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Du kannst deiner Angst den Schrecken nehmen


von Chris Gust

Weil für viele Menschen Angst auf einmal eine Rolle im Leben spielt, die sie vorher nicht gespielt hat, möchte ich heute mal einen kleinen grundsätzlichen Einblick in das Thema geben. Natürlich sind nicht alle von einer Angststörung betroffen, aber Angst unterscheidet nicht und Strategien zum Umgang mit Ängsten, sind allgemeingültig. Menschen mit psychischen Erkrankungen müssen sich gezwungenermaßen mit Themen wie Achtsamkeit, Entspannungstechniken und mentalem Training beschäftigen, alles Dinge, die aber für jeden einen großen Gewinn an Lebensqualität darstellen können, gerade in dieser Zeit.

Was kann ich tun, um aus meinem Gedankengefängnis rauszukommen?
Wie ist das für Menschen mit einer Angststörung?
Wie muss sich das anfühlen, wie kann man als Nicht-Betroffener vielleicht durch einen offeneren Umgang schon helfen?

Dazu gebe ich euch einen Einblick in mein gerade erschienenes Buch „Wie du deiner Angst den Schrecken nimmst“.

Das Buch ist weit mehr, als „nur“ ein Buch für Panikler:innen, es ist  eine Liebeserklärung ans Leben. Eine Einladung an jeden, mit sich selbst wieder in Verbindung zu kommen, den inneren Kritiker nicht mehr so ernst zu nehmen und gerade in dieser Zeit zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit zu finden.


Du kannst deiner Angst den Schrecken nehmen
© Nataliya Vaitkevich/pexels.de


Wir sind unseren Gedanken nicht machtlos ausgeliefert, so viel vorweg!

[…] Wenn Angst & Panik in unser Leben treten, sind wir zunächst alle wie hilflose, auf dem Rücken liegende, Käferchen, die darauf warten, dass etwas passiert, ein magischer Moment, der alles wieder „gut sein lässt“; etwas, das uns wieder auf die Füße hilft oder dass jemand kommt, uns umdreht oder rettet. Es dauert unterschiedlich lange, bis die meisten erkennen, dass nur sie selbst ihren Weg finden können und müssen, allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied bei den Betroffenen:

die meisten legen schon recht bald los (ja, manchmal auch mit blindem Aktionismus, aber vorteilhafter als nix tun).

Aber es gibt auch diejenigen, die auf dem Rücken liegen bleiben und jammern. Selbst hingehaltene Stöckchen ergreifen sie nicht, weil es ihnen zu anstrengend ist, sich etwas einfallen zu lassen oder Schwung zu holen, um sich aus eigener Kraft zurück zu drehen. In der Psychologie spricht man in solchen Fällen auch vom „sekundären Krankheitsgewinn“, das bedeutet, einige Menschen ziehen direkt oder indirekt Vorteile aus den Symptomen, weil sie diese (un-) bewusst als Ausrede zur Vermeidung für einige unangenehme Situationen nutzen.

Es liegt mir fern, mit diesem Buch über irgendjemanden zu richten, fasse also nichts als Anschuldigung auf, denn ich weiß ganz genau, wie schrecklich es sich anfühlt, wenn man das Gefühl hat, nicht vorwärts zu kommen. Egal aus welchen Gründen man drinsteckt- dieser Teufelskreis ist furchtbar! Allerdings liegt mir auch nichts ferner, als irgendetwas zu verharmlosen oder zu verschweigen, denn damit helfe ich ganz sicher niemandem, seinen Weg zu finden.

Nimm´ es mir also nicht übel, wenn du zu diesen Käferchen gehörst, aber ich muss dir unbedingt etwas sagen:


NICHTS UND NIEMAND AUSSER DIR SELBST WIRD DICH RETTEN!

Kein Arzt, kein Therapeut, kein Medikament, keine Therapie wird dir helfen, wenn du eines nicht mitbringst: deinen Willen!

Egal, wie lange die Angst schon eine zu große Rolle in deinem Leben spielt:

du kannst in jedem einzelnen verdammten Moment entscheiden, wie du ab jetzt damit umgehst!

Du kannst in jedem Moment deines Lebens entscheiden, dass du etwas ändern möchtest.

Es gibt nur einen Haken: du musst es auch tun!


Dabei kann und soll dir dieses Buch helfen! Ganz wichtig zum Umgang mit diesem Buch: Ablenkung kann dir in akuten Situationen und auf deinem Weg zu einem anderen Umgang mit Angst & Panik helfen, sorgt aber nicht dafür, dass die Angst „verschwindet“. […]

Im gesamten Buch kann es für dich zu Situationen kommen, in denen dich möglicherweise etwas triggert, deshalb warne ich an dieser Stelle vor. Ich werde Gefühle oder Situationen aufführen, die bei dir sofort körperliche Reaktionen auslösen können. Irgendwas ist halt immer, lässt sich nicht ganz vermeiden, aber im Großen und Ganzen weißt du vermutlich trotzdem, dass auch das dich weiterbringen kann, oder? Trotzdem an dieser Stelle ganz deutlich: Deine Angst tut dir nichts!

Um grundsätzlich entspannter zu werden und dafür zu sorgen, dass die Angst keine Übermacht mehr in deinem Leben hat, musst du sie in deinem Leben akzeptieren und verstehen, dass du sie nicht wegzaubern oder bekämpfen kannst. Nun lege dieses Buch nicht gleich beleidigt beiseite, auch wenn dir das im Moment noch nicht möglich erscheint.

Ja, das ist die Meisterklasse und es ist ein harter Weg dahin, begleitet von vielen Rückschlägen und Verzweiflungsmomenten. Damit die Angst nicht mehr über dein Leben bestimmt, musst du aber lernen, sie anzunehmen und auszuhalten, sie muss „durchrauschen können“, um wieder abzuebben und das gilt es auf lange Sicht zu verinnerlichen, als Basiswissen abzuspeichern, ob du das nun wahrhaben möchtest, oder nicht.

Mit jedem Mal, bei dem du dich der Angst stellst, sie sein lässt, ohne ihr deine vollkommene Aufmerksamkeit zu schenken und ohne zu kämpfen, wird sie an Macht verlieren.


Aber selbst wenn du eben noch nicht an diesem Punkt bist, hadere und schimpfe nicht mit dir, auch dann können dir die Tipps helfen, einen entspannteren Umgang mit der Angst zu erarbeiten und so mehr Lebensqualität zurück zu erlangen und dann wirst auch du stark genug werden, um dir den jeweils nächsten Schritt zuzutrauen.

Auf diesem deinem Weg, genau das zu lernen und dann zu können, haben Tipps zum Ablenken also durchaus ihre Berechtigung! Wenn man im Teufelskreis Angst & Panik feststeckt, befindet man sich irgendwann in einer Daueranspannung. Sich davon Auszeiten zu verschaffen sorgt dafür, dass der Akku sich wieder etwas aufladen kann. Außerdem ist es schlicht und ergreifend nicht sinnvoll, die Gedanken rund um die Uhr um die Angst kreisen zu lassen, weil man Gefahr läuft sich ungewollt hineinzusteigern und es mega anstrengend ist. Sammle deine Kräfte lieber zwischendurch, auch mit Hilfestellungen, um gestärkt in die „nächste Runde“ gehen zu können.

Das ist nicht zu verwechseln damit, dass man sich sehr wohl „sinnvoll“ mit der Angst beschäftigen sollte, denn das ist enorm wichtig, um konkret Hintergründe und Abläufe zu verstehen, sich Basiswissen zu erarbeiten und mit dessen Hilfe man (wieder) sicherer wird. […]

Jeder, der von Angst & Panik betroffen ist, möchte zunächst die Angst „loswerden“, endlich angstfrei sein oder gar die Angst besiegen, aber meiner Meinung nach geht es darum gar nicht: Die Angst ist lediglich das Mittel der Wahl deiner Seele, um dir zu zeigen, dass es einfach zu viel war!

Menschen,

die an Angst & Panik leiden

sind nicht schwach –

im Gegenteil,

sie mussten zu lange stark sein!


Vermutlich hat dir deine Seele schon im Vorfeld körperliche Signale gesendet (hier mal ein mulmiges Gefühl bei einer Entscheidung oder dort mal ein angespanntes Empfinden, weil du dich oder deine Werte „verraten“ hast?), die du vermutlich schlicht und ergreifend ignoriert hast, kann das sein? Natürlich nicht wissend, dass sich das Ganze summiert, aber wenn du ehrlich bist, erkennst du im Rückblick vermutlich auch das Eine oder Andere.

Angst, ob begründet oder nicht, folgt einem festgelegten Ablauf, darauf bin ich in meinem ersten Buch „Du bist so viel mehr als deine Angst“ bereits eingegangen, aber für diejenigen, die das Buch (noch) nicht gelesen haben, greife ich dieses essentiell wichtige Basiswissen an dieser Stelle noch einmal auf. Denn alles, was man zumindest vom Ablauf her versteht, dem kann man sich anders nähern oder eine Art Frieden damit schließen. Auch wenn wir uns sicher einig sind, dass sich eine Panikattacke verdammt furchtbar anfühlt, da gibt es kein Wenn und Aber. Und dann souffliert uns der kleine Gedankenteufel auch noch jedes verdammte, einzelne Mal: „Ohhh, diesmal ist es bestimmt anders, als bei den Malen zuvor, nun passiert mir wirklich was...!“, nicht wahr?

Das macht es natürlich nicht einfacher. Dennoch kann man das Vertrauen in den eigenen Körper und das eigene Kopfkino eben doch wieder erlernen und sich so Stück für Stück sein Leben zurückholen.

Dafür braucht man die Gewissheit, dass – egal wie furchtbar es sich dieses Mal wieder anfühlt – unsere übereifrigen Gedankenscheißerchen uns auch diesmal „nur“ in ihre „da-geht-doch-noch-was-Challenge“ hineinziehen wollen und Szenarien entwerfen, die wir nicht (!) glauben sollten.

Vom körperlichen Emotionslevel her,

ist eine Panikattacke zu vergleichen mit Ekstase

oder gar höchster Erregung.

Sie wird nur durch unsere Bewertung / Verknüpfung

aber komplett anders „eingeordnet“.



Deshalb nochmal in Kürze, was eigentlich in und mit dir passiert, wenn du eine Panikattacke hast:

Bei einer Panikattacke durchlebt man, obwohl keine reale Gefahr besteht, Todesangst. Hinzu kommt, dass wir Panikler die dabei auftretenden körperlichen Symptome auch noch innerhalb von Sekunden leider über- und vollkommen falsch bewerten. Panikattacken dauern meist zwischen 15, 20 bis 30 Minuten, selten etwas länger. Der Höhepunkt ist meist nach ca. 10 bis 15 Minuten erreicht. (In seltenen Fällen kann es auch noch länger andauern, das sind dann aber eher Angstphasen und nicht die klassischen Attacken).

Wenn du eine Panikattacke hast, schreit dein Körperprogramm: „Flucht und Überleben sichern!“ Das ist abgespeichert im limbischen System, einem Teil unseres Gehirns. Es steuert unterschiedlichste Gefühle und Empfindungen wie Liebe, Angst oder Hass. Außerdem ist es für unser Gedächtnis zuständig.



Vom körperlichen Emotionslevel her, ist eine Panikattacke zu vergleichen mit Ekstase  oder gar höchster ErregungVom körperlichen Emotionslevel her,  ist eine Panikattacke zu vergleichen mit Ekstase oder gar höchster Erregung




Wenn wir in Panik geraten, aktiviert ein kleiner Teil des limbischen Systems, der sogenannte „Mandelkern“ genau die Körperregionen, die uns bei unserer Flucht helfen sollen und der vollautomatische Ablauf der Angstkurve (Bild dazu folgt im Buch) beginnt.

Es gibt zu Beginn einen Reiz, der alles in Gang setzt. Das kann z.B. ein unbewusster (Stress-) Gedanke sein oder ein Geruch/Geräusch/Anblick, etwas, das eine (eventuell auch unbewusste, unschöne) Erinnerung hervorruft. Dieser Reiz wird ans Gehirn geleitet und dort interpretiert die Großhirnrinde dann die Wahrnehmung anhand vergangener Erfahrungen. Kommt es deshalb zur Schlussfolgerung, das Gefahr droht, beginnt der fest programmierte Ablauf: bestimmte Bereiche des limbischen Systems sorgen dafür, dass der Hypothalamus die entsprechenden körperlichen Reaktionen anzettelt.

Bei einigen schlägt das Herz schneller um den Körper mit mehr Sauerstoff für die Flucht/den Kampf zu versorgen, dabei wird die Atmung oft flacher. Als Panikler bemerkst du dann Herzrasen und Enge in der Brust. (Gut an der Geschichte mit dem Herzrasen ist übrigens, dass wenn dein Blutdruck dadurch steigt, ist das ein guter Schutz davor, ohnmächtig zu werden, was so viele Panikler befürchten.) Manche erzählen auch, dass sie schlecht Luft bekommen, dies ist ganz oft ganz „banal“ damit zu erklären, dass wir im ersten Schockmoment dazu neigen, die Luft anzuhalten und das sorgt sofort zu einer Anspannung beim Atmen (im Kapitel „Atmen“ schreibe ich dazu noch ausführlicher etwas). Um eine notwendige Flucht vorzubereiten, entzieht der Körper einigen Körperregionen Blut, um es dem Bewegungsapparat zur Verfügung zu stellen. Deshalb bekommt man tatsächlich z.B. kalte Hände, oder es wird einem schummrig.

Dieses ganze Programm wird durch Hormonausschüttung abgespielt. Der Körper kann einen so hohen Anspannungslevel aber nicht lange halten, deshalb entlädt sich das Ganze dann irgendwann beispielsweise mit einem zittrigen Gefühl, wenn die Anspannung nachlässt.

Selbst dann denken Panikler oft noch, ihre Beine würden nachgeben oder sie würden in Ohnmacht fallen.

Auch wenn du meinst, jeder müsste dir das Zittern, die Unsicherheit oder die Verwirrung ansehen- glaube mir, das ist total unwahrscheinlich! Höchstens selbst Betroffene könnten das bei genauer Betrachtung vermuten, aber die Menschen sind so mit sich selbst beschäftigt, dass das sehr unwahrscheinlich ist. Nur wenn man besonders achtsam die Mitmenschen in seiner Umgebung scannt, kann man bemerken, dass jemand auf einmal beginnt unruhig in seiner Tasche zu kramen oder hektisch hin und her blickt, was dann ja auch noch unterschiedliche Hintergründe haben kann. Im Falle eines Falles, dass jemand dir tatsächlich deine Unruhe anmerkt, würdest du von anderen Betroffenen definitiv Hilfe bekommen, nur mal zu Beruhigung.

Immer wieder bekomme ich zu hören (und hatte diese Angst auch), dass die Momente, in denen man das Gefühl hat „im falschen Film“ zu sein, ein Zeichen dafür sein könnten, dass wir den Verstand verlieren, verrückt werden. Dieses Empfinden, das Gefühl sich aus heiterem Himmel „neben sich stehend zu fühlen“ ist lediglich ein Ausdruck der Schockreaktion, die auftritt, wenn unser Gehirn binnen Sekunden falsche und alarmierende Schlüsse zieht. Du wirst durch Panikattacken nicht verrückt.

Ja, sie sind furchtbar!
Aber sie ist absolut nicht gefährlich für dich!
Keine deiner Befürchtungen wird sich aufgrund einer Panikattacke bewahrheiten.

Da war ein eigentlich ziemlich pfiffiges IT-Gen am Werk: denn der Körper spielt dieses Programm evolutionstechnisch ausgesprochen klug programmiert ab, um uns bei einer Flucht oder einem Kampf zu helfen. Ergo wäre es ja wohl ziemlich dusselig, wenn er uns dann in so einer Situation außer Gefecht setzt, oder?

Wie und wann Panikattacken oder Angstzustände dich erwischen können, hat immer etwas mit deinem aktuellen „Trainingsstand“ und deinem Stresslevel zu tun. Daraus ergibt sich übrigens auch, wie heftig es dich erwischt, auch in Abhängigkeit des ersten Reizes:

War dein bisheriger Tag für deine Verhältnisse eher entspannt und du kommst dann in eine Situation, in der sich dein System auf einmal erinnert, dass in einer ähnlichen Situation in der Vergangenheit, genau hier das Panikprogramm abgespielt wurde, fühlst du dich vielleicht ein wenig unwohl (weil du dran gedacht hast), aber es kommt gar nicht unbedingt zu einer Angstattacke.


Chris Gust: Wie Du Deiner Angst den Schrecken nimmst
© Chris Gust


Same place, aber ein fies anstrengender Tag liegt hinter dir: dein Kopfkino hat sich schon den ganzen Tag selbst übertroffen, du hattest noch unangenehme Situationen, die dich gestresst haben oder Auseinandersetzungen, in denen du dich nicht gut gefühlt hast, dann: ...auf sie mit Gebrüll!

Bei Menschen, die auf Stress anders als wir Panikler reagieren, würden dann z.B. Kopf- oder Bauchschmerzen auf einmal deutlich spürbar.

Mache dir immer wieder und wieder klar, dass dir bei einer Panikattacke „nichts“ passiert, zumindest nicht das, was du befürchtest. Was du fühlst, sind „nur“ Empfindungen, die bei diesem Ablauf vollkommen normal sind, sie gehen vorbei. Ja, jedes Mal wieder gehen sie vorbei. Du kannst das lernen und dann wird es immer leichter, im entsprechenden Moment fast schon relaxed zu sagen: „Hej ok, fühlt sich an wie der Beginn einer Panikattacke, na denn, ich weiß ja, dass es gleich auch wieder vorbei ist.“

Fühle bei den Tipps in diesem Buch in dich hinein, probiere Dinge immer auf dich persönlich zugeschnitten aus: variiere die Übungen, wenn dir etwas dazu einfällt, was dir besser gefällt, dann hast du eine gute Basis, um einen anderen Umgang mit der Angst zu erlernen und zu verinnerlichen.

Je länger du schon davon betroffen bist, umso mehr Geduld wirst du vielleicht brauchen, um aus dem Teufelskreis auszusteigen, aber es ist möglich! Wahrscheinlich traust du dir das in diesem Moment noch nicht zu, das hat damit zu tun, dass wir Panikler uns wie Versager fühlen, weil wir in ganz banalen Situationen Angst bekommen und unser Selbstbewusstsein mit jeder Panikattacke weiter schwindet. Ganz zu schweigen davon, wie sehr wir auf uns selbst rumhacken, anstatt uns liebevoll zu unterstützen. Aber es geht, du kannst das!

Bevor ich dir gleich ein paar allererste Tipps gebe, (die du auch auf der Seite von „Mutruf“ immer finden kannst, wenn du unterwegs bist und vielleicht nicht daran gedacht hast, dieses Buch mitzunehmen,) möchte ich dir noch ein „Geheimnis“ verraten, was meiner Meinung nach noch nicht ausreichend in einen Zusammenhang gesetzt wird:

Viele Menschen, die an Angst und Panik leiden, verstehen sich und die Welt nicht mehr, weil sie doch eigentlich lebensfrohe und in vielen Lebensbereichen sogar äußerst selbstbewusste Menschen sind (ja, das sind sie trotz einer Angststörung!) und sich dann auf einmal nicht wiedererkennen.

Für mich passte das nie richtig zusammen. Klar, ich verstehe meine Muster und Prägungen schon seit langer Zeit, aber mir fiel es erst bei den ganzen Menschen, die mich kontaktieren irgendwann auf, wie viele von ihnen einfach kein soziales Sicherheitsnetz haben!

Nicht ohne Grund treten erste Panikattacken oft nach dem Verlust eines geliebten Menschen, einer Trennung oder Stress in einer Freundschaft auf.


In ganz, ganz vielen Fällen sind diese Menschen „haltlos“

Will sagen: sie haben keinen ausreichenden Halt von Familie, Freunden oder in der Partnerschaft, sind „gemeinsam einsam“ oder haben schlichtweg niemanden, der bedingungslos für sie da ist. Mit den meist übersteigerten Perfektionsansprüchen, um ja dazu zu gehören oder gemocht zu werden, verbiegen wir uns dann oft zusätzlich, das geht natürlich erst recht nach hinten los.

Meiner Meinung nach ist diese Einsamkeit, die Haltlosigkeit, einer der Hauptaspekte, dass Menschen von einer Angststörung so umgeworfen werden können!

Das bedeutet nicht, dass Menschen, die gut in soziale Strukturen eingebunden sind, nicht auch eine Angststörung haben können, aber der Verlauf ist meiner Erfahrung nach eben oft vollkommen anders, wenn da jemand ist, der einen bedingungslos annimmt und auffängt. Schon die Klarheit darüber, dass das eine sehr große Rolle spielen kann, wird in vielen Fällen schon weiterhelfen, steht doch eine Erleichterung dahinter, eine mögliche Ursache, an der man sehr wohl arbeiten kann. Deshalb ist Aufklärung über diesen Zusammenhang von Haltlosigkeit und Angststörungen, meiner Meinung nach, ein absolutes „Muss“!

Ärzte, Berater, Therapeuten sollten den Menschen, die von Angst & Panik betroffen sind, mit als allererstes empfehlen, sich damit auseinanderzusetzen, was Einsamkeit mit uns machen kann und wie wir etwas dagegen tun können.

Menschen müssen den Halt in sich selbst finden, denn nicht jeder hat das Glück, in einer tragenden Gemeinschaft zu sein, schon klar. Also sollte doch, bevor diese Betroffenen beispielsweise einfach so Tabletten verschrieben bekommen, zuerst daran gearbeitet werden, dass sie erkennen, was diese Art Isolation oder Einsamkeit (zusätzlich) mit uns macht.

In einem Sportverein, bei einem beliebigen Kurs (natürlich ehrlich den eigenen Interessen entsprechend), trifft man auf Gleichgesinnte und kann sich austauschen, hat Zeiten, in denen man dazu gehört und vielleicht ergibt sich sogar mehr und langfristig.

Mit dieser Information können Betroffene sich ganz gezielt als „Therapie“ beispielsweise für andere engagieren und schlagen dabei im Idealfall mehrere Fliegen mit einer Klappe! Sie sind nicht mehr nur auf sich konzentriert, tun etwas wirklich Gutes und kommen wieder in Kontakt mit Menschen, die das Herz auf dem richtigen Fleck haben. Die Soziotherapie arbeitet in diese Richtung, aber leider als eigene Therapieform, von der nicht einmal je alle Betroffenen erfahren, dass es sie gibt und auch nicht mit dem Augenmerk darauf, wie essentiell diese Haltlosigkeit für viele von uns ist. Natürlich fühlen wir uns in Gesellschaft wohler, und die Soziotherapie zeigt gute Möglichkeiten auf, mit anderen wieder in Kontakt zu kommen. Sie sollte deshalb unbedingt am Anfang jeglicher Beratung/ Therapie bei Angststörungen als „Basisbehandlung“ stehen und auch in allen anderen Therapieformen fester Bestandteil sein.

Zur Zeit sind leider viele Betroffene nicht in der Lage, so eine Therapie zu machen (manche warten sowieso schon jahrelang auf einen Therapieplatz, einige können aufgrund ihrer Angst nicht das Haus verlassen oder andere Umstände verhindern den Zugang hierzu), das heißt: das Wissen um die Einsamkeit/Isolation, muss auch so zu den Betroffenen kommen.

Literatur, Berichterstattungen, Selbsthilfegruppen, Ärzte und Therapeuten sollten den Betroffenen Hilfsmittel an die Hand geben, etwas gegen Einsamkeit (eigenes Kapitel) und die daraus resultierende Haltlosigkeit zu tun.

Um den Halt in sich selbst zu finden, gilt es sich intensiv mit den Themen Selbstliebe und Akzeptanz zu beschäftigen: mit ihrer Hilfe kann man sehr gut (Schritt für Schritt) einen anderen Umgang mit sich und der Angststörung erreichen.

Anfangen solltest du damit jetzt! Behandle dich selbst bitte ab sofort genau so, wie du es verdienst: du bist nämlich der wichtigste Mensch in deinem Leben!

Wenn es dir noch zu schwer fällt, stelle dir vor, was du einer*m Freund*in raten würdest, wie du mit ihr*ihm sprechen würdest und genau das tust du bitte ab sofort mit dir. […]

Es wäre schön, wenn ich dir etwas Mut machen konnte, denn dafür setze ich mich mit jeder Faser ein…

♡ with love. always. ♡

C H R I S


Bitte unterstützt Eure:n Buchhändler:innen vor Ort

Think global, buy local.

„Wie du deiner Angst den Schrecken nimmst“ ist erschienen im MAIN Verlag, Antheum Spirit 

ISBN: 978-3-95949-444-1



Chris Gust

Chris Gust
© Chris Gust
Aufgewachsen in einer niedersächsischen Kleinstadt zog es CHRIS GUST schon immer nach Hamburg, der Heimatstadt ihrer Eltern. Sie sieht Hamburg mit allen kulturellen Möglichkeiten und dem ganz besonderen hanseatischen Charme, der meist alles andere als "steif" ist, als "ihre" Stadt an und lebte einige Jahre mittendrin.

Mittlerweile lebt und arbeitet sie im nördlichen Speckmantel von Hamburg, weil sie die Natur und Ruhe zum Atmen und Arbeiten ebenso braucht, wie die Möglichkeiten in und die Nähe zur Stadt. Inzwischen mit tiefem Vertrauen darauf, dass sich im Leben alles fügt, plant und organisiert sie hier alles rund um ihr großes Ziel: Niemand soll sich mehr schämen müssen, wenn er an einer Angststörung leidet. meinen Seiten (www.chris-heart.de) und der Seite von „Mutruf“ – einander Halt geben e.V., dem Telefondienst für Panikler, noch weitere Infos und Verlinkungen finden. (www.mutruf.de)


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