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Wie uns indische Gottheiten helfen können, unsere Gefühle zu leben


von Tanja Seehofer

Am liebsten würden wir nur aus guten Gefühlen bestehen. Wenn das nicht gelingt, kritisieren wir uns dafür. Frieden in uns selbst finden wir allerdings nur, wenn wir erkennen, dass auch Ungeduld, Jähzorn, Angst, Gier oder Neid zum Leben gehören. Weitergefasst und größer gedacht können wir unsere Gefühle dann sogar als etwas Göttliches erkennen und erfahren. Deshalb ordnet die indische Philosophie die wichtigsten Gefühle indischen Gottheiten zu.

Wir möchten immer glücklich, gut gelaunt und liebenswert sein. Wir möchten weniger ängstlich, wütend oder eifersüchtig sein. Viel zu selten erkennen wir, dass das gesamte Spektrum unserer Gefühle zum Leben dazugehört. Der Yoga geht auch davon aus, dass das Wechselspiel zwischen hell und dunkel, positiv und negativ erst die Existenz des Lebens bedingt. Sind wir uns dieses Wechselspiels bewusst, betrachten wir das Leben nicht mehr als widersprüchlich. Wir erkennen, dass wir unsere Gefühle nicht länger unterdrücken brauchen und sie auch kein Hindernis auf unserem spirituellen Weg sind.


Unwissenheit überwinden

In der Bhagavad Gita erscheint der Gott Krishna seinem Schüler Arjuna als Wagenlenker und lehrt ihn den Weg des Yoga, der darauf abzielt, die Schwelle der Unwissenheit zu übertreten und den Schleier der Trennung ganz bewusst zu lüften, um zu erkennen, dass unser innerstes Wesen tiefer Frieden ist. Körperübungen, Meditation und Atemübungen sorgen dafür, dass wir unseren Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen nicht vollkommen ausgeliefert sind. Solche Übungen führen den Geist in die Stille und machen es uns möglich, unser wahres göttliches Wesen zu erkennen.

So wie Krishna dem Krieger Arjuna zur Seite steht, so können die verschiedenen Götter uns übrigens auch zur Seite stehen. Ein Meister hat einmal gesagt, dass die Götter nur darauf warten, dass wir sie um Hilfe rufen! Ich persönlich bin dieser Aufforderung gefolgt und beziehe die Gottheiten deshalb in meine Yogapraxis mit ein. Im Schutz der Götter ist es leichter, sich den eigenen negativen und belastenden Gefühlen zuzuwenden, sie anzunehmen und dann aufzulösen.


Die Götter um Hilfe bitten

Wenn wir die Gefühle in einem Ritual anbeten, ein Mantra rezitieren oder eine Gottheit visualisieren, richten wir unseren Geist automatisch auf das Göttliche aus und können uns so von den Ketten unseres eigenen Karmas befreien. Es heißt, dass wir uns so mit den Gottheiten verbinden und sie uns darin unterstützen, uns von negativen Gefühlen wie Wut, Hass, Angst und Scham zu befreien, und sie in positive Gefühle wie Liebe und Freude zu transformieren.

Egal ob Krishna, Saraswati, Ganesha oder Lakshmi – wer die Götter um Rat bittet, der weiß, wie gut es tut, wenn sie einen Menschen mit ihren Kräften unterstützen:


Vishnu – der Bewahrer

Vishnu, der Gott, der alles durchdringt, gilt als die vielschichtigste Gottheit. Bereits in den Veden wird Vishnu als Gott des Lichts, der Sonne oder des unendlichen Raums beschrieben. Vishnu steht für Mitgefühl, Allwissenheit, Macht und Lebenskraft. Eine Herzmeditation oder ein meditatives Morgenritual mit Vishnu fördert das Mitgefühl und befreit von Engstirnigkeit und Groll.


Brahma – der Schöpfer

Brahma ist der Schöpfergott, der dem Mythos zufolge aus einem Ei oder einem Lotus schlüpfte und danach in seinen Gedanken die Welt erschuf. Weil Brahma hauptsächlich Pranayama übt und über die Welt meditiert, heißt es auch, dass die ganze Schöpfung ein Traum von Brahma ist. Über das Muladhara- oder Wurzelchakra können wir uns mit der Energie Brahmas verbinden. Es liegt am unteren Ende der Wirbelsäule und steht für die Qualitäten Kreativität, Urvertrauen und Lebenswille.

Shiva – der Zerstörer
© kellepics/pixabay

Shiva – der Zerstörer

Neben Vishnu und Brahma gehört Shiva zu den Hauptgöttern der hinduistischen Götter-Trinität. Ohne ihn kann kein neuer Schöpfungszyklus beginnen. Shivas Kraft ist jene pure Lebenskraft, die Altes transformieren kann. Wenn Sie sich bewusst machen wollen, dass nichts beständig ist, können Sie Shiva mit Ritualen und Meditationen bitten, den Weg für Neues freizumachen.


Lakshmi – die Göttin der Fülle

Als Göttin der Fruchtbarkeit und der Gesundheit steht Lakshmi für die Fülle des Seins auf allen Ebenen. Sie repräsentiert die Schönheit, das Glück und den Reichtum sowie die göttliche Fülle. Lakshmi kann Sie mit herzöffnenden Meditationen und Atemübungen darin unterstützen, Ihre Herzqualitäten zu erweitern und das Licht in Ihrem Herzen in die Welt hinauszuschicken, damit mehr Menschen die Energie des Mitgefühls und des Glücks empfangen.


Parvati – die Göttin der Liebe, Hingabe und Fruchtbarkeit

Die Gattin Shivas ist die schillerndste „Persönlichkeit“ unter den Göttinnen. Die Hauptqualitäten von Parvati sind Liebe, Hingabe, Sanftmut, Güte und Sexualität. Parvati kann Sie mit Meditationen zur Aktivierung des Sakralchakras darin unterstützen, Ihr Selbstvertrauen zu stärken, ihre Hingabequalitäten zu erweitern, Ihre Treue zu vertiefen und Ihre spirituelle Kraft zu vertiefen.


Kali – die Göttin des Todes

Kalis Zerstörungskraft macht sie nicht nur zu einer Todesgöttin, sondern sie ist auch die Beschützerin der Menschen. Ihre Energie zerstört die Dämonen und sorgt für die Auflösung des Universums. Doch darin liegen Neubeginn, Transformation und Erlösung. Wann immer Sie sich von einer alten Gewohnheit, einem negativen Umstand oder einer schwierigen Emotion lösen möchten, so kann Kali Sie darin unterstützen.


Saraswati – Die Göttin der Weisheit

Saraswati ist die Gemahlin Brahmas und die Göttin für Kunst und Musik sowie die Mutter der Schöpfung. Das freie Fließen von Bewusstsein und Wissen sowie ihre Kunst der Sprache machen Saraswati zu einer Göttin der Kreativität und höchster Weisheit. Saraswati kann Sie darin unterstützen, klarer in Ihrer Ausdruckskraft zu werden, wenn Sie sich bei Ihren Übungen auf Vishudda, das Halschakra konzentrieren, das Kommunikation und Sprache regiert.


Hanuman – Der Sohn des Winds

Hanuman gehört wie Ganesha zu den Göttern, die halb Mensch halb Tier sind. Er kann fliegen und jede Gestalt annehmen, doch er kennt seine Fähigkeiten nicht und symbolisiert damit das noch nicht geweckte Bewusstsein über das eigene Potenzial, das auch im Menschen schlummert. Hanuman verbindet uns mit Prana, der kosmischen Lebensenergie. Deshalb ist es besonders hilfreich, vor der Meditation eine Atemübung zu machen, wie zum Beispiel Kapalabhati.

Ganesha – der Zerstörer der Hindernisse
© TheDigitalArtist/pixabay

Ganesha – der Zerstörer der Hindernisse

Um den beliebten, elefantenköpfigen Gott ranken sich in Indien viele Mythen. Für die Inder ist er ein großer Glücksbringer und wird als etwas beleibter Gott dargestellt, der Wohlstand und Fülle repräsentiert. Er vereint Weisheit und Spiritualität, aber auch Genuss und Lebensfreude. Ganesha liebt das Sinnliche und Sie werden Ihn erfreuen, wenn Sie Ihren Meditationsplatz mit roten Tüchern oder roten Blumen schmücken.

Beschreibungen für Meditationen und Rituale zu den einzelnen Gottheiten können Sie auch in meinem Buch „Yoga für den inneren Frieden“ nachlesen.


Yoga für den inneren Frieden In Harmonie mit den eigenen Gefühlen leben
Tanja Seehofer (Autor)
Yoga für den inneren Frieden
In Harmonie mit den eigenen Gefühlen leben


Tanja Seehofer
© www.tanjaseehofer.de
Tanja Seehofer

Tanja Seehofer ist Bewusstseinsforscherin, Dipl. Intuitions- Mental- und Wingwavecoach (u.a. Traumatherapie), Entspannungstherapeut mit dem Fokus Stressmanagement und Humanenergetik.

Sie unterrichtet Yogaklassen, Retreats, Workshops sowie Weiterbildungen im In- und Ausland und ist erfolgreiche Autorin der Bücher "Yin Yoga des Herzens", "Yoga gegen Burnout - gelassen und selbstsicher im Stress" und "Yoga für den inneren Frieden".

„Wie heilsam und schön ist es doch im Leben, sich selbst zu begegnen …“ Was genau damit gemeint ist, lernte sie auf sehr unsanfte Weise kennen. Nach einem tiefen Burnout und einer schweren Depression erfuhr sie auf ihrem Weg zur Heilung wie sehr Yoga - vor allem Yin Yoga und Vipassana Meditation - den Weg zur Gesundung beeinflussen. Sie kündigte nach 19 Jahren ihren Job als Casterin bei einer sehr bekannten Filmproduktion München und widmete sich ganz dem Yoga mit Schwerpunkt YIN YOGA, Yoga Nidra, Burnout-Prävention, Meditation und Stressmanagement. Tanja ist Ausbilderin im Fachbereich „Restoratives Yoga und Yoga Nidra“ und leitet Yin Yoga Teacher Trainings in Deutschland, Österreich, Schweiz. Ebenso wirkt sie als Yogacoach bei Filmproduktionen mit.

Direkt zur Homepage von Tanja Seehofer: www.tanjaseehofer.de

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