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Interview mit Dr. Manfred Mohr zum neuen Buch: Gebete ans Universum
Beten ist eine uralte spirituelle Praxis, die tief in unserer Kultur verwurzelt ist. Dr. Manfred Mohr – bekannt durch den Bestseller "Bestellung nicht angekommen" – lädt uns in seinem neuen Buch "Gebete ans Universum" dazu ein, das Beten in einer neuen Form wieder für uns zu entdecken. "Besonders, wenn es um schwierige Lebenssituationen geht, konnte uns das Gebet seit jeher Hilfe und Rückhalt vermitteln. Im Grunde ist das Gebet nur eine andere Form des Bestellens," so der Autor. Ob es Gebete für jede Lebenslage gibt und wir lernen können die Hinwendung an die Schöpfung als festen Bestandteil des Alltags zu begreifen, verrät uns Manfred Mohr im nachfolgenden Gespräch.
© Manfred Mohr
Manfred Mohr im LEBE-LIEBE-LACHE Interview mit Annette Maria BöhmLEBE-LIEBE-LACHE: Warum kommt das Beten für viele Menschen so "angestaubt" und vorgestrig rüber ?
MANFRED MOHR: Wenn ich in die Natur schaue, dann ist jedes Gänseblümchen auf der Wiese ein wenig anders. Jeder Baum hat eine andere Struktur, jeder Frühling kommt und geht ein wenig anders als der vorherige. Das Füllhorn der Natur schöpft aus einer unermesslichen Vielfalt. Im groben Rahmen der Jahreszeiten malt sie doch immer wieder jeden Winter, jeden Sommer besonders und neu.
Ich finde, an diesen immerwährenden Neuschöpfungen in der Natur könnte sich unsere christliche Kirche ein wundervolles Beispiel nehmen. Denn meiner Meinung nach ist nicht das Beten angestaubt, sondern allein die altehrwürdigen Strukturen und Riten unserer Kirche, die dann auf das Beten abgefärbt haben. Das Beten, die Hinwendung zur Schöpfung, wird uns nun einmal vom menschlichen „Bodenpersonal“ nahe gebracht. Und wenn man sich hier vor jeder Veränderung scheut, dann bleibt alles beim Alten, und damit eben nicht mehr zeitgemäß.
Laotse sagte: Das Harte und Starre begleitet den Tod. Das Weiche und Schwache begleitet das Leben.
Wenn etwas auf dieser Welt zu starr und unflexibel wird, dann stirbt es. Denn das Leben, wie unsere Natur uns zeigt, ist anpassungsfähig und flexibel. Wenn immer mehr Menschen aus der Kirche austreten, dann ist dies sicher ein Ausdruck der Tatsache, dass unsere Kirche in dieser Art nicht mehr zeitgemäß ist. Sie kann darum den heutigen Menschen nicht mehr erreichen.
Darum war für mich die Entdeckung des aramäischen Vaterunsers eine echte Offenbarung. Diese alte Sprache ist nicht in Stein gehauen, sondern jedes Wort kann sehr flexibel gedeutet werden. So bedeutet das Wort Blut gleichzeitig auch Wein. „Vater, der du bist im Himmel“, die erste Zeile unseres bekannten Vaterunsers, kann darum auch als Schöpfung, All-Einheit, Ursprung oder mütterliche Quelle verstanden werden. In seiner ursprünglichen Form ist das Vaterunser, wie es Jesus gesprochen hat, also eine regelrechte Einladung, es immer neu zu interpretieren, hinein zu fühlen, und mein eigenes Vaterunser daraus zu kreieren, wie es mir und meinem Herzen am meisten entspricht.
Ich würde sogar meinen, aus dieser Eigenschaft des Kerngebetes unseres Christentums ableiten zu dürfen, dass auch die ihm dienende Kirche eine ebensolche Flexibilität aufweisen und praktizieren sollte. Wenn ich darum auf den Punkt bringen soll, warum das Beten für viele von uns angestaubt erscheint, dann alleine aufgrund der Tatsache, dass bisher der Schwanz mit dem Hund gewackelt hat. Das Vaterunser in seiner ursprünglichen Form sollte wieder zur Basis unserer Kirche und damit zu unserem Verständnis von Gott werden. Dafür bete ich, und darum habe ich auch dieses Buch geschrieben.
© josemdelaa/pixabay
LEBE-LIEBE-LACHE: Wie definierst du Gott bzw. das Göttliche für dich ?
MANFRED MOHR: Nach dem eben gesagten ist wohl schon klar, dass sich Gott jeder Definition entzieht. Wenn unsere Natur, in dem sich seine Schöpfung zeigt, immer jung, elastisch und darum jeden Tag immer ein wenig anders zeigt, dann ist diese Flexibilität und Vielfalt für mich auch eine seiner grundlegenden Eigenschaften. Gott lässt sich genau darum auch nicht definieren oder verstehen, denn, um noch einmal Laotse zu bemühen, er ist wie das Tao: Das Nichts, in dem Alles enthalten ist.
Die beste Umschreibung für Gott stammt für mich von Johannes von Kastl:
Liebe ist der Weg Gottes zu den Menschen und der Weg der Menschen zu Gott.
Gott ist für mich darum am besten mit dem Wort Liebe zu erklären. Gott ist Liebe, und wenn wir lieben, sind wir auf dem Weg, finden wir zu Gott. Schon wieder entdecke ich darin, dass unser Verstand uns beim Ergründen der Schöpfung oder des Wirkens von Gott nicht weiter hilft. Denn Liebe ist Gefühl, Verbundenheit, Erfahrung. Gott kann man darum nicht verstehen, aber man kann ihn fühlen, erleben, erfahren. Das Beten dient seit jeher genau diesem Zweck: In Kontakt zur Schöpfung und zu Gott zu treten. Und Gott hat den Wortstamm „gut“. Beim Beten lade ich das Gute in mein Leben ein.
© johnhain/pixabay
MANFRED MOHR: Ganz genau. Ich würde sogar sagen, wir stehen gerade genau an diesem Punkt, an dem das weibliche Prinzip Gottes wieder neu entdeckt wird und seine Gleichberechtigung findet. Eben war ich mit meinen Kindern auf Malta und habe die ältesten Tempelanlagen Europas besucht, älter noch als die Pyramiden. Hier wurde noch die Mutter als Gottheit verehrt, was an vielen Skulpturen mit eindeutig weiblichen Rundungen zu erkennen ist.
Ältere Kulturen haben ja bereits die Mutter als Mutter Erde verehrt, und für mich steht zum Beispiel die Entwicklung des Umweltschutzes unter diesem Aspekt, unsere Erde wieder zu spüren, Verbindung mit ihr aufzunehmen, sie zu schützen und zu ehren. Nachhaltigkeit und ökologischer Landbau zum Beispiel haben auch diese Qualität.
Wenn wir die weibliche Seite Gottes wieder mehr anerkennen, wird das Göttliche hoffentlich für uns Menschen wieder mehr zur liebenden Mutter denn zum strengen Vater, der es jetzt sehr lange Zeit für uns war. Der weibliche Aspekt Gottes erklärt auch das vorher Gesagte: Gott ist Liebe. Und Gott entzieht sich dem (männlichen) Verstehen, sondern kann nur (auf weibliche Weise) gefühlt und erspürt werden.
LEBE-LIEBE-LACHE: Wie lassen sich im Tagesablauf kleine Gelegenheiten zum Beten entdecken ?
MANFRED MOHR: Für mich selbst hat es sich bewährt, den Tag gleich mit einem Gebet zu beginnen. Wer nun mal kein Frühaufsteher ist, kann dies auch später tun, oder am späteren Abend. Flexibel bleiben, ist die Devise, wie bereits gesagt.
Kleine, besinnliche Pausen sind aber ungemein wichtig. In unserer hektischen Zeit ist es sowieso ganz unabhängig vom Beten sehr hilfreich, ab und zu kleine Oasen der Ruhe in den hastigen Alltag zu integrieren. Dann gehe ich in der Mittagspause in einen Park, komme bei mir an, genieße die Natur und bete dann auch ein paar Momente lang. Mit ein wenig Übung kann ich auch beim Autofahren beten, in der Bahn oder vor jeder Mahlzeit. „Wer suchet, der findet!“! Am wichtigsten finde ich, wieder einen Fokus auf das Beten zu legen, mich daran zu erinnern und es immer wieder spielerisch in meinen Alltag zu integrieren.
LEBE-LIEBE-LACHE: Wie können Gebete bei einem Streit mit unserem Partner oder unseren Kindern helfen ?
MANFRED MOHR: Das mache ich am besten direkt:
Lieber Gott,
danke für dieses Kind.
In meinem Herzen bin ich voller Liebe.
Bitte lass es meine Liebe spüren, in jedem Moment.
Und führe meine Hände und Taten in deinem Sinne,
damit ich ihm das Beste angedeihen lassen kann.
Bitte schütze dieses Kind,
lass es groß werden und selbstbewusst,
lass es mit deiner Hilfe seinen Weg finden,
und schenk ihm den Mut, zu sich selbst zu stehen.
Darum bitte ich dich.
Amen.
Lieber Gott,
bitte löse diesen unnötigen Streit zwischen uns auf.
Lass uns unsere Liebe zueinander wiederfinden.
Im Moment haben wir sie verloren.
Schenk darum du uns deine Liebe.
Wir brauchen sie im Moment wirklich sehr.
Wir haben uns in Anklagen und Vorwürfen verloren.
Bitte lass uns wieder mit den Augen der Liebe einander anblicken
und unsere Herzen wieder zusammen finden.
Lass uns wieder einander gernhaben, wie am ersten Tag.
Ich übergebe diesen Streit an dich.
Bitte heile du ihn.
Bitte heile mich.
Bitte heile uns.
Darum bitte ich dich.
Amen.
© pompi/pixabay
LEBE-LIEBE-LACHE: Die Sprache Jesu war galiläisches Westaramäisch. Eine sehr sinnliche poetische Sprache. Die "harten" Übersetzungen der Bibel haben offensichtlich viele Genaration in die "Irre" geführt. Das wohl bekannteste Gebet der Menschheit ist das Vaterunser, das Jesus seine Jünger als Mustergebet gelehrt hat. Bei Matthäus 6,9-13 lautet das Vaterunser in der offiziellen, gemeinsamen evangelisch-katholischen Einheitsübersetzung so:
"Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt,
dein Reich komme, dein Wille geschehe im Himmel,
so auf der Erde.
Gib uns heute das Brot, das wir brauchen.
Und erlass uns unsere Schulden,
wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette
uns vor dem Bösen."
Nun scheint es in der aramäischen Muttersprache Jesu zum Beispiel das Wort " böse " so wie wir es heute tendenziell deuten, gar nicht zu geben. "Böse" wurde damals sinngemäß mit "unreif " übersetzt. Allein dies zu wissen, lässt ja eine deutlich liebevollere Interpretation des Gebetes zu... nicht wahr ?
MANFRED MOHR: Ja, finde ich auch. Mir hilft bei der neuen Deutung des Vaterunsers sehr, wenn ich meinen eigenen Umgang mit meinen leiblichen Kindern betrachtet. Vater/Mutter im Himmel, unsere himmlischen Eltern, sind doch auch so etwas wie Erziehungsberechtigte, die nur das Beste für uns möchten. Ich würde niemals erwarten, dass meine Kinder willentlich etwas Böses anstellen. Wenn sie etwas falsch machen, dann doch nur, weil sie es nicht besser wussten.
Khalil Gibran sagt: „Was ist das Böse anderes als das Gute, vom eigenen Hunger und Durst gequält?“
In diesem Sinne können wir nur „böse“ werden, wenn uns etwas fehlt, nach dem wir dann hungern und dürsten. Nach Mutter Teresa ist jedes Problem, das sich mir auf dieser Welt zeigt, ursprünglich ein Problem zwischen mir und meinem Gott. Wenn Gott verloren gegangen ist in meinem Leben, fehlt er mir. Dann hungere ich nach ihm. Beten kann diese Suche an ihr Ziel führen.
LEBE-LIEBE-LACHE: Was verstehst Du unter der Kunst des lauten Schweigens ?
MANFRED MOHR: Buddha hat gesagt: Die Stille ist das lauteste der Worte. Meine Erfahrung ist, manchmal ist es besser, zu schweigen, statt viel zu reden. Manchmal spüre ich in einem Gespräch mit einem Menschen, dass es hier besser ist, innerlich zu sprechen, indem ich für ihn bete. Das habe ich als „lautes“ Schweigen bezeichnet. Ich bete dann in meinem Herzen für diesen Menschen, Gott möge diesem Menschen beistehen, und dieses bestimmte Problem für ihn lösen.
Genauso kann ich auch für mich laut schweigen, wenn ich spüre, ich selbst habe ein Problem mit einem anderen Menschen, und spüre, zu reden bringt uns beide hier nicht weiter.
LEBE-LIEBE-LACHE: Warum ist es so wichtig beim Beten ins Gefühl zu gehen ?
MANFRED MOHR: Die Verbindung zu meinem Gott, die ich im Beten suche, findet in meinem Herzen statt, und ist alleine Sache meines Gefühls. Beim Beten errichte ich in meinem Herzen einen Tempel, in den ich Gott einlade. Im Herzen finde ich in die Liebe. Setze ich Gott mit dem Universum gleich, dann erklärt dies auch, warum Bestellungen ans Universum am besten ausgeliefert werden, wenn ich sie in Liebe und Dankbarkeit aufgebe. Beim Beten wie auch beim Bestellen ist das Fühlen besonders wesentlich.
Denn über unser Gefühl „sprechen“ wir mit unserem Gott, und im Herzen können wir beim Fühlen auch mit ihm verschmelzen. In der Hauptsache sind wir nun einmal vor allem fühlende, erlebende Geschöpfe.
Wenn wir uns selbst wieder mehr spüren würden, kämen Gott und unser Universum uns wieder viel näher. Weil wir unsere moderne Welt vor allem verstehen wollen, sind uns das Fühlen und damit unser Gott immer mehr abhanden gekommen. „Werdet, wie die Kinder“, fordert uns die Bibel auf, und meint damit sicherlich, wieder mehr ins Fühlen zu finden, wie es Kinder noch zu tun vermögen.
Mutter Teresa empfiehlt uns ebenfalls, wir sollten zu Gott gehen wie ein kleines Kind. Denn ein Kind kann seine Gefühle noch ganz einfach ausdrücken, und zwar so, dass Gott sie versteht.
LEBE-LIEBE-LACHE: Wie passt Beten und Wünschen zusammen ?
MANFRED MOHR: Beim Gebet wende ich mich an eine höhere Macht. Darum ist es für mich unwesentlich, ob ich diese Kraft „Gott“ oder „Universum“ nenne. In jedem Fall trete ich dabei in Kontakt zu etwas Höheren, das viel größer ist als ich selbst. Daran wird schon die enge Verwandtschaft zwischen dem Beten und dem Bestellen deutlich.
Beten und Bestellen sind so etwas wie Geschwister. Sie stammen aus derselben Familie, auch wenn sie unterschiedliche Arten der Verbindung zur Schöpfung anbieten. Das Bestellen drückt in zeitgemäßer Weise aus, dass es eine Instanz außerhalb von uns gibt, mit deren Hilfe wir positiven Einfluss auf unser Leben nehmen können. Statt in einer Art Glaubensstreit auszubrechen, sollten das Beten und das Bestellen sich auf das beiden gemeinsame Ziel konzentrieren, uns Menschen eine Rückbindung an eine höhere Macht zu ermöglichen, die immer durch uns wirken kann.
© Manfred Mohr
Manfred Mohr war mit der im Oktober 2010 verstorbenen Bestsellerautorin Bärbel Mohr verheiratet und lebt mit ihren gemeinsamen Zwillingen in der Nähe von München. Er führt ihr geistiges Erbe weiter.
www.manfredmohr.de
Manfred Mohr
Gebete ans Universum
Wie wir Hilfe für die wirklich wichtigen Dinge im Leben erhalten
Beten ist eine uralte spirituelle Praxis, die tief in unserer Kultur verwurzelt ist. Manfred Mohr – bekannt durch den Bestseller »Bestellung nicht angekommen« – lädt dazu ein, das Beten in einer neuen Form wieder für uns zu entdecken. Besonders, wenn es um schwierige Lebenssituationen geht, konnte uns das Gebet seit jeher Hilfe und Rückhalt vermitteln.
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