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Wut & Gelassenheit


von Dominik Umberto Schott

Die Welt ist im Umbau und viele Menschen sind durch die Veränderungen in einem subkutanen Dauerstress. Subkutan deshalb, weil an der Oberfläche alles in Ordnung scheint. Wir haben ein Dach überm Kopf, genug zu essen, weder Krieg noch Verfolgung, noch Naturkatastrophen zu erleiden. Das können bei weitem nicht alle Menschen auf dem Planeten von sich behaupten. Wir sind also privilegiert. Das ist schön, dafür sind wir dankbar. – Und zugleich sind unsere inneren Prozesse deshalb nicht einfacher. Schon gar nicht wenn wir uns nicht gestatten, auch mal richtig frustriert zu sein - weil es uns doch so gut geht.

Dieser innere Zwiespalt aus Leid und nicht meckern dürfen ist übrigens ein Echo des gleichen Dilemmas, das unsere Eltern oder Großeltern nach dem Krieg schon einmal hatten. Sie hatten allesamt Furchtbares erlebt, waren traumatisiert und ausgehungert. Aber ihr Leid erschien gering im Vergleich zum unsagbaren Entsetzen des Holocaust – und es galt, die Ärmel hochzukrempeln für den Wiederaufbau des Landes. Für Selbstmitleid war da kein Platz. Ich erinnere mich auch an einen Satz aus meiner Kindheit, der hieß: in Afrika verhungern die Kinder. Immer wenn ich unglücklich war, sollte mich trösten, dass es fremden Anderen weit weg viel schlechter ging als mir.


Wut & Gelassenheit
© Polina Zimmerman/pexels.de


Das hat nicht so gut funktioniert. Besser funktioniert hat: Holz hacken. Die Wut körperlich ausagieren. Danach ging es mir besser. Und wir hatten was zum Heizen.


Als jemand mit Schilddrüsenüberfunktion hatte ich nie Mühe, meinen Groll rauszulassen. Später habe ich im Zorn die Wand angeschrien oder kontrolliert gegen Straßenmasten getreten. Kontrolliert deshalb weil die Dinger sehr hart sind und ich mir nicht den Fuß verstauchen wollte. Der Klügere gibt nach. Bei einer anderen Gelegenheit war ich so in Rage, da habe ich Porzellanteller aus dem Fenster geschmissen. Als die Teller alle waren habe ich meine Gitarre gepackt – und .... sie wieder hingestellt, weil mir bewusst wurde, dass ich das wertvolle Instrument doch ungern einem Wutanfall opfern würde. Trotzdem bekam das Dampf ablassen manchmal eine unangenehme Eigendynamik. Ich wusste manchmal nicht: habe ich Wut? Oder hat die Wut mich?


Später habe ich im Zorn die Wand angeschrien oder kontrolliert gegen Straßenmasten getreten
© chuttersnap/unsplash

Später hab ich einen Trick gelernt, der für mich gut funktioniert. Wenn mich etwas wirklich triggert überlege ich mir: wie viel Ärger ist mir das wert? Wie viel Dampf ablassen ist angemessen? Zug verpasst? Da gönn ich mir 5 Minuten richtig ärgern. Das tut gut. Dann ist es rum. Denn es ändert ohnehin nichts.Wenn was größeres schief geht kann es auch mal sein, dass ich mir erlaube ein paar Stunden dunkle Wolke zu sein. Ich lasse Ärger zu aber mache mir von Anfang an bewusst, dass es meine eigene Entscheidung ist, wie ich damit umgehe und wann ich es loslasse.

Manche Menschen haben die Tendenz, Ärger in sich hineinzufressen. Die müssen die Wut nicht einhegen sondern lernen, sie überhaupt erst mal zuzulassen. Ich empfehle: einfache Flüche, mit dem Fuß aufstampfen, mal einen kräftigen Schrei loszulassen oder irgendwas wertloses kaputt hauen. Das entlastet. Nur eines geht gar nicht: anderen weh tun oder den Ärger an ihnen rauslassen. Meine Entlastungsobjekte waren immer Gegenstände, nie Menschen. Und wenn es Menschen sind, die uns auf die Palme bringen? In einer engen Beziehung können und sollten wir zeigen, wenn uns Worte oder Verhalten des Partners verletzen. Aber zum Toben vielleicht lieber alleine in den Garten gehen. Anschließend darüber sprechen, wenn die Emotion abgekühlt ist und wir gefasst sagen können, was uns stört und was wir gerne anders hätten. Tun wir dies, solange die Wut noch frisch ist, kommt es nur zum fruchtlosen Streit und verletzenden Gegenangriff. Daher erst rauslassen – dann zulassen (das klärende Gespräch).


I gfrei mi wenn’s rengt – wei, wenn i mi ned gfrei, dann rengts aa. – Karl Valentin


Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch


Sich aufregen bringt nix, das wusste schon der bairische Humorist Karl Valentin. Zumindest bei Dingen, die wir nicht ändern können, wie dem Wetter. Dieser Stoizismus ist nicht jedem gegeben. Was hilft, Dinge zu nehmen wie sie sind und innerlich gelassen zu bleiben?


Zwei Fragen.


Wir alle nehmen ständig verschiedene Funktionen im Leben ein. In Familie, Beruf, Freizeit, Freundeskreis sind wir mal Eltern, Freunde, Selbständige, Kollegen, Sportler usw. Der Familienvater in mir macht sich gelegentlich Sorgen. Der Journalist hat Fragen. Der politisch denkende Mensch schüttelt über manches den Kopf. Doch das geschieht alles nur an der Peripherie meines Wesens. Sobald ich mich innerlich aus diesen oberflächlichen Identifikationen löse, bleibt nur ein waches, staunendes, still schauendes Wesen. Das ist meine (und deine) wahre Natur. Ein Beobachter, der weder wertet noch irgendetwas erleidet.


Dominik Umberto Schott: Souverän präsentieren - Die erste Botschaft bist Du: Wie Sie Körpersprache authentisch und wirkungsvoll einsetzen
Dominik Umberto Schott (Autor)
Souverän präsentieren - Die erste Botschaft bist Du
Wie Sie Körpersprache authentisch und wirkungsvoll einsetzen

Dieses Buch liefert Ihnen hilfreiche Tipps, mit denen Sie Ihre Wirkung beim Präsentieren verbessern.

Wenn Präsentationen gelingen, liegt es meist nicht nur am Inhalt, sondern auch am authentischen Vortragsstil und einer natürlichen Körpersprache des Redners. Viele haben jedoch Schwierigkeiten, ihr Lampenfieber bei Präsentationen am Rednerpult zu überwinden und Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Dabei ist gerade in der mündlichen Kommunikation die Person entscheidend. Wie souveränes Präsentieren gelingt, vermittelt Ihnen Dominik Umberto Schott Schritt für Schritt in diesem Buch. Er stellt Ihnen die wichtigsten Stellschrauben vor, die Ihren Worten mehr Wirkung verleihen, und zeigt an konkreten Beispielen, wie Sie die Dramaturgie eines Redeaufbaus nutzen. Zudem lernen Sie, wie Sie Ihre Körpersprache und Storytelling natürlich einsetzen, um einen glaubhaften Auftritt hinzulegen. Die 2. Auflage wurde um zahlreiche Tipps für noch mehr Wirkung bei virtuellen Meetings sowie Videos mit zahlreichen Präsentationsbeispielen ergänzt. 

Schott vermittelt Ihnen umfangreiche Kompetenzen.

Der Autor klärt in seinem Buch „Souverän präsentieren“ zunächst grundlegende Fragen wie:

  • Was ist eine Präsentation?

  • Woraus besteht sie?

  • Wie wirken Inhalt, Struktur und Vortragsweise zusammen?

Anschließend widmet er sich dem großen Themenkomplex der Authentizität. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Außenwirkung verbessern und erarbeiten Sie sich mit diesem Buch die folgenden Kernkompetenzen des Präsentierens:

  • Die Formel für Wirkung

  • Die vier Erfolgsfaktoren einer guten Präsentation

  • Körpersprache für Fortgeschrittene

  • Vorbereitung: Storyboarding

  • Dramaturgie: Von den Griechen lernen

  • Inspirieren: Kognitionspsychologie

  • Showtime: Umgang mit Folien & Co

  • Nervosität: Das alte Alarmsystem und Strategien gegen den Blackout

  • Verbindung: Zuhören und Inklusivsprache

Eine mitreißende Mischung aus Humor und jahrelanger Erfahrung.

Abschließend erläutert Schott die Vorteile und Risiken von Fragerunden und gibt Ihnen praktische Tipps zur Erweiterung Ihrer Komfortzone. Dieses Buch ist eine Art Rhetorik-Training to go, das alle Phasen des souveränen Präsentierens genauestens beleuchtet – von der Vorbereitung bis hin zur Umsetzung. Ein unverzichtbarer Ratgeber voller Witz und Expertenwissen aus drei Jahrzehnten Praxis für:

a) Einsteiger, die an Ihrem Auftreten feilen möchten
b) Erfahrene Redner, die sich noch weiterbilden
c) All diejenigen, die überzeugen sowie inspirieren wollen


Wir können nicht immer beeinflussen, was im Leben passiert. Aber wir haben immer die Möglichkeit zu entscheiden, wohin sich unsere Aufmerksamkeit richtet. Ich kann in Gedanken meinen volatilen Kontostand oder meine fragile Gesundheit aufrufen und sofort in eine sorgenvolle Stimmung geraten. Was auch immer gerade nicht so ist, wie wir es gerne hätten: kaum denken wir dran, ist es präsent in uns. Dabei sind es nur negative oder sorgenvolle Gedanken. Ein innerer Film, der unsere Aufmerksamkeit fesselt aber genauso wenig real ist wie die Dramen bei Netflix. Ab und zu müssen wir natürlich an unsere Herausforderungen denken um etwas zu organisieren, zu klären, zu tun. Das machen wir effektiv und fokussiert und dann ist es wieder aus dem Kopf.

Als stiller Beobachter des Lebens und meiner inneren Zustände bleibe ich gelassen und lenke die Aufmerksamkeit dorthin, wo sie benötigt wird – oder versenke sie in den Moment. Je mehr wir im jeweiligen Moment präsent sind, desto unbelasteter gehen wir durchs Leben. Bei einem Spaziergang lass ich auch mal meine Gedanken schweifen. Aber vor allem nehme ich bewusst wahr, was gerade wirklich und real ist: ich rieche die gute Luft, sehe die majestätischen Bäume und höre die Vögel zwitschern. Arbeite ich am Schreibtisch, bin ich fokussiert darauf. Mehr im Hier und Jetzt sein, spirituell ein alter Hut, aber wer lebt es tatsächlich?

Als stiller Beobachter des Lebens und meiner inneren Zustände bleibe ich gelassen und lenke die Aufmerksamkeit dorthin, wo sie benötigt wird
© Alexander Wendt/pexels.de


Manche denken beim Spaziergang: „Ach, wär ich doch reich und alle finanziellen Sorgen los!“ Doch was genau wäre dann in diesem Moment anders? Nichts, außer einigen Zahlen auf irgendeinem Zentralrechner. Die Luft, die Sonne, der Blick über Wiesen und Felder wären der genau gleiche. Ein Millionär kann den gleichen Spaziergang auch nicht intensiver erleben. Und so ist unser Leben voller Momente, die dem was wir uns wünschen, sehr nahe kommen. Indem wir im Kopf ständig an das denken, was noch fehlt zum vollkommenen Glück versauen wir sie. Die meisten Momente sind perfekt – wenn wir sie nicht ständig mit einem imaginären Ideal vergleichen und sie des ständigen Gedankenstroms in unserem Kopf entkleiden.


Und so ist unser Leben voller Momente, die dem was wir uns wünschen, sehr nahe kommen
© picjumbo.com/pexels.de

Ok, neulich war ich beim Zahnarzt und hatte eine Wurzelbehandlung. Da waren Momente dabei, die waren nicht perfekt, da wollte ich nicht gerne im Hier und Jetzt sein, da hätte ich mich gerne weggeträumt. Was ich gemacht habe: Ich hab mich auf meinen Atem und meine Muskeln konzentriert. Atme ich ruhig? Welche Muskeln sind unnötig angespannt? Weder Panikatem noch Anspannung machen die etwas hilflose Situation im Behandlungsstuhl einfacher. Also hab ich auf gleichmäßigen Atem und eine entspannte Haltung geachtet. Dadurch habe ich meinem Kleinhirn signalisiert, dass ich entgegen seiner archaischen Einschätzung nicht in Gefahr bin. Zugleich war ich beschäftigt während die Zahnärztin beschäftigt war. Immer noch nicht angenehm. Aber geht vorbei.

Meist, wenn wir uns Sorgen machen, übersehen wir, dass wir dies tun, während wir in einem behaglichen Zuhause sitzen, weder von Hunger, Kälte noch akuter Gefahr bedroht. Die Primär-Realität ist gut. Das ist alles das, was wir konkret mit unseren Sinnen erfassen können. Die Sekundär-Realität ist alles, was wir innerlich aufrufen durch Gedanken, Gefühle, innere Bilder. Das können wohl nur wir Menschen: uns etwas vorstellen, dass es gar nicht gibt oder dass jetzt nicht im Raum ist. Eine großartige Fähigkeit der Imagination, die Erfindungen und Kunst ermöglicht. Zugleich eine Falle, wenn wir negative Gedanken denken. Denn für den Körper ist immer alles jetzt. Auch Gedanken an vergangenen Schmerz oder Befürchtungen ob einer ungewissen Zukunft verursachen im Körper eine Reaktion im Jetzt. Kein Wunder, wir können sie auch nur im Jetzt denken. Wir können weder gestern denken, noch morgen, immer nur Jetzt. Der Moment ist alles was wir haben.

Daher: Nimm deine Gedanken nicht so wichtig. Lass dich auf die Schönheit des Augenblicks ein. Das Leben ist voller wunderbarer Momente.



Dominik Umberto Schott
© Dominik Umberto Schott
Dominik Umberto Schott 
arbeitet international als Präsentationstrainer, Vortragsredner und Executive Coach.

Er war nach seiner Gesangs- und Schauspielausbildung mehr als 20 Jahre lang Radio- und TV-Moderator, hat bei Thomas Gottschalk gelernt, stand bereits bei Hunderten großer Events auf der Bühne und ist eine der bekanntesten Stimmen des deutschen Fernsehens. Als Bühnenprofi weiß er, wie man mit Worten bewegt. Privat ist er spirituell und philosophisch interessiert und legt monatlich als DJ in München auf.

Podcast und YouTube-Kanal von Dominik Schott:



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