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Prof. Gerald Hüther im Interview: "Kinder brauchen uns, nicht unsere Geschenke"



Leuchtende Kinderaugen, tiefes Glück und Verbundenheit – ist es das, was uns beim Schenken so gut gefällt? Woher wissen wir, was unsere Kinder wirklich brauchen und welches Geschenk sie sogar ein Leben lang begleiten kann? Als führende Entwicklungsforscher und Bildungsexperten laden Gerald Hüther und André Stern in Ihrem neuen Buch "Was schenken wir unseren Kindern" zum Umdenken ein: Die meisten Geschenke sind nichts anderes als fragwürdige Verführungen. Sie rauben Kindern die Kraft, die in ihnen angelegten Talente und Begabungen zu entfalten und ihr Leben selbständig und eigenverantwortlich zu gestalten. "Um zu lernen, wie das Leben geht, brauchen Kinder uns, nicht unsere Geschenke," meint Gerad Hüther auch im nachfolgenden Interview.


Prof. Gerald Hüther
© Josef Fischnaller

Prof.Gerald Hüther im LEBE-LIEBE-LACHE Interview mit Annette Maria Böhm



LEBE-LIEBE-LACHE: Weihnachten ist das Fest der Liebe, Geborgenheit und Familie. Stehen hier die Geschenke zu sehr im Vordergrund?

GERALD HÜTHER: Vor allem ist Weihnachten ja ein Fest der großen Erwartungen und der Hoffnung. Gottes Sohn wird uns geschenkt, viele gehen in die Kirche und schauen sich das Krippenspiel an.Am Abend kommen Familien und Freude zusammen, es wird gemeinsam gegessen, miteinander geredet, und dann werden die Geschenke ausgepackt. Es soll ein besonders schöner und besinnlicher Abend miteinander werden. Das ist die Erwartung. Die erfüllt sich nicht immer, viele bleiben auch allein, manche Geschenke kommen nicht so gut an, bisweilen gibt es gar Streit.

Große Erwartungen haben auch all jene, die möglichst viel an all dem Weihnachtsrummel und den Geschenken verdienen wollen. Die fangen jetzt schon an, sich darauf vorzubereiten. Jedes Jahr etwas früher und in jedem Jahr mit noch mehr und noch besseren Angeboten drängen sie sich in den Vordergrund. Und solange es ihnen gelingt, genügend Kunden für die von ihnen feilgebotenen Geschenke zu finden, werden die Gewinnerwartungen nicht enttäuscht. So wird das Fest der Liebe von Jahr zu Jahr mehr zu einem Fest derjenigen, die sich auch wirklich, darum kümmern, dass sich ihre Erwartungen erfüllen.


Was schenken wir unseren Kindern? Eine Entscheidungshilfe
Gerald Hüther (Autor)
,
André Stern (Autor)
Was schenken wir unseren Kindern?
Eine Entscheidungshilfe


LEBE-LIEBE-LACHE: Gibt es Geschenke, die Kinder davor bewahren sich verführen zu lassen?

GERALD HÜTHER: Wichtig ist ja zunächst die Einsicht, dass es Menschen gibt, die ein Interesse daran haben, Kinder für ihre Zwecke und Absichten zu verführen. Manchmal sind das die Schenkenden selbst, häufiger aber sind es diejenigen, die all die vielen Wünsche wecken, die Kinder und Jugendliche, oft auch noch Erwachsene dann auf ihre Wunschzettel schreiben. Wer eine andere Person in dieser Weise manipuliert, um seine eigenen Absichten zu verfolgen, ist ein Verführer. Je unglücklicher, unzufriedener und bedürftiger jemand ist, desto leichter ist er oder sie dann auch verführbar. Also wäre es gut, Kindern etwas zu schenken, was sie nicht nur für einen Moment, sondern tief in ihrem Herzen glücklich macht. Das sind nie materielle Geschenke. Das sind gemeinsam verbrachte Zeit, Zuneigung, Anerkennung, also Gelegenheiten für wirkliche Begegnung und gemeinsames Erleben. Alles, was einem Kind hilft, sich so, wie es ist, geliebt, anerkannt und wertgeschätzt zu erleben, ist ein Geschenk, das es vor Verführungen aller Art schützt.



LEBE-LIEBE-LACHE: Warum erwarten wir immer noch (unbewusst) das unsere Kinder die eigenen Wünsche und Träume umsetzen...?

GERALD HÜTHER: Eigentlich ist das ja eine verstehbare Erwartung. Jedenfalls all jener Eltern denen es versagt geblieben ist, ihre Wünsche und Träume zu verwirklichen. Ihr Kind, so hoffen sie und sind bisweilen auch sehr viel dafür zu tun bereit, könnte es mit ihrer Unterstützung schaffen, die berühmte Eiskunstläuferin, der herausragende Wissenschaftler, die erfolgreiche Geigerin zu werden, die sie selbst so gern geworden wären. Kinder, die bei solchen Eltern aufwachsen, haben es schwer. Sie spüren, dass sie nicht deshalb geliebt werden, weil sie so sind, wie sie sind, sondern erst dann, wenn sie sich anstrengen, das zu werden, was ihre Eltern sich wünschen.

 

LEBE-LIEBE-LACHE: Gibt es auch Geschenk-Momente in denen man mal etwas großzügiger sein darf? Wenn zum Beispiel die Oma dem Kind einen kleinen Herzenswunsch erfüllt, den die Eltern nicht bezahlt hätten?

GERALD HÜTHER: Ich würde mir als Opa dabei nur sehr genau überlegen, wie ich es verhindern kann, ein Opa zu werden, der immer dann von seinen dem Enkelkindern besucht, angefragt und nett behandelt wird, wenn wieder einmal ein weiterer Herzenswunsch erfüllt werden soll.



LEBE-LIEBE-LACHE: Was bedeutet es für ein Kind bedingungslos geliebt zu werden?

GERALD HÜTHER: So ganz einfach ist das mit der bedingungslosen Liebe ja nicht. Es würde ja bedeuten, sein Kind um seiner selbst Willen zu lieben. Einfach nur deshalb, weil es da ist. Ohne von ihm etwas zu erwarten, ohne es zu bewerten, ohne sich vorzustellen, was aus ihm einmal werden soll. Manche Eltern und häufiger die Großeltern können das. Dann hat das Kind das Gefühl, dass es genau so, wie es ist, richtig ist. Dass es sich nicht anstrengen und etwas leisten muss, um geliebt zu werden. Mit dieser Erfahrung werden aber die wenigsten Kinder gegenwärtig groß. Die strengen sich dann auch noch später als Erwachsene ständig an, um möglichst viel Anerkennung in den Augen anderer zu finden.

 

LEBE-LIEBE-LACHE: An welches Geschenk, das Sie in Ihrer Kindheit erhalten haben, erinnern Sie sich heute noch gern zurück?

GERALD HÜTHER: Wie die meisten Kinder war ich morgens immer schon wach, wenn meine Eltern noch schliefen. Mein Großvater war auch so ein Frühaufsteher und hatte sich in der Küche schon seine Brotsuppe zubereitet, gesüßter Malzkaffee mit Brotwürfeln. Ich durfte dann auf seinem Schoß klettern und wir haben diese Brotsuppe gemeinsam gegessen. Das war ein wunderbares Geschenk, an das ich mich noch heute sehr gern erinnere.



Gerald Hüther ist einer der bekanntesten Hirnforscher Deutschlands. Er hat zahlreiche Bestseller über Entwicklung und Potentialentfaltung geschrieben, hält Vorträge, berät Politiker und Unternehmen und ist häufiger Gesprächsgast in Rundfunk und Fernsehen. 2016 gründete er die Akademie für Potentialentfaltung. Er versteht sich als Brückenbauer zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher bzw. individueller Lebenspraxis. Mehr über Gerald Hüther erfahren Sie unter www.gerald-huether.de.

André Stern
, Sohn des Forschers und Pädagogen Arno Stern, in Paris geboren und aufgewachsen, Musiker und Bestsellerautor, ist ein international gefragter Referent. Er leitet das Institut Arno Stern und ist einer der Protagonisten in Erwin Wagenhofers Film »Alphabet«. Mehr über André Stern erfahren Sie unter www.andrestern.com.


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