, damit du das Gefühl hast, ihm etwas zu schulden

Weiße Ritter nutzen unser Gespür für soziale Reziprozität zu ihren Gunsten. Wenn jemand etwas für uns tut, haben wir das Bedürfnis, später auszugleichen. Indem der weiße Ritter permanent ungefragt „in Vorleistung“ geht, erzeugt er zwischen ihm und der anderen Person ein „Gefälle“.

Die Währung, die er als Ausgleich von dir fordert, ist Bewunderung und Dankbarkeit. Er möchte angemessen geschätzt und angehimmelt werden für das, was er alles für dich getan hat. Er wird es dir vermutlich zumindest anfangs nicht direkt sagen.

Er ist eher der „ von hinten durch die Brust ins Auge“-Typ. Sein Kommunikationsstil ist indirekt. Da er Dinge nur andeutet, entfalten sie häufig eine umso größere Wirkung. Gleichzeitig kann man ihn nur schwer greifen oder auf etwas festnageln.

Wenn du ihm in seinen Augen nicht angemessen huldigst, bekommst du schnell sein anderes Gesicht zu spüren. Je nach Ausprägung kann dieses sehr bösartige Züge annehmen. In seltenen Fällen bis hin zu körperlicher Gewalt.

Wahrscheinlicher aber wird er daran arbeiten, deine Selbstachtung, dein Selbstvertrauen und dein Selbstwertgefühl zu torpedieren. In einer späteren nächsten Runde kann er dich dann wieder aufbauen. Dieses toxische Spiel bringt die Biochemie deines Gehirns dermaßen durcheinander, dass es hochgradig abhängig machen kann.

Oder er wird andere Menschen in deinem Umfeld umdrehen und gegen dich aufbringen. Diese werden ihm wahrscheinlich sogar glauben, da er sehr überzeugend sein kann und andere nur sein „weißes Gesicht“ zu sehen bekommen. Sie können sich dann beim besten Willen nicht vorstellen, dass so ein selbstloser lieber Mensch etwas Böses im Sinn haben könnte. Auf diese Weise erschafft er sich „Flying Monkeys“, die er dann gegen dich einsetzen kann.


Andreas Gauger: Ich geh dann mal meinen eigenen Weg: Wie die Erwartungen unserer Eltern unser Leben bestimmen und wie wir uns davon befreien
Andreas Gauger (Autor)

Ich geh dann mal meinen eigenen Weg

Wie die Erwartungen unserer Eltern unser Leben bestimmen und wie wir uns davon befreien
Warum machen wir eigentlich immer noch alles, um den Erwartungen unserer Eltern gerecht zu werden? Rufen mehrmals pro Woche bei ihnen an, weil uns sonst das schlechte Gewissen plagt, regen uns maßlos über ihre Einmischungen auf und schaffen es trotzdem nicht, einfach zu uns zu stehen? Stattdessen streiten wir mit unseren Eltern als wären wir wieder 16 und fragen uns: Wann hört das eigentlich auf? Schließlich sind wir doch längst erwachsen, oder etwa nicht? 
Andreas Gaugers Buch liefert Erklärungen für die seltsame und häufig belastende Beziehungsdynamik zwischen Eltern und ihren (erwachsenen) Kindern. Er zeigt auf, welche typischen Störungen in den Eltern-Kind-Beziehungen vorliegen können, und wie wir diese im Alltag erkennen und angemessen darauf reagieren. Anhand beispielhafter elterlicher Bindungsmuster und der dafür typischen Kommunikationsstile schlüsselt er die komplexen Probleme auf, die uns auch im Erwachsenenalter noch zu schaffen machen und verdeutlicht diese anhand plastischer Fallbeispiele aus seinem therapeutischen Alltag. Im Übungsteil des Buches erfahren wir durch einen Selbsttest, welche unserer Glaubenssätze aus der Erziehung unserer Eltern resultieren und wie wir diese wirksam überschreiben können. Am Ende gibt das Buch konkrete Lösungsansätze, die uns dabei helfen, die Erziehung unserer Eltern besser nachzuvollziehen und unser Verhältnis zu ihnen aktiv zu verbessern.


Du erkennst die wahre Gesinnung hinter seinen scheinbar altruistischen Wohltaten auch daran, dass er nicht müde wird, dich daran zu erinnern, was er alles für dich getan und geopfert hat und oft ist das auch eine ganze Menge. Er wird dich immer wieder daran erinnern, wie glücklich du dich doch schätzen kannst, so jemanden an deiner Seite zu haben. So nutzt er seine vermeintlich guten Taten, um dich noch fester an ihn zu binden.

Häufig weckt er damit Schuldgefühle in dir. Weil du zwar merkst, dass da etwas schräg ist, doch es kaum greifen kannst und er ja wirklich so viel für dich getan hat, schämst du dich deiner negativen Gefühle oder zweifelst an dir selbst. Du fragst dich, warum du nicht dankbarer bist oder wie du einem so gutmütigen Menschen gegenüber (zu einem späteren Zeitpunkt eurer Beziehung) so negativ empfinden kannst.

Diese Zweifel an deiner Person werden durch seine Einflüsterungen zusätzlich befeuert und dadurch unterstützt, dass alle in eurem Umfeld ein ganz anderes Bild von ihm haben. Mit der Zeit misstraust du deiner eigenen Wahrnehmung.


Was hilft?

Wenn du merkst, dass da etwas schräg in eurer Beziehung ist, du permanent Schuldgefühle hast oder dich nach den Gesprächen mit dem vermeintlichen weißen Ritter jedes Mal schlecht fühlst, vertraue dich am besten anderen an, bevor er es tut. Erzähle ihnen von deinen Erfahrungen und deinem Verdacht.

Kläre sie über das weiße Ritter Syndrom auf, indem du ihnen beispielsweise diesen Artikel schickst. Es ist immer von Vorteil, andere im Umfeld als erster ins Vertrauen zu ziehen, bevor der weiße Ritter die Chance hatte, sie in seinem Sinne umzudrehen. Mit etwas Glück imprägnierst du sie damit gegen spätere Manipulationsversuche.

Wenn es bereits zu spät dazu ist, suche dir unbedingt externe Hilfe. Am besten jemanden, der sich mit der Thematik auskennt. Es gibt viel zu tun. Nicht nur in Bezug auf das eigene angekratzte Selbstbild und den Umgang mit destruktiven Gefühlen sondern auch auf die Rücknahme der Wirkung, die all die Manipulation bei dir verursacht hat. Der eigenen Wahrnehmung wieder vertrauen lernen ist dabei nur ein wichtiger Punkt.


Wie du gar nicht erst zur Beute für weiße Ritter wirst

Möglicherweise verspürst du das Bedürfnis, den weißen Ritter in deinem Umfeld zu konfrontieren und sein toxisches Verhalten aufzudecken, sobald dir bewusst wird, was für ein Spiel da läuft. Ein gut gemeinter Rat: lass es!

Narzissten können hoch aggressiv reagieren, wenn man sie kritisiert oder kränkt. Viele vergeben so etwas nie und man schafft sich schnell einen Feind, der alles dransetzt, dein Leben zu sabotieren und dich für die erlittene narzisstische Kränkung bezahlen zu lassen. Auf diese Weise versuchen sie, ihr angekratztes Selbstbild wiederherzustellen.

Besser ist es, freundlich distanziert zu bleiben. Lobe ihn ruhig und erkenne an, wenn er etwas „Gutes“ tut. Vermeide aber jeglichen Überschwang. Sonst wird der weiße Ritter dich schnell zu einer Versorgungsquelle seiner narzisstischen Zufuhr machen wollen und dich in sein Spiel hineinziehen.

Weißen Ritter sollte man nicht zu dicht an sich heranlassen. Das ist oft gar nicht so leicht, da sie auf den ersten Blick unglaublich charmant, liebevoll und hilfsbedürftig wirken können. Belasse es dennoch nach Möglichkeit bei einer oberflächlichen freundlichen (nicht freundschaftlichen) Bekanntschaft.

Vertraue dich ihnen nicht an, öffne dich nicht, erzähle keine privaten Details, die später gegen dich verwendet werden könnten. Vermeide wenn möglich private schriftliche Korrespondenz mit ihnen, beispielsweise via Mail oder WhatsApp. Diese wird in vielen Fällen später gegen dich verwendet und gerne auch aus dem Kontext gerissen und gemeinsamen Bekannten gezeigt, um sie gegen dich aufzubringen oder dich bloßzustellen. Lass dich deshalb auch nicht auf mögliche Provokationen ein.

Versuche darüber hinaus, ihnen gegenüber keine zu starken emotionalen Reaktionen zu zeigen, egal welcher Art. Für Narzissten sind die Emotionen, die sie in ihrem Gegenüber wecken, eine Form der narzisstischen Zufuhr. Wenn du dich an diese Hinweise hältst, können dir weiße Ritter nicht allzu viel anhaben.




Andreas Gauger - Coaching
© Andreas Gauger - Coaching
Andreas Gauger
ist Spezialist für toxische Beziehungsmuster mit narzisstischen Persönlichkeiten und hilft seit über zehn Jahren als freier Coach und Heilpraktiker für Psychotherapie in eigner Praxis Partnern und Kindern von Narzissten, wieder auf die Beine zu kommen, alte Wunden zu heilen und co-abhängige Bindungsmuster zu überwinden, um in Zukunft die liebevollen und wertschätzenden Beziehungen auf Augenhöhe zu führen, die sie sich wünschen.

Er ist Autor zahlreicher Bücher. Sein neustes Buch „Ich geh dann mal meinen eigenen Weg – Wie die Erwartungen unserer Eltern unser Leben bestimmen und wie wir uns davon befreien“ ist 2020 im GU-Verlag erschienen.

Lies hier den weiterführenden Artikel über verdeckte Narzissten direkt auf seiner Seite:
https://andreas-gauger.de/verdeckter-narzissmus/

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