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Die zwei Seiten der Trauer-Medaille


von Hendrik Lind

Wie so vieles im Leben hat auch die Trauer zwei Seiten der Medaille.

Die eine ist so offensichtlich: sie kommt oft plötzlich und unerwartet, vor allem aber unwillkommen. Sie bringt seelischen Schmerz mit sich. Und Vermissen. Kopf und Herz wissen nicht, was sie mit sich anfangen sollen. Gott-Zweifel und Gefühle der Ungerechtigkeit werden oftmals täglicher Begleiter. Verlorenheit. Sprachlosigkeit. Und noch mehr seelischer Schmerz.

Doch auch die Trauer-Medaille hat diese andere Seite. Eine Seite, der tatsächlich Positives abzugewinnen ist. Um Trauer in eine positive Kraft zu lenken, ist es notwendig zu akzeptieren, dass sich etwas verwandelt oder verwandelt hat. Zu dieser Verwandlung gehört die Akzeptanz, dass die alte Form unwiederbringbar verloren ist. Dann kann eine neue Form geschaffen werden, die mit Leben gefüllt wird und die einen Platz im zukünftigen Leben hat.

Die zwei Seiten der Trauer-Medaille
© benwhitephotography/unsplash

In unserer Kultur in Deutschland haben wir im letzten Jahrhundert zwei Weltkriege gesehen. Unsere Eltern und Großeltern haben so sehr viel Tod gesehen, dass es irgendwann hieß: weggucken! Und das ist nun über Jahrzehnte unsere Trauerkultur: Möglichst nicht hinsehen, möglichst verdrängen und ausblenden. Ist ein Freund oder Bekannter von einer Trauersituation betroffen, wissen wir meist nicht, wie wir reagieren sollen. Wie oft haben wir gehört, dass Menschen die Straßenseite wechseln, wenn ihnen ein trauernder Bekannter entgegen kommt. Doch: Wie soll es auch anders sein? Wir haben es ja nicht gelernt, hinzusehen... Der Trauernde selbst verliert so nicht nur einen geliebten Menschen, sondern oftmals das halbe soziale Umfeld noch dazu. Der Tod macht also nicht nur traurig, sondern auch einsam. Puh…

Doch es bewegt sich etwas; die Trauer darf leben! Neben vielen Hilfe- und Austausch-Anlaufstellen entstehen viele emotionale Dienstleistungen und Produkte, die helfen zu wandeln, die helfen zu integrieren. Auch wir durften durch unsere 7jährige Arbeit mit mapapu erfahren, welche Bedürfnisse von Trauernden die sind, die meist unerfüllt bleiben. Als Resultat bringen wir im September die weltweit erste Trostpartner-Vermittlung online (www.trosthelden.de). Wir bringen diejenigen Trauernden zusammen, die die gleiche Trauersprache sprechen. Vollkommenes Verständnis zwischen Trostpartnern ist unsere Maxime. Dazu fällt mir ein Zitat aus der TV-Serie Locke & Key ein:

„Ich weiß aus erster Hand, dass die Trauer niemals kleiner wird. Angesichts dieser Tatsache musst DU an ihr wachsen. Und der beste Weg dahin ist, man muss sich öffnen. Für neue Menschen.“


Doch es bewegt sich etwas; die Trauer darf leben!
© marcojodoin/unsplash


Doch was ist denn jetzt diese andere Seite der Medaille?

Wenn ein neuer Umgang mit der Trauer gelebt werden kann und der Verstorbene bzw. die Erinnerung an ihn in das Leben integriert werden kann, dann gehen Trauer und eine Mischung aus Liebe und Dankbarkeit Hand in Hand. Es ist die Dankbarkeit, dass die/der geliebte Verstorbene im eigenen Leben war, wenn auch eventuell viel zu kurz. Eine traurige Schönheit oder besser: eine schöne Traurigkeit. Alte persönliche Werte bekommen einen neuen Glanz und neue Kraft – oder es entstehen ganz neue Werte. Aller unnötiger Schnickschnack und die Zerstreuung verlieren an Reiz und werden ausgemistet. Das Leben wird entschlackt. Eigene große Ziele und der Sinn des Lebens werden klarer und der Weg dorthin effizienter genommen. So oft haben wir von Trauernden, die sich gewagt haben, eine „gute Trauer“ zu leben, gehört, dass sie reich und vielschichtig beschenkt wurden.

Fast alles in unserem Leben hat zwei Seiten. Oftmals ist es nur sehr schwer, die Rückseite der Medaille zu sehen, da die Vorderseite so schockierend im Bann hält (ob positiv oder negativ). Was den Umgang mit der Trauer angeht, so sind wir in Europa auf einem guten Wege. Vielleicht haben wir auch irgendwann einen nationalen Feiertag wie den „dia de los muertos“, an dem die geliebten Verstorbenen gefeiert werden! Gefeiert, da sie in unserem Leben waren. Gefeiert, da sie uns eine Zeit lang das Leben versüßt haben. Gefeiert, da sie uns vielleicht sogar das Leben geschent haben.



Hendrik Lind
© Hendrik Lind
Hendrik Lind,
1972 in Mannheim geboren. Diplom-Kaufmann (FH). Verheiratet mit Jennifer Arndt-Lind, Vater von 4 Kindern. Seit 2013 Geschäftsführer der mapapu* GbR. Zuvor u.a. Vertriebsleiter für Erneuerbare Energien. Bei TrostHelden Initiator und Geschäftsführer.

www.trosthelden.de
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