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Fastenzeit oder Zeit der Fülle? Mach es doch mal anders!
von Cordula Rüschhoff
Auch wenn Karneval in diesem Jahr ausgefallen ist – viele Menschen nutzen auch diesmal die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern für eine Fastenkur und verzichten auf Nahrungs- und Genussmittel, digitalen Medienkonsum oder das Produzieren von Müll...
Vielleicht hast du dir auch ein Fastenziel für die nächsten Wochen gesetzt oder denkst darüber nach? Oder fragst du dich gerade in diesem Jahr, worauf man denn in dieser herausfordernden Zeit noch verzichten solle, wo doch schon jeder Tag gewissermaßen ein (unfreiwilliger) Fastentag in Bezug auf die Erfüllung vieler grundlegender Bedürfnisse ist?
Lass uns das Thema Fasten einmal ganz anders denken…!
Als Veränderungscoach fasziniert mich ganz besonders, wie unsere Sprache unsere tief verankerten Vorstellungen, Motivationen und Bilder von Welt repräsentiert und prägt, und da ist mir in Bezug auf das Fasten etwas Spannendes aufgefallen:
Die meisten Fastenden bekunden (auch ganz losgelöst von religiösen Traditionen) als Hauptmotiv den Verzicht: „Ich faste. Ich reduziere…Ich verzichte (bewusst!) für ein paar Wochen auf Zucker, Alkohol, Fernsehen, Whatsapp…“. Dabei wird diese selbst auferlegte zeitlich befristete Beschränkung eindeutig als positiv und sinnstiftend bewertet: Wer fastet, erfährt Einschränkung, Fokussierung, Besinnung auf das Wesentliche, spürt dadurch wieder, was wichtig ist und fühlt sich am Ende gereinigt, „resetted“, vielleicht sogar (wie im biblischen Urkontext), geläutert.

© Andre Furtado/pexels.de
Letztlich geht es also um ein gutes Gefühl, doch scheint dieses gute Gefühl meistens verbunden mit der Vorstellung, dass es vor allem ein Ergebnis von Entbehrung und Mangel ist, sozusagen die Möhre vor der Nase des Esels, die aber erst ganz am Ende der Bemühungen als Belohnung winkt. Wenn die Fastenzeit beendet ist, dann kann ich wieder alles essen (und tue das dann natürlich auch!), kann wieder grenzenlos mit dem Handy daddeln. Ja, okay, sicherlich zieht der Fastende tatsächlich den Mehrwert auch aus der Vorstellung, dass am Ende dieser Zeit ein Lerneffekt stattgefunden hat, eine Verhaltensänderung, dass das Müllvermeiden zu etwas geworden ist, das Spaß macht und das gesunde Essen auch künftig etwas leichter fällt. Doch eben immer nur als Resultat des zuvor erlebten Mangels! Der Weg dahin muss steinig sein. (Und mal ehrlich: wie einfach fällt es, dies am Ende der Fastenkur tatsächlich beizubehalten?)
Gerade in Zeiten und Krisen starker persönlicher Einschränkungen, in denen das Verzichten-Müssen schon als fremdbestimmter Dauerzustand erlebt wird, hat das Fasten, vermute ich mal, keine große Lobby…
Wie schade! Denn aus meiner Sicht eignen sich das junge Jahr und der beginnende Frühling doch tatsächlich hervorragend für ein „Reset“ der Wahrnehmungen und Lebensweisen!
Ich bin überzeugt: es kommt auf die richtige Motivation an und Perspektive an!
Wie viel attraktiver und freudvoller wäre es doch, wenn wir statt uns „eine Zeit der Entbehrung und des Verzichts aufzuerlegen „ eine Zeit der liebevollen Selbstfürsorge und Bewusstheit“ für uns selbst und die schönen Gaben des Lebens schenken würden?
Wenn wir unsere Motivation für eine Frühjahrskur statt aus dem Mangel und Verzicht aus der Selbstliebe und Fülle heraus ziehen würden – und uns fokussieren auf das, was wir nicht erst am Ende dieser Kur gewinnen (die Möhre und eventuell eine Lernerfahrung), sondern schon während dieser Zeit genießen können?
Dazu braucht es nur eine kleine, und zugleich so wirkungsvolle Veränderung: Wir können den Bedeutung des Fastens (Verzicht auf leckeres, wenn auch ungesundes Essen) einfach umdeuten (Geschenk eines gesunden und ebenso leckeren Essens)!
Denke und handle ich aus dem Bewusstsein, dass ich mir in den kommenden Wochen etwas ganz Wertvolles schenke, wenn ich z.B. meinen Körper mit gesunder, energievoller Nahrung verwöhne, mir besonders viel Schlaf gönne und gezielt Raum für Entspannungseinheiten schaffe - dann wird die herkömmliche Fastenkur zu einer Art Urlaub für Körper, Seele, Geist, auf die ich mich schon den ganzen Winter über freue!

© cottonbro/pexels.de
Und vielleicht brauche ich mich dann mit der Zeit auch gar nicht mehr so radikal von der einen Lebensweise auf die andere umzustellen, weil es mir mit jedem Mal viel leichter fällt, etwas aus meiner Wohlfühlkur in meinen normalen Lebensalltag - über das ganze Jahr hinweg - zu integrieren. Zumal Genuss, Freude und Selbstliebe eine viel stärkere, nachhaltigere Motivation sind als die Vorstellung von Kasteiung und Läuterung mit der Belohnung am Ende.
Natürlich ist es so, dass wir, wenn wir uns z.B. für eine gute Ernährung entscheiden, liebgewonnene Essgewohnheiten erst einmal (zumindest für eine Weile) loslassen, also tatsächlich auf sie verzichten müssen. Das fällt uns erstmal nicht leicht, da sie auch einen Mehrwert für uns bedeuten (wenn auch nicht gerade für die Gesundheit) und wir nicht selten gewisse Abhängigkeiten entwickelt haben.

© Rachel Claire/pexels.de
Ist dir aufgefallen, dass Menschen, die eine Fastenkur beginnen, selten sagen: Ich gönne mir jetzt mal für ein paar Wochen richtig gute, gesunde Nahrungsmittel? Stattdessen sagen sie (vor allem sich selbst): Ich verzichte in den nächsten Wochen auf Süßigkeiten und trinke keinen Alkohol (…und das wird richtig hart, puh, ich bin schon jetzt froh, wenn das vorbei ist, dann bin ich richtig stolz auf mich, das geschafft zu haben). Der verinnerlichte Glaubenssatz: Zuvor muss ich mich aber richtig quälen, sonst ist das Ergebnis nicht richtig!
Wie wäre es also, wenn wir als ersten Schritt unseren Monolog verändern?
Unsere Überzeugungen drücken sich so herrlich in unseren (auch unausgesprochenen) Dialogen und Monologen aus! Und umgekehrt: Sprache wirkt sich so magisch auf unser Glaubenssystem aus. Wir können also ganz einfach unsere Formulierungen austauschen und dadurch automatisch einen positiven Einfluss auf unsere Motivation nehmen!
Also wie wär’s? Lust auf einen seelischen und körperlichen Frühjahrsputz?
Anleitung zu deiner persönlichen Wohlfühlkur:
- Passe deine Bewertung von Fasten an, deute den Verzicht um in Gewinn. Denke aus der Fülle heraus und mache dir bewusst, was du gewinnst, wenn du für eine Weile etwas in deinem Alltag anders machst!
- Mit allem, was du weglässt oder reduzierst schaffst du Platz für etwas Neues, Gesundes, Wohltuendes!
- Wähle neue Formulierungen, stelle dir die Frage anders: Statt: Worauf möchte ich mal eine Weile verzichten? frage dich: Welchem Bereich meines Körpers, meiner Seele, meines Geistes möchte ich in den nächsten 4 Wochen mal besonders viel Aufmerksamkeit. Liebe und Fürsorge schenken? Ersetze die Wörter verzichten und fasten durch mir was gönnen, mich verwöhnen, mich meinen Bedürfnissen bewusst widmen, Schönheitskur für Körper, Seele und Geist…
- Wähle dein Selbstfürsorge-Ziel aus! Spüre in dich hinein, welche Bereiche deines Selbst zur Zeit besonders viel liebevolle Zuwendung gebrauchen könnten. Ist es zum Beispiel deine körperliche Fitness? Möchtest du beweglicher und fitter werden, wieder mehr Kraft spüren? Welche Beziehungen möchtest du wieder mehr aktivieren und genießen? Welche deiner energiespendenden Lieblingsbeschäftigung en möchtest du verstärkt ausführen? Oder sehnst du dich körperlich und geistig nach mehr innerer Ruhe, Gelassenheit und Entspannung? Darf mehr Liebe in deinem Alltag spürbar sein? Möchtest du wieder häufiger lachen und lustige Gedanken denken?
- Entscheide dich für ein oder zwei Bereiche, die optimalerweise thematisch zusammenhängen. So überforderst du dich nicht. Sei dir bewusst, dass du einfach bei einem Anliegen beginnen kannst und alle anderen automatisch auch davon profitieren!
- Schreibe dir dein Selbstfürsorge-Thema auf und überlege dir die Verhaltensweisen, die du in der Zeit deiner Wohlfühlkur ausführst. Wünscht du dir zum Beispiel Entspannung für Körper und Geist, könntest du jeden Tag zu einer bestimmten Tageszeit meditieren, zu einem anderen Zeitpunkt einen Spaziergang machen, dich auf’s Sofa legen oder Musik hören…
- Wie bei einer herkömmlichen Fastenkur halte dich an bestimmte Abläufe, schaffe Rituale! Das ist wichtig, weil dein Gehirn den Trainingseffekt benötigt und dieser kommt durch regelmäßige Wiederholung der gleichen Methoden!
- Erzähle möglichst vielen Menschen von deinem Projekt und betone vor allem die positiven Gefühle und Erfahrungen, die du dabei machst.
- Schreibe dir diese auch auf!
- Lege nun Beginn und Ende deiner Wohfühlkur fest und starte ohne Umwege!
Ich wünsche dir viel Spaß dabei!

Cordula Rüschhoff unterstützt sowohl Teams und Führungskräfte in Unternehmen und Organisationen, als auch Einzelpersonen bei ihren Anliegen der persönlichen und beruflichen Entfaltung.
Dabei liegt der Fokus ihres Wirkens besonders in der Verbindung von Methoden aus Mentalem Training, Achtsamkeitspraxis, Entspannungsförderung sowie der Hypnosearbeit:
„Was alle Ansätze miteinander vereint, ist der Grundgedanke, dass wir im Umgang mit den verschiedensten Herausforderungen und Hürden in unserem Alltag niemals machtlos sind, sondern uns dank unseres lebenslang formbaren Gehirns immer wieder bewusst neu ausrichten können und dadurch enormen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Erleben haben. Menschen wieder in ihre spielerische Kreativität sowie zurück zu ihrer Fähigkeit tiefer Entspannung zu führen, ist der Schlüssel dazu - und meine große Leidenschaft!“
Wie man diese Ressourcen erfolgreich nutzen und trainieren und sich dadurch ein freudvolles Leben erschaffen kann, ist eine der schönsten Botschaften und Anleitungen, die Cordula Rüschhoff in ihren Vorträgen, Trainings und Coachings vermittelt.
- Cordula Rüschhoff
- Trainerin und Systemischer Coach
- für Berufliche und Persönliche Entwicklung
- Resilienzcoach, Hypnosecoach,
- NLP-Master
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