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Ich weiß, dass ich unsterblich bin


Dr. Ralph Skuban

Vom Glauben und vom Wissen

Unser Leben und Sterben sind immer konkret. Wir können darüber nachdenken und philosophieren, doch selbst die wunderbarste, klügste und überzeugendste Philosophie muss letztlich immer ein mentales Konstrukt bleiben: Niemals kann sie unser Leben und Sterben begreifbar machen. Greifbar ist allein das, was wir erfahren: an uns selbst oder in der persönlichen Begegnung mit anderen.

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© quinten149/unsplash


Was den letzten Punkt anlangt, da hat mir mein früherer Beruf reichlich Gelegenheit gegeben, hinzuschauen. 25 Jahre lang erlebte ich als Leiter einer Einrichtung für schwerst pflegebedürftige Demenzkranke überaus konkret das Zerfallen des menschlichen Körpers und Geistes, ein Zerfallen, das immer mit einer letzten Ausatmung zu jenem Zustand führt, den wir Tod nennen – ein Zustand, den wir um fast jeden Preis zu vermeiden suchen, weil wir ihn als summum malum deuten, das Schlimmste überhaupt. Ironischerweise können wir ihm nicht entgehen, was immer wir auch tun mögen. So mühen wir uns also, das physische Leben bis an die äußersten Grenzen des Möglichen auszudehnen und nehmen dabei viel Leid in Kauf, ohne jede Aussicht freilich, dem Körper seine Jugend zurückgeben oder ihn gar unsterblich zu machen.

In unserer intensiven Identifikation mit dem körperlichen Aspekt unserer Existenz fehlt uns ganz offenbar, was doch alle Traditionen der Menschheit immer wieder lehren, jener Punkt, an dem sie sich, alle Unterschiede überbrückend, treffen: dass wir trotz der Vergänglichkeit des Körpers im Kern unsterblich sind.

Im Kern, das ist nur ein anderer Begriff für das, was wir auch Seele nennen, freilich ohne einen klaren Begriff (im Sinne von begreifen) davon zu haben. Die meisten gehen mehr oder weniger selbstverständlich davon aus, dass es gar nicht möglich sei, die in den "Heiligen Schriften" der Menschheit versprochene Unsterblichkeit der Seele schon hier und jetzt zu erfahren, noch während wir im physischen Körper leben. Die Unsterblichkeit bleibt ein Versprechen, so scheint es, eines an das wir glauben mögen oder auch nicht, auf das wir vertrauen oder doch zumindest hoffen können ... oder eben nicht ...


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© urosjovicic96/unsplash


Glauben, vertrauen, hoffen: Das sind wunderbare Dinge, allein zum Wissen führen sie nicht. Mir war das immer zu wenig. Ich bin Wissenschaftler, noch dazu einer, der viele sterben sah. Und ich fragte mich in der Begegnung mit der Agonie des Menschen immer wieder: Was ist mit dem letzten Atemzug endgültig gegangen, das eine Sekunde zuvor noch zugegen war? Was belebte bis gerade eben noch den jetzt leblos geworden Körper? Woher kam, was uns das Leben schenkte und wohin wird es gehen, wenn wir das Leben einmal aushauchen ... vielleicht ja schon morgen ... ?

Die wissenschaftliche Zunft hält das Unterfangen, über die Unsterblichkeit nachzudenken, natürlich per se für unwissenschaftlich. Die Unsterblichkeit oder die Seele, das kann man nicht messen, wiegen, anfassen oder fotografieren. Eine Seele? Wer hat sie gesehen? Deshalb kann man, dieser Logik folgend, das ganze Thema gleich sein lassen und sich getrost allein den äußerlichen, scheinbar wichtigeren Fragen des Lebens und der Welt zuwenden, aufbauend auf der (absolut unbewiesenen) Annahme, dass alles, was ist, auf das Materielle zurückgeführt werden könne, sogar die Tatsache, dass wir Leben und Bewusstsein in uns tragen: der Mensch als ein zufällig entstandener Haufen von Zellen mit einem Bewusstsein als deren Epiphänomen, das heißt: Nebenprodukt. Die Reduzierung der Schöpfung und des Lebens auf das rein Physische nennt man materiellen Reduktionismus. Dieser ist, um es klar zu sagen, nur eine Annahme, die jedoch einen Wirklichkeitsanspruch erhebt und damit ebenso zum Dogma geworden ist wie die christlich-religiöse Behauptung von ewigem Lohn oder Strafe im Himmel oder in der Hölle.Wir sind also eingeladen, dieses oder jenes zu glauben. Zu glauben ... Die alte Religion der Kirchen? Oder doch die moderne Wissenschaft als neue Religion? Was wollen wir kosten vom Buffet der Dogmen? Welche "Wahrheit" schmeckt uns besser?


Du bist unsterblich, sagt der Tod Der Schlüsseltext der Upanishaden zur Vergänglichkeit
Ralph Skuban (Autor)
Du bist unsterblich, sagt der Tod
Der Schlüsseltext der Upanishaden zur Vergänglichkeit



Wenn uns die Frage von Leben und Tod nicht überhaupt egal ist, uns aber keine dieser beiden "Wahrheiten" anzieht, dann bleibt uns nur eines: Wir können versuchen, die Wahrheit selber herauszufinden, für uns selbst zu überprüfen, ob wir unsterblich sind oder nicht. Ganz konkret und experimentell. Ich behaupte nicht nur, dass das möglich ist, sondern dass ich diesen Beweis für mich selbst erbracht habe, als vielfach wiederholte, subjektive und ganz valide Erfahrung, so real wie die Zeilen dieses Textes, auf den Ihre Augen gerade gerichtet sind. Wir können selber zum Labor werden, Forscher und Forschungsobjekt sein und überprüfen, ob wir mehr sind als diese sterbliche Hülle, die wir Körper nennen. Dies ist der Weg, für den ich mich entschied. Und er führte mich über das Glauben hinaus zum Wissen. Ich weiß, dass ich unsterblich bin. Und ich weiß, dass auch Sie nicht sterben werden.


Die außerkörperliche Erfahrung


Es ist Jahre her, ein verschneiter Abend im Dezember. Ich arbeitete bereits mehrere Monate an der Übertragung und Kommentierung eines alten indischen Weisheitstextes, dem Yogasutra von Patanjali, die philosophisch-praktische Grundlage des Yoga als einem Weg der Meditation. In diesem Text, dessen Weisheit ich sehr schätze, stieß ich auf die kurze Erwähnung eines Phänomens, für das ich mich nicht nur aus wissenschaftlichen, sondern auch aus sehr persönlichen Gründen, der Begegnung mit dem Sterben nämlich, schon seit Jahren interessierte: Die außerkörperliche Erfahrung (AKE): Das Erleben, vollbewusst aus dem physischen Körper auszutreten, ihn von außerhalb - getrennt von mir selbst sozusagen - zu erleben. Als ich davon in diesem alten indischen Text las, war ich endgültig überzeugt: Es muss möglich sein. Ich beschloss, mich hinzulegen und nicht wieder aufzustehen, bevor ich nicht wenigstens für einen kurzen Moment aus meinem Körper ausgetreten sei. Es folgte eine lange Nacht. Ganze sechs Stunden lag ich bewegungslos in meinem Bett, keinen Finger rührte ich und wiederholte, einem Mantra gleich, diesen Satz: "Ich verlasse jetzt meinen Körper".

Nach langen Stunden erwartungsvoller Wachheit setzte eine Kette ungewöhnlicher Erfahrungen und energetischer Sensationen ein, allen voran ein intensives inneres Vibrieren, dessen Intensität mich an die Schwelle der Todesangst führte, in die ich mich schließlich hineinfallen ließ: Wenn es notwendig war, jetzt zu sterben, dann sollte es so sein. Dies war meine Haltung. Und im selben Moment dieses äußersten Loslassens, an der gefühlten (im Nachhinein betrachtet natürlich nur angenommenen) Schwelle zum Tod, an diesem Punkt also trat ich in einer euphorischen Erfahrung aus meinem Körper aus, ich schwebte über ihm, glückselig, dass es wahr ist: Ich bin nicht der Körper! Ich bin nicht der Körper! Ich bin viel mehr als das! Ich habe mich nur selbst begrenzt, solange ich glaubte, mein Körper und das Leben seien identisch. In den folgenden Jahren verließ ich noch viele Male meinen Körper, machte Experimente und beschäftigte mich mit diesem faszinierenden Phänomen erweiterten Bewusstseins. Heute weiß ich zweifelsfrei: Ich kann sein und leben auch ohne dies Gefäß, das mein Körper ist, in welchem ich vorübergehend wohne, um die Erfahrungen von Freud und Leid im Körper zu machen, um zu lernen und zu wachsen und schließlich in einen neuen – vielleicht auch uralten und schon sehr oft besuchten Erfahrungsraum – einzutreten.

Meine regelmäßigen Ausflüge in nicht-körperliche Erfahrungsräume, offenbarten neuerliche Selbstbegrenzungen und lehrten mich manche Demut. Der stärkste Faktor, der sich immer wieder zwischen mich und meinen Ausdehnungsprozess schiebt, ist die Angst vor dem Unbekannten. Doch jede Angst, durch die ich ging, ließ mich einen weiteren Schatz entdecken.

Hier ist nicht der Ort und Raum, von alledem im Detail zu berichten, ein zu großes Feld betreten wir da. Doch dieses möchte ich dazu unbedingt noch sagen: Würde mich einer fragen, was es nützen soll, sich ohne Körper zu erfahren, so würde ich ihm sagen: Dass ich ohne Zweifel weiß, dass ich nicht sterben kann. Und ich weiß ebenso, dass ich die Verantwortung trage für jeden Gedanken, jedes Wort und jede Handlung. Sie sind das Gepäck, im Guten wie im Schlechten, das ich einmal mit "nach drüben" nehme. Nach mir nicht die Sintflut. Ich bin ewig. Und Sie sind es auch. Wir alle sind unsterblich.


Dr. Ralph Skuban
© www.skuban.de
DR. RALPH SKUBAN

In der Philosophie des Ostens, in der Mystik überhaupt, fand RALPH SKUBAN die Tiefe des Suchens, um die es ihm geht; die Offenheit und Toleranz, die der institutionalisierten Religion zumeist fehlt, die Weisheit praktischer Psychologie – und dazu die Freude, eine tägliche Praxis in sein Leben zu integrieren.

In den letzten Jahren begann RALPH SKUBAN Bücher zu schreiben und Seminare zu halten. "Östliche Philosophie ist keine trockene Theorie, sondern es geht ihr um die Frage nach einem guten Leben, nach Sinn und Tiefe, und vor allem um die Suche nach unserer spirituellen Essenz, dem inneren Licht, das eins ist mit dem Höchsten. Die Essenz der Upanischaden und aller mystischen Wege der Menschheit lautet: DAS bist du. Tat Tvam Asi."

Direkt zur Website von Dr. Ralph Skuban: www.kaivalya-yoga.de
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