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Der Duft des Sommers


von Ulla Grans

Hier ist es in den letzten Tagen richtig heiß. 35 Grad und mehr. Sommer pur!

Ich habe gestern Bettwäsche gewaschen und draußen auf die Leine gehängt. Ich liebe es, wenn die Wäsche draußen an der frischen Luft trocknet und der Wind durch die Fasern weht.

Am Abend nahm ich die Wäsche ab, legte die Laken zusammen und nahm den Geruch von Mangelwäsche wahr! Kennt ihr noch diesen besonderen Geruch aus eurer Kindheit, wenn die Wäsche frisch aus der Mangel kam?

Mit diesem Geruch war ich sofort in meiner Kindheit. Ich hatte das Bild vor Augen, als ich als kleines Mädchen meiner Oma beim Mangeln half. Ich durfte die Wäschestücke vor dem Mangeln mit Wasser besprenkeln. Ich fühlte mich aufgehoben und wichtig, neben meiner Oma und ihrer Mangel.


Der Duft des Sommers
© Teona Swift/pexels.de


Bei meinen Großeltern war Frieden! Beim Mangeln, beim Gärtnern, beim Essen – dort war ich immer willkommen und fühlte mich dort geborgen. Dieses Gefühl von Frieden in meiner Kindheit war gestern sofort wieder da, lies mich zurückschweifen und in diesem Moment verweilen. Ich bin in solchen Momenten glücklich! Das liegt unter anderem daran, dass ich es gelernt habe, diese Momente zu spüren.

Doch wie fühlt es sich an, wenn wir mit bestimmten Situationen, Gerüchen, Gefühlen keine guten Momente verbinden und damit in emotionale Schieflagen rutschen. Wenn plötzlich Gefühle in uns ausgelöst werden, die wir gar nicht bewusst mit etwas anderem verbinden können?


Was eine Seite in uns zum Klingen bringt

Das kann zum Beispiel passieren, wenn jemand etwas zu uns sagt, was eine Seite in uns zum Klingen bringt, die wir lange nicht gesehen, gefühlt haben. Dann kann es passieren, dass wir plötzlich weinen müssen und nicht mehr aufhören können. Oder es treten andere körperliche Symptome auf, und wir fangen plötzlich an zu schwitzen oder zu zittern. Meist ist es so, dass wir uns in solchen Momenten gar nicht „lesen“ können und wie ohnmächtig neben uns stehen.

So berichtete letztlich eine Klientin darüber, dass ihr Kollege sie in einer beruflichen Situation sehr aus der Fassung gebracht habe und dass sie gar nicht so recht verstehe, warum das passiert sei.

Oft ist es ein Grund dafür, dass unser inneres Kind auf sich aufmerksam macht, gesehen werden möchte und damit auf ungesehene Bedürfnisse aufmerksam macht. Die Gefühle, die da aufkommen, stammen ursächlich aus einer anderen Zeit. Das ist häufig der Grund, warum wir uns wundern oder diese Emotionen gar nicht in einen Zusammenhang bringen können.

Das alles ist nicht über die Ratio zu lösen! Diese Situationen möchte be- und gefühlt werden! Und genau da ist meist die erste große Hürde zu nehmen. Genau an dieser Stelle haben wir z.B. als Kind aufgehört zu fühlen, um uns und unsere Seele zu schützen. Das war richtig und oftmals auch überlebensnotwendig. Essenziell ist, das zu würdigen und zu versuchen, dieses nicht negativ zu konnotieren. Denn – es hat unser inneres Überleben gesichert!

Darüber hinaus ist es notwendig, diese Situation erst einmal „nur“ wahrzunehmen und nach und nach zu erkennen, woher diese Gefühle kommen und warum sie uns in diesen Momenten verwirren. Damit ist schon ein großer Schritt in Richtung Bewusstheit gemacht!


Im Gespräch mit der Klientin haben wir dann gemeinsam geschaut:


Es wurde sehr schnell deutlich, dass ihre heftige Reaktion auf den Kollegen mit einem weit zurückliegenden Todesfall in ihrer Familie zu tun hatte. Also überhaupt nichts mit der realen Situation zu tun hatte, in der sie sich auf der Arbeit befand.

Diese innere Arbeit, die wir quasi gemeinsam ins Außen geholt haben, hat einen großen Veränderungsprozess, im Sinne von „sich selbst verstehen“ und damit authentischer sein, in Gang gebracht.


Manchmal reichen auch kleine Begebenheiten

Es müssen auch nicht immer schwerwiegende Ereignisse, wie Todesfälle dazu führen, dass wir vielleicht „über“ reagieren. Manchmal reichen auch kleine Begebenheiten, die uns aber als Kind sehr verletzt haben, aus.

Manchmal reichen auch kleine Begebenheiten
© Mari Monpari/pexels.de

Ich schreibe heute diesen Artikel, weil es mir so wichtig ist, euch dafür zu sensibilisieren, gut auf euch und eure Emotionen zu achten und diese ernst zu nehmen. Oftmals gehen wir einfach darüber weg und sagen uns, “ach, stell dich nicht so an.“ Das ist dann wieder eine Zurückweisung an die kleine „Anne“ oder den kleinen „Peter“. Wenn wir uns unserem kleinen Kind annehmen, dann werden wir ein Stückchen reifer und innerlich stabiler. Dann können wir unser Kind in uns an die imaginäre Hand nehmen und es stärken.

Ich habe selbst diese Erfahrung mit der kleinen Ulla gemacht. Jahrelang hatte ich sie nicht gesehen, ihre Stimme überhört und sie einfach nicht ernst genommen. Auch hatte ich keinen rechten Zugang zu ihr gefunden. Erst als ich sehr erschöpft, nicht mehr so recht arbeitsfähig war und immer wieder somatisch erkrankte, konnte ich im Rahmen eines Coachings mit einer erfahrenen Therapeutin wieder Zugang zur kleinen Ulla finden. Diese Erfahrung hat mich wieder mehr und tiefer fühlen lassen, was mir wirklich wichtig ist, wo meine Träume liegen, die ich zusammen mit der kleinen Ulla weggepackt hatte und vor allem – habe ich seitdem einen wirklich guten Zugang zu ihr. Wir stehen im engen Kontakt! Sie ist ziemlich schlau und weiß sehr genau, was ich brauche, wo ich gerade mal wieder über meine Grenzen gehe und was mir gut tut. Sie hat mir unter anderem dazu verholfen, wieder weicher und gnädiger mit mir zu sein und mich selbst liebevoll anzunehmen!

Meist sind es Glaubenssätze oder Gefühle, die wir vermeintlich schon lange kennen, die uns gute Hinweise darauf liefern, dass es sich um „alte“ Empfindungen handeln könnte. Dann geht es darum, ihnen auf die Schliche zu kommen, denn sie können sich äußerst gut tarnen. Es geht auch nicht darum, in die Tiefen dieser Emotionen zu dringen. Unsere Bewusstheit darüber, reicht schon vollkommen aus, Veränderungsprozesse in Gang zu bringen. Es gibt mittlerweile Studien darüber, dass es nicht von Vorteil ist, tiefer in diese Emotion einzusteigen, da dann neuronale Prozesse aktiviert werden, die diese alten Gefühle erneut triggern könnten.


Freiheit und Leichtigkeit hält wieder Einzug in unser Leben

Gerade jetzt in dieser Zeit, in der Corona nicht mehr ganz obenauf liegt, in der Freiheit und Leichtigkeit wieder Einzug in unser Leben hält und wir uns nicht mehr so zusammenhalten müssen, kann es vorkommen, dass unterdrückte Emotionen nach oben sprudeln und uns offenporiger werden lassen. Das kann zunächst verwundern und zu Verunsicherung führen. Es ist jedoch ein sehr normaler Prozess, dass der Körper und die Seele aufgrund der Pandemie in den Überlebensmodus geschaltet haben. Der Übergang zwischen dem Ausnahmezustand im Innen und im Außen und die damit einhergehende Verunsicherung in dieser Phase führt bei dem einen mehr, bei der anderen weniger in innere Prozesse, die sich zunächst fremd anfühlen, weil wir sie über ein Jahr unterdrückt haben. Wir alle haben sozusagen in den „Krisenmodus“ geschaltet und schalten jetzt, jeder in seinem Tempo, wenn auch noch verhalten, in den „Normalmodus“ zurück. Dabei kommt es innerlich zu Bewegungen und Veränderungen, die quasi neu sortiert werden müssen. Diese können dann bisweilen auch länger Unterdrücktes an die Oberfläche spülen.

Ich möchte euch mit diesen Zeilen dazu einladen, einmal über euch und eure inneren Kinder nachzudenken. Vielleicht erinnert ihr euch an die ein oder andere schöne Situation, wie zum Beispiel Mangelwäsche bei Oma oder Tomatenernte beim Opa im Garten. Was ist euer Duft des Sommers? Wo war für euch Frieden in der Kindheit?

Lasst diese Momente zu. Lehnt euch zurück. Sie sind so wertvoll für euer heutiges Erleben!

Ich wünsche euch, wunderschöne Sommertage!

Sorgt gut für euch!

Herzlich, eure Ulla


Mir ist es sehr wichtig, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass ihr euch Unterstützung suchen solltet, wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr diese Emotionen alleine nicht aushalten könnt oder ihr euch davon überschwemmt fühlt. Nehmt dann Kontakt zu Therapeuten, Coaches, Beratern auf, die eine fundierte psychologische Ausbildung haben! Ihr müsst nicht alles alleine schaffen…!


Ulla Grans
© Ulla Grans
Ich bin Ulla Grans, Coach und systemische Familien,- Einzel,- und Paarberaterin. Ich begleite Patchworkfrauen und Frauen in herausfordernden Familiensituationen auf ihrem Weg zu sich selbst. Meine Werte, die mich schon immer in meinem Leben begleiten sind „Familie“, „Veränderung“ und „Freiheit“.

Ich selbst lebe nun in dritter Generation das Patchworkleben und kann sagen, dass ich darin Expertin bin. Ich habe meine private und berufliche Expertise zusammengeführt und arbeite seit 2019 selbstständig online und in eigener Praxis im Ruhrgebiet.

Ich bin Dipl.-Sozialarbeiterin, systemische Familienberaterin, habe vor vier Jahren meinen Master an der IPU Berlin absolviert, unterrichte als Dozentin an der Uni, und leite das Frauennetzwerk „Ruhrpreneurs“.

Direkt zur Homepage von Ulla Grans: www.ulla-grans-coaching.com
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