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Wie du als hochsensibler Mensch durch Minimalismus zu mehr innerer Ruhe gelangen kannst


von Jean-Christoph von Oertzen

Minimalismus als Lebensstil ist vielleicht nichts neues. Und doch war es für mich ein Weg, den ich erst einschlagen konnte, als ich meine Hochsensibilität erkannt habe. Daher möchte ich meine Erkenntnisse und Erfahrungen in diesem Artikel mit dir teilen. Vielleicht bist du am Ende sogar so motiviert, dass du einige der Vorschläge gleich mal ausprobieren möchtest.


Minimalismus?

“Die meisten Konsumkritiker hätten insgeheim auch gerne mehr Geld für Konsum.” - unbekannt

So denken wahrscheinlich die meisten bei dem Begriff “Minimalismus”. Ich gebe zu, habe ich am Anfang auch.

Doch Minimalismus bedeutet für mich übersetzt, alles Unnötige wegzulassen. Unnötig ist hier das Schlüsselwort. Alternativ kannst du auch “überflüssig”, “sinnlos”, “sinnentleert” oder ein für dich passendes Synonym einsetzen.

Sofa Pexels/pixabay 17
© Pexels/pixabay


Und wer definiert, was “unnötig” ist? Du! Das kannst nur du für dich selbst, daher gibt es keine allgemeingültigen Regeln für die Umsetzung. Jeder darf sich und seine Werte hinterfragen, um darauf eine Antwort zu finden. Das macht den Prozess zugegebener Weise etwas anstrengend, bisweilen sogar unangenehm ( etwas mehr füllen …). Doch am Ende wartet die Freiheit und mehr innere Ruhe durch weniger Impulse im Aussen. ( etwas mehr füllen …begeistert, wie toll das dann ist jeaaah!!).

Wahrscheinlich ist der Begriff Minimalismus zum ersten Mal in der Kunst aufgetaucht, in der die Künstler ihre Werke auf einfache und übersichtliche, meist geometrische Grundstrukturen reduziert haben. Man findet ihn (ihn den Begriff Minimalismus oder was genau?)  inzwischen in fast allen Lebensbereichen.

Doch im Zusammenhang mit der Hochsensibilität geht es mir in diesem Artikel besonders um die Gestaltung unseres Lebensraums. (Wie der Zusammenhang von Minimalismus und Hochsensibilität sich für unseren Lebensraum gestalten kann, darum ….. )

Denn was ist der Effekt, wenn man Dinge weglässt? Entgegen der Vermutung, dass etwas fehlen würde, rückt das Verbleibende immer mehr in den Fokus und gewinnt an Bedeutung.


Jedes Ding braucht Aufmerksamkeit

Heute ringen immer mehr Dinge um unsere Aufmerksamkeit. Unablässig prasseln Eindrücke auf uns ein, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Sei es Werbung, Fernsehen, die Beschallung in den Supermärkten, die schreienden Plakatwände, die unablässig mit Neuigkeiten vollgestopfte Pinnwand bei Facebook oder unsere blinkenden und piependen Smartphones.

Doch auch alles was wir bereits konsumiert haben, möchte unsere Aufmerksamkeit. Der neue Entsafter braucht einen Platz in der Küche und will benutzt werden. Und anschließend muss er natürlich gereinigt werden. Oder das neue Sofa will hingestellt und dekoriert werden. Natürlich muss das alte aber auch entsorgt werden, sei es in den Kleinanzeigen oder beim Wertstoffhof.


Die Dinge die wir besitzen, ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Sie binden unsere Zeit. Ist es das wert? Das ist die Frage die für mich hinter dem Minimalismus-Gedanken steht. Und niemand kann sie für mich beantworten, ausser mir selbst.


Als hochsensibler Mensch die eigene Aufmerksamkeit dosieren

Hochsensibilität bedeutet zunächst, dass wir Sinneseindrücke intensiver verarbeiten. Wenn man sich das vor Augen führt, scheint es ganz logisch, die Anzahl an Eindrücken zu reduzieren um das eigene System zu schonen, um Reserven für die “wirklich wichtigen” Dinge zu haben.

Viele hochsensible Menschen meiden daher typische Situationen mit vielen Sinneseindrücken, wie Konzerte oder Menschenmengen.


Sofa Pexels/pixabay 52
© Pexels/pixabay

Und vielleicht kennst du diese niedlichen, kleinen Geschäfte, die man manchmal noch findet: vollgestopft bis unter die Decke mit Kuriositäten und besonderen Dingen. Ein Regal neben dem nächsten und man weiß gar nicht wo man zunächst hinschauen soll. Vielleicht brennt irgendwo sogar ein Räucherstäbchen.

So romantisch solche Läden auch sein mögen, für viele hochsensible Menschen stellen sie eine riesige Herausforderung dar, da wir mit Sinneseindrücken nur so bombardiert werden. Jedes kleine Ding will gesehen werden. Es ist ja auch spannend - im wörtlichen Sinne - was es alles zu entdecken gibt.

Doch mit genau diesem Gedanken, dass jedes Ding, jeder Gegenstand den wir betrachten, auch einen Sinnesreiz auslöst, ein wenig oder auch ein wenig mehr unserer Aufmerksamkeit fordert, ist diese Schlussfolgerung logisch: die eigene Umgebung so einfach wie möglich zu gestalten, um die eigene Aufmerksamkeit zu dosieren.

Und damit heißt Minimalismus für mich eben nicht, in einem kargen und sterilen Raum auf dem Boden meine spärliche Mahlzeit aus einer alten Schüssel essen zu müssen. Sondern mich bei jedem Ding selbst zu fragen:


Und genau diese Fragen stelle ich mir regelmäßig mit allen Dingen, die ich besitze und auch, bevor ich mir einen neuen Gegenstand kaufe. Ich konsumiere also nach wie vor, nur viel bewusster.


Wo ich angefangen habe

Für mich ist und war das eine große Herausforderung, denn ich bin noch mit dem Gedankengut der Nachkriegsgeneration aufgewachsen: “Wer weiß, wozu man das nochmal brauchen kann…”.

Und so habe ich viele Dinge im Laufe der Jahre angehäuft. Große und kleine Dinge. Und alles will bekümmert werden. Denn selbst wenn es nur im Regal steht, muss es doch zumindest ab und zu abgestaubt werden und triggert in mir einen Gedanken, warum ich es mal gekauft habe und was ich damit machen wollte. Es verlangt nach Aufmerksamkeit.

Ein Beispiel war meine CD-Sammlung. Jahrelang habe ich die CD’s gehortet und natürlich auch gehört. Doch seit ein paar Jahren höre ich Musik eigentlich nur noch digital. Das ist für mich einfach praktisch, auf meinem Smartphone meine Lieblingslieder dabei zu haben, egal wo ich gerade bin.

Doch die CD’s standen nun mal im Regal. Zum Teil seltene Digipaks und Sonder-Editionen. Und spätestens als wir umgeräumt haben wurde mir klar, was für ein Ballast - im wahrsten Sinne des Wortes - meine Musiksammlung geworden war. Die Kisten hatten richtig Gewicht, Gewicht, das ich schleppen musste, obwohl ich gar keinen wirklichen Nutzen mehr davon hatte.

Doch so einfach weggeben konnte ich diese Schätze auch nicht.


Warum loslassen weh tut

Der Psychologe Brian Knutson von der Stanford University hat in einem Experiment untersucht, welche Hirnareale besonders aktiv sind, wenn wir uns von etwas trennen müssen. Die Region heißt Inselrinde und ist der Bereich in unserem Gehirn, der für die Verarbeitung und emotionale Bewertung von Schmerzen zuständig ist. „Scheiden tut weh“ ist also nicht nur ein Spruch, sondern neuro-biologische Realität.

Als ich die ersten CD’s bei einem Kleinanzeigen-Portal eingestellt habe, war ich richtig sauer, als die ersten Anfragen dafür kamen. Meinen Schatz für ein paar lumpige Euros verschleudern, so hat sich das angefühlt.

Erst als die meisten CD’s verkauft waren, passierte es plötzlich: als ich den neu gewonnen Platz im Wohnzimmer betrachtet habe, stellte sich ein Gefühl der Erleichterung ein. Er-leicht-erung. Durchatmen und ein Gefühl von Freiheit.

Mir das einzugestehen, hat wieder eine ganze Zeit gedauert.


Wenn es hart wird

Meine CD-Sammlung fand ich ja schon hart, doch der rationale Teil in mir konnte das mit dem Technologie-Wandel für mich innerlich begründen und so absegnen. Und ein paar Euros gab es auch noch dafür, mit denen man sich ja ein Trostpflaster kaufen könnte.

Doch dann ging es ans Eingemachte. Die Dinge, die ich gehortet hatte, mit der Begründung “das hat mal viel Geld gekostet” und “das kann man bestimmt noch mal brauchen”, für die man aber so wenig Geld auf dem Flohmarkt bekommen hätte, dass sich die Zeit dort zu stehen nicht gelohnt hätte bzw. sich keine Käufer gefunden habe.

Selbst zum verschenken hätte sich niemand gefunden. Für diese Dinge gibt es nur eine praktikable Lösung: den Wertstoffhof.

Und das tut wirklich weh!

Hier hat es mir geholfen, ein klares Ziel vor Augen zu haben. Ich möchte, dass meine Frau und ich unsere Besitztümer in einen halben Seecontainer einlagern könnten und frei wären, dorthin zu gehen, wo uns gerade der Sinn danach steht.

Das ist mehr ein ideelles Ziel. Eine Motivationshilfe um über den Trennungsschmerz hinweg zu kommen.

Das eigentliche Ziel ist es, meine Umgebung so zu gestalten, dass ich dort nur noch den Dingen meine Aufmerksamkeit widmen muss und darf, die auch einen Nutzen für mich haben und ich so als hochsensibler Mensch meine Aufmerksamkeit und meine Sinnesreize bewusster dosiere.


Fazit

Das Konzept des Minimalismus kann auf sehr viele Lebensbereiche übertragen werden. Als hochsensible Menschen verarbeiten wir Eindrücke intensiver. Daher kann die bewusste Reduktion an Eindrücken auf die Dinge, die uns förderlich sind, ein wichtiger Teil der eigenen Mental-Hygiene sein.

Besonders im Bereich des Konsum können wir hier einfach ansetzen, in dem wir uns zunächst von allem trennen, das unsere Aufmerksamkeit bindet und keinen Nutzen oder für uns wirklich wichtige Erinnerungen mehr bietet, auch wenn der Prozess am Anfang schmerzlich erscheint.

Wenn wir anschließend nur noch Dinge konsumieren, die unser Leben wirklich bereichern, ist das Konzept nachhaltig und gibt uns mehr Freiheit durch weniger gebundene Aufmerksamkeit und weniger Eindrücke die wir täglich verarbeiten müssen. Wir können dadurch offener sein und bleiben für das, was uns wirklich wichtig ist.


Der Autor über sich:


Jean-Christoph von Oertzen
© Jean-Christoph von Oertzen
Mein Name ist Jean-Christoph von Oertzen und Menschen kommen auf mich zu, wenn sie ihre Hochsensibilität als Segen statt als Bürde erkennen wollen.

Ich erreiche das, in dem ich dabei auch Pfeil und Bogen als Coaching Instrumente verwende.

Daraus ist mein Balanced Mind Konzept zum Bogenschießen entstanden, eine meditative Art von Bogenschießen, durch die besonders hochsensible Menschen zu mehr Selbst-Bewusstsein, Selbst-Vertrauen und so zu mehr Freiheit in ihrem Leben gelangen können.

In meinem Podcast “einfach hochsensibel” bekommst du jede Woche Tipps, Tricks und Strategien für den Umgang mit deiner Hochsensibilität.

Bogenblog: https://bogenblog.de

Balanced-Mind-Bogenschießen: https://bogenblog.de/bma

Podcast: https://einfach-hochsensibel.de
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